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Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Titel: Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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ist jetzt, daß ich meine Experimente fortsetzen kann.«
    Ein fanatisches Funkeln trat in seine Augen, als er sich zu Jennifer umwandte, die dem Gespräch verständnislos gelauscht hatte. Sie begriff immer noch nicht, was um sie herum vorging. Auch wenn nirgendwo etwas von dem Unhold zu sehen war, der sie niedergeschlagen hatte, beruhigte sie das nicht im geringsten. Anscheinend war sie in eine Versammlung von Wahnsinnigen geraten. Waren das die Menschen, die sie vor ihrer Ohnmacht gehört hatte? War sie bei ihrer scheinbaren »Rettung« vom Regen in die Traufe geraten?
    »Bitte, lassen Sie mich gehen!« flehte sie schluchzend. »Ich werde niemandem erzählen, was ich gesehen und gehört habe, aber tun Sie mir nichts!«
    »Schweig!« befahl Dr. Jackson hart, dann überzog ein beinahe freundliches Lächeln sein Gesicht. »Sieh mal, hier geht es um bedeutende wissenschaftliche Experimente, und für den Fortschritt sind manche Opfer unumgänglich, das wirst du doch sicher verstehen, nicht wahr? Zu meinem Bedauern komme ich vorläufig noch nicht ohne eine gewisse Menge an Menschenblut aus.«
    Immer noch lächelnd zog er einen Dolch unter seinem Gehrock hervor...

    * * *

    Der Regen hatte bereits nachgelassen, und die Abstände zwischen Blitz und Donner wurden länger, als ich das Haus Dr. Grays erreichte. Ich ließ den wuchtigen Türklopfer ein paarmal niedersausen.
    Wie nicht anders zu erwarten, brannte zu dieser späten (oder je nach Standpunkt frühen) Stunde nirgendwo im Haus mehr Licht, aber der Lärm hätte ausgereicht, einen Toten aufzuwecken.
    Es dauerte kaum eine Minute, bis die Tür einen Spaltbreit geöffnet wurde, gerade so weit, bis sich die vorgelegte Sicherheitskette spannte. Dahinter kam das verschlafene Gesicht eines Butlers zum Vorschein; offensichtlich hatte ich ihn aus tiefstem Schlaf gerissen.
    Ich kannte den Mann nicht, wahrscheinlich hatte Gray ihn erst während meiner unfreiwilligen Weltreise eingestellt.
    »Was wünschen Sie?« fragte er scharf.
    Die Begrüßung war nicht gerade höflich und durchaus nicht das, was ich von Grays Angestellten gewohnt war. Unter anderen Umständen hätte ich in gebührender Form darauf geantwortet, aber jetzt schluckte ich die scharfe Entgegnung herunter, die mir auf der Zunge lag, und bemühte mich um ein halbwegs freundliches Lächeln.
    »Es tut mir leid, so spät zu stören, aber ich muß mit Dr. Gray sprechen. Sofort. Es ist wichtig.«
    Der Mann musterte mich, und was er sah, schien ihm ganz und gar nicht zu gefallen.
    Ich konnte es ihm nicht einmal verdenken. Meine verdreckte, notdürftig geflickte Kleidung sah aus, als hätte ich sie irgendwo aus einer Mülltonne geklaut; dazu kam der Regen, und da mir während der ganzen Überfahrt speiübel gewesen war, war ich nicht einmal dazu gekommen, mich zu rasieren. Ich mußte einen alles andere als vertrauenerweckenden Eindruck auf ihn machen. Mit Sicherheit jedenfalls nicht den Eindruck eines Mann, mit dem jemand wie Gray verkehrte.
    »Ich – äh, ich glaube kaum, daß Dr. Gray Sie jetzt empfangen wird. Wissen Sie überhaupt, wie spät es ist? Wenn Sie ein Anliegen haben, dann kommen Sie doch bitte morgen...«
    Noch während er sprach, versuchte er, die Tür wieder zu schließen. Da ich inzwischen meinen Fuß in den Spalt gestellt hatte, blieb es beim Versuch.
    »Bitte, es ist äußerst dringend«, sagte ich noch einmal mit erzwungener Ruhe. Nach der stundenlangen Wanderung durch den Regen und dem seltsamen Überfall, gepaart mit Sills noch seltsamerer Reaktion, verspürte ich keinerlei Lust, lange mit diesem Idioten zu diskutieren, auch wenn er nur das tat, was er für seine Pflicht hielt.
    »Sagen Sie Gray, daß Robert Craven ihn sprechen möchte, dann wird er mich empfangen.«
    Die erhoffte Zauberwirkung bei der Nennung meines Namens blieb aus. Anscheinend hatte der Butler ihn zuvor noch nicht gehört.
    Sein Gesicht wurde noch abweisender, als er auf meinen im Türspalt plazierten Fuß blickte, aber zugleich stahl sich auch ein unsicheres, ein wenig ängstliches Funkeln in seinen Blick. Wenn man um diese Zeit von einem so fragwürdigen Subjekt belästigt wurde, wie ich es in seinen Augen zweifelsohne darstellte, konnte das nur Ärger bedeuten. Ich konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Wahrscheinlich überlegte er, wie er mich am einfachsten abwimmeln konnte, ohne Gefahr zu laufen, daß ich ihm kurzerhand die Tür einrannte.
    »Hören Sie, ich möchte wirklich keinen Ärger«, sagte er

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