Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Titel: Der Hexer - NR48 - Geistersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
noch einen Augenblick zuzuhören.«
    Denham erhob sich.
    »Ich werde mich so kurz wie möglich fassen«, begann er. »Aber einige Dinge sollten Sie doch noch erfahren. Wir konnten bei Priscylla in letzter Zeit keine Anzeichen einer geistigen Labilität oder Verwirrung mehr feststellen. Deshalb sind wir zu dem Entschluß gekommen, einer Entlassung zuzustimmen, allerdings nur unter der Bedingung, daß Sie das Sanatorium im Falle einer neuen Krise von jeder Schuld freisprechen. Wir haben ein Formular vorbereitet, in dem Sie...«
    »Was soll das bedeuten?« fiel Dr. Gray ihm ins Wort. »Ich denke, Priscylla ist gesund? Warum also eine solche Erklärung? Sie wissen, daß so etwas nicht üblich ist.«
    »Sicher ist Priscylla gesund«, entgegnete Denham ruhig. »Aber unter normalen Umständen würden wir sie noch für eine Weile zur Beobachtung hierbehalten, um jedes Risiko auszuschließen. Deshalb können wir die Verantwortung nicht übernehmen. Wenn wir uns überhaupt jetzt schon einverstanden erklären, dann ist das nur ein Entgegenkommen unsererseits, da wir die Gefahr für sehr gering halten. Falls es Ihnen allerdings anders lieber ist, Mr. Craven...«
    »Geben Sie schon her, ich unterschreibe«, rief ich, ohne meinen Blick von Pri abzuwenden.
    »Laß mich das Schriftstück wenigstens vorher lesen«, bat Gray. Fordernd streckte er die Hand aus. Denham gab ihm das Formular.
    »Sie erhalten natürlich auch ein Protokoll über den Verlauf der Krankheit und der Behandlung«, fuhr er an mich gewandt fort. Ein paar Sachen muß ich Ihnen allerdings noch selbst erklären.«
    In den nächsten Minuten ließ er sich über die Geisteskrankheit Priscyllas aus, entgegen seiner anfänglichen Ankündigung keineswegs knapp, sondern reichlich ausschweifend, wie es mir vorkam.
    Ich verstand kaum ein Wort von dem, was er sagte. Mir fiel auf, daß er Pri immer wieder seltsame Blicke zuwarf, die ich nicht deuten konnte. Warm spürte ich ihren Körper an meiner Seite, und ihre Blicke machten mich fast verrückt. Meine Ungeduld wuchs von Minute zu Minute, bis ich es schließlich nicht mehr länger aushielt.
    »Wie Sie sagten, kann ich das ja alles dem Protokoll entnehmen. Es ist also unnötig, es mir zu erzählen«, platzte ich heraus. Denham warf mir einen bitterbösen Blick zu. Ich ignorierte ihn. »Was ist mit dem Formular?«
    »Ich rate dir von einer Unterschrift ab«, antwortete Gray. »Aber da du ohnehin nicht auf mich hörst... Rein rechtlich ist die Erklärung in Ordnung.«
    Ich griff nach dem Papier und unterschrieb.
    »Damit wäre dann wohl alles geklärt«, sagte ich laut und kümmerte mich auch diesmal nicht um die bösen Blicke, die mein Verhalten erntete. »Auf Wiedersehen, meine Herren.«
    Ich verabschiedete mich hastig und wandte mich gemeinsam mit Gray und Priscylla zur Tür. Denham ergriff meinen Arm.
    »Einen Augenblick noch, Mr. Craven«, bat er so leise, daß nur ich es hören konnte.
    »Was ist denn noch?« fragte ich ungeduldig.
    »Ich muß Ihnen noch etwas Vertrauliches unter vier Augen sagen. Es ist wirklich wichtig und wird nur einen Augenblick dauern.«
    Etwas in seiner Stimme ließ mich aufhorchen. Widerwillig löste ich mich von Priscylla. »Geh schon mit Gray vor, ich komme sofort nach«, sagte ich und trat einige Schritte zur Seite. »Also, was gibt’s?«
    »Auch wenn Ihre Verlobte weitgehend gesund ist, zeigt sie doch manchmal noch ein seltsames Verhalten«, stieß der Arzt leise hervor. »Sie reagiert allergisch, und zwar ziemlich heftig auf Spiegel. Ich würde Ihnen empfehlen, diese für eine Weile aus Ihrem Haus zu entfernen.«
    Großer Ernst schwang in seiner Stimme mit. Ich schluckte meinen Ärger hinunter.
    »In Ordnung«, sagte ich. »Danke für den Hinweis.«
    Dann eilte ich Priscylla nach. Als ich das Portal des Sanatoriums durchschritt, überfiel mich für einen Sekundenbruchteil leichter Schwindel. Ich hatte das vage Gefühl, anstelle der zweiflügeligen Holztür etwas ganz anderes zu sehen, doch die Zeit reichte nicht aus, um zu erkennen, um was es sich handelte. Das Gefühl verflog so schnell, wie es gekommen war.
    Und als ich Priscylla gleich darauf erreichte, vergaß ich es vollends. Gray hatte auf der gegenüberliegenden Sitzbank Platz genommen und schaute diskret aus dem Fenster der Kutsche, während die Welt bei einem langen und leidenschaftlichen Kuß um uns herum verblaßte.

    * * *

    Reglos starrte Shadow dem Wesen entgegen, das vor ihr in einer Wolke goldenen Dunstes Gestalt annahm. Bevor

Weitere Kostenlose Bücher