Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Titel: Der Hexer - NR48 - Geistersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
keine Wirklichkeit, und doch existent.
    Geschaffen als eine tödliche Falle, die Abenteurer anlocken sollte, doch zu diesem Zweck mußte sie zumindest äußerlich den Anschein von Schönheit erwecken. Da keiner der GROSSEN ALTEN fähig war, Schönheit zu empfinden, geschweige denn zu erschaffen, hatte es minderer Kreaturen bedurft, nach deren Vorstellung sich das Land formen ließ. Mit dem Tode des Wächters gab es nichts mehr, was die Illusion aufrechterhalten konnte.
    Jeder Stein, jede der bizarren, verdorrten Pflanzen, sogar der Boden und die Luft selbst waren vom Pestodem des Bösen erfüllt und strahlten Haß und absolute Fremdartigkeit aus. In der Ferne ragte das schwarze Onyxschloß auf, nun auch bei Tage nicht länger ein Trugbild vollendeter Schönheit, wie auch die umliegende Landschaft immer rascher ihre Maske lockender Lieblichkeit verlor und statt dessen ihren wahren Charakter offenbarte.
    Die Blumen und Büsche wurden zu abgrundtief häßlichen und abstoßenden Dingen, nicht Pflanze und nicht Tier; die Blüten und Blätter formten sich zu gierig klaffenden Mäulern mit rasiermesserscharfen Reißzähnen, ihre leuchtenden Farben verwandelten sich in nachtschwarze Finsternis. Die Zweige der Bäume peitschten wie Tentakel auf der Suche nach einem Opfer umher. Der Boden war nicht länger fest, sondern hatte sich in einen stinkenden, modrigen Sumpf verwandelt. Alles begann sich zu verändern, und schon bald würden auch die letzten Spuren menschlichen Einflusses getilgt sein; die Zeit würde nach und nach die Erinnerung daran auslöschen, wie dieser Teil Kadaths sich so lange Zeit wenigstens bei Tage präsentiert hatte.
    Allein der Anblick des toten Landes mit seinen unzähligen Fallen und Gefahren, seiner auf unbegreifliche Weise in sich verdrehten Symmetrie und den Winkeln, die es nach menschlichem Vorstellungsvermögen nicht geben durfte, die sich um mehr als dreihundertsechzig Grad krümmten und selbst parallel verlaufende Linien sich kreuzen ließen, hätte ausgereicht, einen Menschen binnen weniger Sekunden in Wahnsinn und Tod zu treiben.
    Aber Shadow war kein Mensch. Sie nahm alles um sich herum deutlich wahr, doch sie verlor nicht den Verstand, und die Schrecken konnten ihr nichts anhaben. Sie vermochte die fremde Symmetrie zu begreifen, spürte den Biß der reißenden Zähne und den Sumpf, der wie mit schlammigen Händen nach ihren Füßen griff und sie in seine schwarze Tiefe herabzureißen versuchte. Alles war zu einem Teil ihres Gefangenenlebens geworden, aber nichts davon konnte ihr etwas anhaben. Sie verspürte nicht einmal Schmerz, wenngleich sie manchmal auch dachte, daß ein schneller Tod eine Erlösung gegenüber ihrem Schicksal dargestellt hätte. Aber sie konnte nicht sterben, weil kein Engel jemals wirklich starb. Denn das war sie.
    Eine El-o-hym.
    Ein Engel. Und mehr noch als das: Einer der vier Engel.
    Korathan. Uriel. Kylodrial. Shadow. Man hatte ihr Viele Namen gegeben, einer so passend und unpassend wie der andere; nur geschaffen, um den Kontakt mit den Menschen zu erleichtern.
    Aber sie hatte versagt. Wie ihr Bruder Lucifer war sie gefallen, und vielleicht war ihr Verrat sogar noch schlimmer, denn es war ein doppelter.
    Sie hatte einen Pakt mit dem UNAUSSPRECHLICHEN geschlossen, und sie hatte auch ihn gebrochen. Und sie hatte sich gegen die ehernen Gesetze ihres Volkes aufgelehnt – SEINE Gesetze. Und warum?
    Aus Liebe, gab sie sich selbst die Antwort; Liebe zu einem Menschen, der dieses Gefühl nicht einmal erwidert hatte: Robert Craven.
    Sie wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, bis sie ihre Sinne wieder für ihre Umgebung öffnete. Es erforderte selbst für sie einen immensen Kraftaufwand, sich hier zu behaupten. Auch ihr drohte Gefahr, anders als bei einem Menschen, und die Bedrohung galt weniger ihren Körper als vielmehr ihrer Seele. Das allgegenwärtige Böse war tückisch; es drang wie ein schleichendes Gift in ihr Bewußtsein. Man hatte sie hierher verbannt, in dem Glauben, daß sie diesem Einfluß irgendwann zum Opfer fallen würde, weil Kadath ein unüberwindliches Gefängnis wäre. Doch das war es nicht; nicht mehr.
    Dennoch würde es noch lange dauern, bis sie sich vollends befreien konnte, unter Umständen zu lange, um das drohende Verhängnis abzuwenden. Wenn Craven nur endlich verstehen würde, was um ihn herum geschah! Aber weder er noch sein sonst so scharfsinniger Freund Lovecraft begriffen die Wahrheit, sondern suchten nach anderen Ursachen für alles, was

Weitere Kostenlose Bücher