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Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen

Titel: Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Bernhardt
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interessieren«, entgegnete der schwarzgekuttete Mann.
    »Meister Thorodos!«, korrigierte der Alte scharf. »So viel Zeit muss sein. Also, was wollt Ihr?«
    »Meister? Den Titel habt Ihr längst verwirkt, Apostat!«, giftete der Fremde.
    »Weder Ihr, noch der Rat haben das Recht, einen Meistertitel wieder zu entziehen. Das solltet Ihr eigentlich wissen«, belehrte Thorodos kühl.
    »Recht hat man nicht, Recht nimmt man sich!«, lachte der Mann, um dann weiter zu spotten: »Aber der Rat ist sicher bereit, Euch in dieser… Angelegenheit anzuhören. In der Tat, wie mir zu Ohren kam, hat er großes Bedürfnis nach Eurer… Gesellschaft oder nach Eurem… Tod. Die Entscheidung liegt allein bei Euch.«
    »Eine einfache Entscheidung«, lachte Thorodos und fixierte den fremden Mann dann mit finsterem Blick.
    »Oh, welch großen Gefallen Ihr mir damit doch tut!«, freute sich dieser. »Apostaten ihrer legitimen Strafe zuzuführen, ist mir eine mehr als angenehme Pflicht. Ein Privileg sogar, würde man meinen. Aber an Euch werde ich besondere Freude haben.«
    »Ihr sprecht von Recht?«, lachte Thorodos bitter.
    »Hocatin kann Euch nicht länger schützen, Verräter«, fuhr der Mann mit jetzt gereizter Stimme fort. »Leider muss ich Euch ein letztes Mal fragen, ob Ihr freiwillig kommt. Also?«
    »Niemals!«, bellte der Alte. »Ich hoffe für Euch, der Rat hat jemanden geschickt, der… weiß, was er tut.«
    »Ihr langweilt mich, alter Mann«, maulte der Fremde und fuhr dann ernsthaft fort: »Ich nehme an, Ihr habt nicht vergessen, wie man sich ehrenvoll duelliert?«
    »Mit Nichten«, sagte Thorodos mit starker Stimme. »Auch wenn ich mich wohl wundern muss, dass das Wort Ehre in Eurem Wortschatz überhaupt einen Platz gefunden hat.«
    Nikko war wie festgewachsen, als er die beiden beobachtete. Zu verwirrt war er, um sich überhaupt zu fragen, was hier gerade geschah. Die beiden Männer standen sich nun direkt gegenüber und hielten die Hände jeweils vor sich, als ob sie etwas gestikulierten wollten.
    »Bereit?«, fragte der schwarzgekleidete Fremde.
    Jetzt ging alles sehr schnell. Nikko hörte ein entferntes Klicken! Ein Surren! Dann ein dumpfer Ton. Thorodos sackte sogleich mit einem gequälten Stöhnen in sich zusammen, als ob der letzte Lebenshauch aus ihm entwich! Der entsetzte Junge hielt sich die Hand fest vor seinen Mund, um einen lauten Aufschrei im Keime zu ersticken. Mit großen schreckerfüllten Augen starrte er auf den Platz, wo Thorodos jetzt lag und eine rote Blutlache langsam unter ihm hervorquoll.
    »Alter Narr!«, lachte der Fremde laut.
    Dann gesellten sich drei weitere Figuren zu ihm. Alle drei waren dunkel gekleidet, jedoch nicht in Roben, sondern in Leder und Leinen. Einer trug eine große Schusswaffe, einem Bogen ähnlich, nur querliegend. Die anderen beiden hatten lange Messer.
    »Wo ist der andere?«, fragte einer der Männer eiskalt.
    Nikko stockte der Atem, als er feststellte, dass sich die Frage wohl auf ihn bezog. Er wusste nicht, ob er jetzt nicht um sein Leben rennen musste. Jedoch war er noch immer wie versteinert.
    »Egal«, meinte der Mann in der Robe unbeeindruckt. »Macht euch fertig für den Rücktransport.«
    »Meister, wir sollten keine Zeugen am Leben lassen«, protestierte einer der anderen Männer. Ein finsterer Blick ließ ihn jedoch sofort verstummen.
    Der Mann in der Robe holte dann einen Beutel aus seinen Kleidern hervor und verstreute mit großer Sorgfalt ein weißes Pulver um den ganzen Lagerplatz herum. Schließlich deutete er der Gruppe, sich innerhalb der Markierung zu versammeln. Er gesellte sich sodann zu ihnen und gestikulierte etwas mit seinen Armen. Genaueres konnte Nikko nicht erkennen, da der Fremde ihm nunmehr den Rücken zukehrte. Plötzlich jedoch, von einem Augenblick auf den anderen, war die ganze Gruppe einfach verschwunden, als ob sie sich in Luft aufgelöst hätte!
    Wie lange Nikko versteinert da stand, ohne sich zu rühren, wusste er nicht. Nach einer Zeit jedoch erwachte er kurz aus seiner Starre und begab sich wie in Trance zum Lagerplatz. Es war jetzt dunkel und eiskalt, aber er konnte nicht klar denken. So setzte er sich kauernd nieder und starrte hilflos in die Weite, die fast so finster schien, wie das schwarze Loch in seinem Kopf, das alle Gedanken verschluckte.

Drittes Kapitel: Schrecken ohne Ende
    A m nächsten Morgen erwachte Nikko mit fürchterlichen Kopfschmerzen aus seiner Benommenheit und verspürte Schüttelfrost. Der zitternde Junge fühlte

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