Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
jedoch kein Wort geschrieben stand. Als er versuchte, das Buch zu öffnen, gelang dies aber nicht. Die Seiten waren wie zusammengeklebt! So sehr er es auch versuchte, das Buch ging einfach nicht auf. Enttäuscht legte Nikko es schließlich zur Seite und fuhr fort, den Inhalt des Rucksacks zu inspizieren. Alles was er darin noch fand, war ein seltsamer Stab. Ein wunderschönes Stück, aus silbrigem Metall gefertigt und mit feinsten Gravuren verziert. So lang wie sein Unterarm etwa war das ganze Artefakt. An einem Ende verzierte es ein blau leuchtender Kristall, dessen unzählige Facetten das Licht geheimnisvoll brachen.
Nikko nahm den Stab in seine rechte Hand und verspürte sogleich ein prickelndes Gefühl, das ihn ein wenig an den Stärkungstrank erinnerte, den der Alte ihn hatte auf dem Pass trinken lassen. Langsam stand er auf und richtete den Stab auf einen kleinen Busch in einigen Schritten Entfernung, ohne zu wissen warum. Plötzlich schoss ein gewaltiger Blitz aus dem Kristall und schnellte auf den Busch zu, um diesen dann in gleißendem Licht zerbersten zu lassen! Nichts als ein brennendes Gerippe blieb von dem Gewächs. Nikko fielen fast die Augen aus dem Wuschelkopf. Eine Waffe! Und was für eine.
Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, den Stab an weiteren Büschen und Steinen ausgiebig zu erproben. Er stellte fest, dass er die Stärke es Blitzstrahls sogar dosieren konnte, wenn er sich nur genug darauf konzentrierte. Auch hatte der Stab eine erstaunliche Reichweite. Viele Steinwürfe weit konnte Nikko den Strahl senden, obwohl dieser auf längeren Distanzen an Wucht einzubüßen schien.
Nachdem er fürs erste genug mit seiner neuen Waffe gespielt hatte, kehrten seine Gedanken zur entscheidenden Frage zurück. Sollte er zurück über den Pass, oder doch weiter in Richtung Hymal? Das Wetter schien jetzt eher gegen die Berge zu sprechen, denn Wolken hatten begonnen, sich unheilvoll zusammenzuziehen. Hoch im Gebirge könnte dies leicht Schnee und Sturm bedeuten, wo er hier unten wohl nur nass werden würde. Die neue Waffe gab ihm zudem die Zuversicht, den Gefahren in Hymal gewachsen zu sein. Außerdem war der Außenposten sicherlich nicht weit. Hymal also, beschloss er fest und verbannte jeden Zweifel.
Während der vielen Stunden, in denen Nikko dem Pfad weiter das Tal hinab folgte, kam er sich furchtbar einsam vor. Oft dachte er an den alten Thorodos und sein bizarres Ende. Dann krochen wieder Trauer und Angst in sein Herz, um dort zu dunkler Schwere zu verquellen, die ihm die Zuversicht raubte. Er hoffte auch, dass der Fremde und seine mörderischen Schergen weit genug weg waren. Der Mann in der schwarzen Robe schien jedoch kein weiteres Interesse an ihm gehabt zu haben. Außerdem hatte er jetzt ja eine Waffe und würde sich schon zu wehren wissen.
Nach einem kurzen Regenschauer hatte sich der Himmel wieder aufgeklärt. Es war jetzt später Nachmittag und es schien, dass Nikko fast aus dem Tal heraus war. Der Junge hatte nun einen klaren Blick auf die noch weiter tiefer gelegene Ebene von Hymal. Ein wenig unterhalb seiner Position mündete der plätschernde Bach, dem der Pfad noch immer folgte, in einen größeren Fluss, der aus einem dichten Wald im Norden hervorquoll. Die weite Ebene im Osten hingegen war bar jeden Baums. Nie hatte der Junge je so weit in Ferne blicken können. Stets hatten hohe Berge seinen Blick versperrt. Alles, was er sah, war grünes Gras und kleine Büsche, soweit das Auge reichte.
Als er jedoch genauer guckte, entdeckte er schließlich einen kahlen Hügel, auf dem etwas gebaut zu sein schien. Genauer konnte er es nicht erkennen. Dazu war er noch viel zu weit entfernt. Handelte es sich dabei um den Außenposten? Selbst wenn nicht, so würde er sich von dort oben bestimmt einen guten Überblick über die weite Ebene verschaffen können. Also war der einsame Berg sein nächstes Ziel, solange jedenfalls, wie sich kein besseres fand.
Als der Weg Nikko wenig später zu der Stelle führte, wo der Bach aus den Bergen in den Fluss aus dem Wald mündete, stellte der Junge entgeistert fest, dass der Pfad hier zu enden schien. Wahrscheinlich musste er den Fluss durchqueren. Es wurde jedoch schon dunkel und Nikko konnte das andere Ufer in diesem Zwielicht nur schlecht erkennen. Außerdem war eine Flussdurchquerung im Dunkeln sicher wenig weise. Daher beschloss er, die bald hereinbrechende Nacht gleich hier am lauschigen Ufer zu verbringen.
Nachdem er seinen Hunger mit nunmehr hartem
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