Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
Brot und etwas Wurst gestillt hatte, überlegte er, ob er nicht ein Feuer machen sollte. Es war zwar nicht sehr kalt, aber er musste sich eingestehen, dass ihn die Dunkelheit ängstigte, jetzt wo er doch ganz allein war. Er wusste aber nicht, was ihn in diesem fremden Land erwartete. Ein Feuer, auch wenn es Licht und Wärme spendete, würde wohl die halbe Ebene auf ihn aufmerksam machen. Die wenigen Büsche und das hohe Gras um sein Lager herum würden den Feuerschein nur wenig verbergen. Das konnte er doch nicht riskieren. So legte er sich in das weiche Gras und kuschelte sich in seine Decken. Den Blitzstab fest umklammert, wartete er so auf den rettenden Schlaf.
Es wurde eine unruhige Nacht, in der ihn immer wieder die Bilder von Thorodos’ Ende heimsuchten. Er konnte nicht vergessen, wie der alte Mann stöhnend in sich zusammensackte und das Blut unter ihm hervorlief. Auch das Gesicht des grausamen Fremden in der unheilvoll schwarzen Robe mit den drohend roten Verzierungen hatte sich fest in Nikkos Gedächtnis eingebrannt und verfolgte den Jungen in seinen Träumen.
Es war schon später Morgen, als er schließlich aufwachte. Offenbar hatte ihn die Müdigkeit in den frühen Morgenstunden doch noch einmal richtig übermannt und vor weiteren Albträumen bewahrt. Er fühlte sich erstaunlich gut und freute sich jetzt auf einen guten Bissen, um seinen knurrenden Magen zu befriedigen. Ein Blick in seine Vorräte ließ ihn jedoch erschrecken. Wenn er so weiter aß, würden sie nicht einmal bis zum Abend reichen. Ein Apfel, zwei Scheiben hartes Brot, ein wenig Wurst und Pökelfleisch war alles, was ihm noch geblieben war. Nikko seufzte und beschloss dann schweren Herzens, heute besser auf das Frühstück zu verzichten.
Es war schon hell und er konnte nun genau sehen, dass der Weg auf der anderen Seite des gemächlich dahinströmenden Gewässers weiter verlief. Der Fluss war zwar nur knöcheltief, jedoch gab es genügend große Steine, so dass er den kleinen Strom von Stein zu Stein springend überqueren konnte, ohne sich dabei nass zu machen. Auf der anderen Seite angekommen, sah er, dass der Weg sich teilte. Ein Pfad führte nach Norden, am Fluss entlang in Richtung des nahen Waldes. Der andere führte nach Osten, hinein in die Ebene mit dem einsamen Hügel, den er als sein nächstes Ziel erkoren hatte.
Kurz überlegte Nikko, ob er nicht besser in den Wald gehen sollte. Er war ja die hohen Berge und dichten Wäldern gewohnt. Die Ebene hingegen war ihm unheimlich mit ihrer Offenheit und Weite. Allerdings erschien der grüne Hügel vielversprechender. Schließlich hatte er dort Bauwerke zu erkennen geglaubt. Erst einmal dorthin, entschied er sich. Falls er nichts finden würde, könnte er ja noch immer in den Wald.
Er war vielleicht zwei Stunden unterwegs, als der Weg ihn in eine Senke führte, in der sogar wieder kleine Bäume wuchsen. Auch gab es hier Felsenbrocken in der Größe eines kleinen Hauses. Nikko fühlte sich gleich wohler, denn die Offenheit der Ebene machte ihm noch immer zu schaffen. Ein guter Platz für ein Lager, ging es ihm durch den Kopf. Leider jedoch war es erst später Vormittag. Im Hinblick auf seine schwindenden Vorräte, hatte er zudem beschlossen, auch das Mittagessen ausfallen zu lassen. So folgte er zügig dem Pfad durch die Felsen.
Plötzlich ein Knacken! Dann ein leises Fluchen! Nikko griff unweigerlich den Zauberstab, der stets griffbereit in seinem Gürtel steckte. Drohend hielt er die mächtige Waffe schützend vor sich und wartete gespannt.
»Ist da wer?«, fragte er schließlich nach unendlich lang erscheinenden Sekunden und versuchte, stark zu klingen.
Ein Knurren, gefolgt von kratzigen Worten in einer unbekannten Sprache. Plötzlich schoss ein widerliches Wesen hinter den Felsen hervor mit einer Dornenkeule zum Schlag bereit! Bevor Nikko überhaupt denken konnte, fuhr schon ein knisternder Blitz aus seinem Stab und schleuderte den jaulenden Gegner gleich mehrere Schritte zurück. Der Junge war für einen Augenblick fast wie versteinert.
Nun aber kam lautes Geschrei! Mehrere kratzige Stimmen brüllten in der grässlichen Sprache, die Nikko nicht verstand. Zwei der Kreaturen kamen von vorn, eine weitere von hinten. Mit einem weiteren Blitz streckte der Junge den hinteren schnell nieder, und begann dorthin zurück zu rennen. Nur wenige Augenblick später versperrten jedoch gleich mehrere Gegner den Weg aus dem Tal.
Ein besonders großes Exemplar dieser hässlichen Spezies
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