Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
Mann. Es klang fast so, als würden sich beide streiten. Der Junge guckte sich noch weiter um und sah nun auch Fodajs Söhne, die an den Karren zu schaffen waren.
»Wen haben wir denn da?«, sprach der Händler mit einem breiten Grinsen, als er Nikko sah. »Was machst du denn hier?«, fuhr Fodaj mit freudiger Erregung fort, als Nikko nicht gleich antwortete.
»Ich reise nach Hocatin, Herr«, antwortete Nikko brav.
»Nicht so förmlich, Junge«, lachte der fleischige Händler. »Was treibt dich denn nach Hocatin?«
»Ich habe einen Brief gefunden. Sieht wichtig aus.«
»Soso, ein Brief. Gefunden«, erwiderte der Händler. »Junge, wenn der Ärger hier vorüber ist, fahren wir sowieso weiter nach Hocatin. Soll ich den Brief für dich ausliefern? An wen soll er denn gehen?«
»An den Herrn Fürsten«, entgegnete Nikko naiv, womit er einen erstaunten Blick des dicken Händlers erntete.
»Was redest du da, Junge?«, fragte dieser ungläubig. »Zeig doch mal her!«
Nikko setzte den Rucksack ab und krame die Ledertasche mit dem Wappen hervor. Als der Mann allein die Tasche sah, wurden die Augen schon größer. Der Junge öffnete sie und nahm den Brief heraus, um ihn dem Händler stolz zu reichen. Dieser inspizierte Siegel und Adresse eingängig. Schließlich nickte Fodaj langsam.
»In der Tat, Kleiner. Ein Schreiben an seine Durchlaucht. Das Siegel scheint mir militärisch, aber in solchen Dingen kenne ich mich nicht gut aus«, sprach er schließlich. »Wo bloß hast du das Schreiben nur her?«
»Auf dem Pass gefunden.«
»Auf dem Pass?«, wunderte sich der Händler. »Der Pass nach Hymal? Bei allen guten Geistern, was hattest du da oben bloß zu suchen?«
»Das Schreiben muss so schnell wie möglich nach Hocatin«, fuhr er schließlich fort, als Nikko schwieg. »Sicherlich enthält es wichtige Nachrichten aus Hymal.«
Nikko wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte. Sollte er dem Händler etwa die ganze Geschichte erzählen?
»Junge, den Brief musst du selbst abgeben. Man wird sicherlich die genauen Umstände wissen wollen, unter denen du ihn gefunden hast.«
Nikko nickte nur. Der Händler lächelte nun wieder breit und sprach: »Da ist bestimmt eine dicke Belohnung für dich drin.«
»Sag mal, willst du nicht mit uns reisen?«, bot er dann an. »Wenn der Stellmacher mit seiner Arbeit heute fertig wird, sind wir morgen früh bereit.«
»Gerne«, antwortete Nikko mit einem dankbaren Lächeln und fügte unbedarft hinzu: »Aber was ist ein Stellmacher?«
»Jemand, der Wagen repariert«, entgegnete Fodaj mit einem gutmütigen Lachen. »Auf dem Rückweg aus Skingár ist uns eine Achse gebrochen. Seit Tagen schon hängen wir hier fest. Erst heute kam der Handwerker aus Hocatin, den Karren wieder flott zu machen. Verfluchtes Unglück. Ein Vermögen kosten mich Reparatur und Verspätung.«
»Das tut mir leid«, tröstete Nikko.
»Schon gut, Kleiner«, lachte der Händler. »Das mit dem Vermögen ist natürlich etwas übertrieben. Aber so sind wir Händler nun mal.«
»Junge, geh doch schon mal ins Gasthaus«, fuhr er schließlich fort, als Nikko wieder schwieg. »Ich muss noch etwas mit dem Stellmacher regeln. Dann komme ich nach und wir reden in Ruhe. Das mit dem alten Pass musst du mir schließlich noch ganz genau erklären.«
»Was ist denn ein Gasthaus?«, wollte Nikko wissen.
»Stimmt ja, so etwas habt ihr nicht in Vyldoro«, lachte der dicke Händler. »Im Gasthaus kannst du gegen Münzen essen, trinken und schlafen. Ach ja, du hast ja sicherlich kein Geld.«
»Doch, die Mutter gab mir ein paar Kupfermünzen«, entgegnete Nikko stolz. »Aber ich habe Vorräte dabei und Decken.«
»Kleiner, willst du wie ein Tier im Freien hausen, wenn ein warmes Bett schon für ein paar Kupferlinge zu haben ist?«, lachte Fodaj. »Auch ist das Essen gut, hier in Vylrahdo. Glaub mir.«
»Vylrahdo?«
»Man muss euch Bergvolk einfach mögen«, murmelte der Händler kopfschüttelnd. »Geh zum Wirt und sag ihm, dass ich dich schicke. Ich komme nach, dann reden wir.«
Im Innern des Gasthofes erwartete Nikko ein beleibter Mann mittleren Alters mit Glatze und schwarzem Schnauzbart. Der Wirt fegte einen großen Raum, in dem vielleicht ein Duzend Tische standen, und beäugte den Jungen sogleich, als dieser schüchtern in den Gastraum trat.
»Ein neues Gesicht«, sagte er schließlich mit einem warmen Lächeln. »Was darf’s denn sein, junger Mann?«
»Der Händler Fodaj schickt mich.«
»Soso. Dennoch, die Frage
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