Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
Nachdem er mit den dreien ein schnelles Frühstück zu sich genommen hatte, machten sie sich mit den drei Karren früh am Morgen auf den Weg in Richtung Hocatin. Der Junge saß stolz mit auf dem ersten Wagen, den Fodaj selbst steuerte. Diesem folgten die beiden anderen.
Die nächste Nacht verbrachten sie auf einem Rastplatz, der offensichtlich des Öfteren von fahrenden Händlern benutzt wurde. Fodaj hatte sogar eine Hütte aus Stoff dabei, die man leicht aufbauen konnte, so dass sie nicht unter freiem Himmel nächtigen mussten.
Auf dem weiteren Weg das lange Tal hinab, änderte sich die Vegetation dann langsam. Den dunklen Bergfichten wichen zunehmend Laubbäume. An einigen dieser Gewächse hingen schon zartgrüne Blätter in verschiedenen Formen, andere jedoch waren noch kahl und wirkten tot. Offensichtlich war der Frühling hier noch nicht so weit gediehen, wie auf der anderen Seite der Berge, im wärmeren Hymal.
Auch die zweite Nacht ihrer Reise nach Hocatin verbrachten die drei auf einem Rastplatz am Rande der bald gepflasterten Straße, zu der nun weitere Pfade aus den vielen Seitentälern gestoßen waren.
Als sie am Morgen des dritten Tages dann aus dem Tal herauskamen, wichen die Wälder mehr und mehr den Weiden und Feldern der Hochebene von Hocatin.
Gegen Mittag des dritten Tages kam schließlich die große Stadt in Sicht. Viel konnte Nikko bei dem miesen Wetter nicht erkennen, das die Reisenden schon den ganzen Tag lang mit gelegentlichem Nieseln plagte. Nur eine mächtige Steinmauer mit vielen Türmen gab die diesige Luft preis. Das Bauwerk beeindruckte den Dorfjungen jedoch schon ungemein, der nur die Höfe Vyldoros kannte. Weiter hinter der Stadt schien sich dann ein großer See auszubreiten.
»Junge«, meinte Fodaj an einer Wegkreuzung unweit der Stadt. »Wir müssen noch einige der umliegenden Dörfer anfahren, um etwas verlorene Zeit reinzuholen. Du solltest den Fürsten jedoch nicht länger auf seinen Brief warten lassen.«
»Von hier aus ist es vielleicht noch eine halbe Stunde zum Stadttor«, ergänzte der dicke Händler schließlich.
»Habt nochmals Dank für alles«, erwiderte Nikko mit einem Lächeln und sprang voll Tatendrang vom Wagen.
»Wir sind wahrscheinlich in drei Tagen auf dem Marktplatz«, fuhr der Händler fort. »Komm doch mal vorbei, wenn du dann noch in der Stadt bist.«
»Mach ich«, verabschiedete sich Nikko und folgte aufgeregt dem gepflasterten Weg in Richtung der verlockenden Stadt, während Fodaj mit seinen Söhnen nach rechts abbog.
Fünftes Kapitel: Großer Dienst am Fürstentum
D er trübe Himmel hatte sich noch weiter zugezogen und es regnete nun leicht, als Nikko an das riesige Tor in der Stadtmauer kam. Der Bauernjunge war noch immer beeindruckt von dem hohen Wall mit seinen Türmen und Zinnen, zwischen denen gelegentlich die Speerspitzen der Soldaten drohten, die auf den Wehrgängen der Befestigung patrouillierten. Den Blick auf den hohen Torbogen gerichtet, war Nikko ganz in Ehrfurcht versunken, als er die Stadt betreten wollte. Mit einem heftigen Ruck endete dieser naive Versuch jedoch abrupt.
»Na warte, Bürschchen!«, keifte ihm ein grimmiger Mann entgegen, dessen Pranke sich in Nikkos Schulter bohrte und den Jungen mit roher Kraft festhielt. »Wo willst du denn hin?«
Nikko schaute den Mann erschrocken an und stellte fest, dass es sich um einen finster dreinschauenden Wachmann handelte, den er völlig übersehen hatte. Groß prangte das Wappen mit dem Turm vor den Bergen auf seinem Lederwams. Das erboste Gesicht teils von seinem Helm verdeckt, hielt der furchteinflößende Soldat den Jungen mit der linken Hand und hatte in der anderen die Waffe. Eine Art Axt mit langem Stiel, so groß fast wie der ganze Mann.
»In die Stadt möchte ich, Herr«, antwortete Nikko leise und nahm nun weitere Wachen wahr. Sichtlich nervös, fragte sich der unbedarfte Junge, ob wohl Bedingungen an den Zutritt zur Stadt geknüpft waren.
»Solche Jammergestalten lassen wir hier nicht rein«, maulte einer der anderen Wachmänner gelangweilt, während der erste den hageren Jungen mit einem gewaltigen Ruck aus dem Torbogen heraus stieß.
Nikko, der jetzt auf allen Vieren im Dreck lag, war nun völlig verwirrt. So hatte er sich dies nicht vorgestellt.
»Verschwinde, du Tagedieb!«, befahl der grimme Soldat mit lauter Stimme.
Nikko war nun zwar eingeschüchtert, erinnerte sich jedoch an die wichtige Mission, den längst überfälligen Brief zum Fürsten zu bringen. So
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