Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
zurückgerufen«, sagte Hoono endlich.
    Trossen wurden bereitgehalten. Einige Seeleute sprangen auf den knarrenden und schwankenden Steg. Die Schlingen wurden an den dicksten Balken befestigt und verknotet. Zwei kleine Ankersteine hielten das Schiff derart geschickt in der Strömung, daß eine schnelle Flucht jederzeit möglich war. Dann zog man die Bordwand dicht an den Steg.
    »Wir sind hier sicher?« wandte sich Casson an den Jäger.
    Von See aus waren nicht einmal mehr die Mastspitzen zu erkennen. Die Kapitäne der Flotte wußten aber, an welcher Stelle die Rhiad lag. Auf dem Fluß trieb ein entwurzelter Baumstamm, sich träge drehend, vorbei. In der Bucht waren Sonne und Schatten, und die zurückbleibende Mannschaft würde sich gut wehren können. Hoono hob die Schultern und antwortete nach einigem Zögern:
    »Ihr müßt wachsam bleiben. Es ist nur ein kleiner Stamm, vielleicht fünfundzwanzig Männer. Es ist möglich, daß Kukuar ihnen befohlen hat, euch zu bekämpfen, wenn ihr dem Pfad zu seiner Steinstadt folgt.«
    »Wir wissen also, woran wir sind«, brummte Casson, der eine solche Antwort erwartet hatte. »Bringt die Orhaken und sämtliche Ausrüstung ans Ufer, Männer.«
    Zusammen mit Hoono und Hrobon und einer Handvoll anderer Krieger sprang er auf die morschen Bretter. Die Eindringlinge liefen auf die Siedlung zu, aber der erwartete Hagel winziger Pfeile aus langen Blasrohren blieb aus. Mit gezogenen Schwertern und gesenkten Lanzen stürmten die Loggharder durch die Siedlung, rissen die dünnen Vorhänge vor den Eingängen der Hütten zur Seite und warfen Blicke in die Behausungen.
    Unter der Asche einiger Feuerstellen war noch warme Glut verborgen. Die Hütten aus Rohrgeflecht und mit spitzkegeligen Blätterdächern waren vor kurzer Zeit verlassen worden.
    Casson ging zurück zur Rhiad und sah zu, wie nacheinander die zwanzig Reitvögel über die breiten Planken auf den Steg und an Land gebracht wurden. Die Männer, die er für diesen Ritt bestimmt hatte, legten ihre Rüstungen an. Sie versuchten, jede Handbreit ihrer Körper mit Decken, Mänteln oder anderen Kleidungsstücken zu bedecken, denn die Jäger hatten gezeigt, wie wenig tief die vergifteten Pfeile einzudringen vermochten. Auch den Orhaken zog man Tücher über die leicht verletzlichen Stellen der Hälse.
    »Ich nehme Yzinda zu mir in den Sattel«, sagte Casson und tätschelte den Hals von Minnesang. »Verhüllt sie! Auch wegen der Blicke dieses abergläubischen Jägers.«
    »Wir holen sie.«
    Casson versprach sich von der Gegenüberstellung der Duine mit dem Zauberer nicht wenig. Seine Männer brachten sie aus dem Schiff. Die Satteltaschen der Orhaken füllten sich. Waffen klirrten, die Männer versuchten, ihre Spannung zu verbergen, indem sie besonders laute Scherze machten. Die ersten Orhakenreiter saßen auf.
    »Hrobon! Hoono! Ihr reitet an der Spitze!«
    Der Jäger, als einziger Teilnehmer nicht vermummt, schulterte sein Blasrohr und kletterte sichtlich voller Unruhe zu Hrobon in den breiten Sattel. Nur noch Minnesang stand auf dem Steg. Casson schwang sich auf den Rücken des Reitvogels und streckte die Arme aus.
    Die Loggharder reichten die Coltekin zu ihm herunter; er setzte sie vor sich und sagte leise:
    »Eine schnelle, abwechslungsreiche Reise liegt vor dir, schönste Duine!«
    »Ich fürchte mich davor«, flüsterte Yzinda unter den Schleiern hervor.
    »Selbst in meinen starken Armen?« fragte er mit einem kurzen Auflachen. Sie gab keine Antwort. Casson ruckte am Zügel, schrie einige heisere Befehle, und das Orhako stob mit langen Schritten über den Steg. Unter den Klauenfüßen splitterte das morsche Holz. Dann stob der Zug los. Als Casson hinter Hrobon war, senkte der Heymal seine Lanze und rief:
    »Die Eingeborenen erschrecken vor uns, hoffe ich!«
    »Aus diesem Grund reiten wir die schnellen Vögel«, bestätigte Casson und duckte sich unter einem dicken Ast.
    Die erfahrenen Krieger waren ziemlich sicher, daß zahlreiche Augen sie aus Verstecken an beiden Seiten des breiten, trockenen Pfades betrachteten. Die zwanzig Vögel schrien leise und griffen weit aus. Nach so langer Zeit gierten sie danach, ihre Kräfte anzuwenden, ihre Muskeln und Sehnen zu gebrauchen. Die Reiter beugten sich weit vor, schützten sich mit den Schilden und ließen binnen kurzer Zeit die Bucht und die leere Siedlung weit hinter sich.
    Casson schrie nach vorn:
    »Was erreicht den Hexer früher? Die Botschaft von unserem Kommen oder wir

Weitere Kostenlose Bücher