Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
ein wilder, verzweifelter Blick.
Eriks Humor schwand so jäh, wie er gekommen war.
»Wo ist die Königin?«, fragte er. Seinem Vetter war die Obhut über die Königin, Bruces Schwestern, seine kleine Tochter sowie über die Countess of Buchan übertragen worden, als die Damen sich nach der Schlacht bei Dal Righ vom König hatten trennen müssen.
In MacRuairis Augen flammte ein böses Licht auf. Erik wusste, was er sagen würde, noch ehe er es aussprach.
»Gefangen. Wir wurden vom Earl of Ross verraten, ehe wir das sichere Norwegen erreichen konnten.«
Sein Vetter lieferte eine knappe Schilderung der Vorgänge, die zur Gefangennahme der Damen geführt hatten, sowie Ross’ Verstoß gegen das Asylrecht.
Durch einige Schicksalswendungen – MacRuairi ließ sich darüber nicht aus – hatte er selbst entkommen können. Die zwei anderen Highlander-Gardisten, die mit von der Partie gewesen waren, nämlich William »Templar« Gordon und Magnus »Saint« MacKay, hatten nicht so viel Glück gehabt.
MacRuairi hatte seither mehrfach versucht, sie zu befreien. Gordon und MacKay wurden in einem Verlies auf Urquhart Castle unter der Aufsicht Alexander Comyns festgehalten. Der sofortigen Hinrichtung waren sie nur entgangen, weil man sie für gewöhnliche Gardisten gehalten hatte. Aber die Frauen … Erik wurde übel, als er hörte, welches Los ihnen beschieden war.
Ein Käfig? O Gott …
Bruce würde vor Kummer außer sich geraten.
Seine Gedanken wanderten zu Ellie, und diesmal ließ er sie kurz verweilen. Er hatte richtig gehandelt. Sie durfte diesem Wahnsinn nicht ausgesetzt werden.
»Wir müssen etwas unternehmen«, sagte MacRuairi. Erik verstand nun den Grund für dessen verzweifelten Blick. Er wollte unter allen Umständen seine Freunde und Gefährten retten.
»Ich werde dich zum König bringen.«
»Leider habe ich noch weitere schlechte Nachrichten«, sagte nun Campbell. Erik machte sich auf Schlimmes gefasst, und es kam noch schlimmer.
»Der Angriff im Süden ist fehlgeschlagen. Es war Verrat im Spiel. Die MacDowells wussten, dass die Flotte kommen würde. Fast die gesamte Besatzung der Flotte hat den Tod gefunden. Nur wenige sind entkommen.«
Nur wenige von fast siebenhundert Mann und achtzehn Galeeren?
Erik spürte, wie tiefe Verzweiflung ihn zu überwältigen drohte.
»Auch der Bruder des Königs?«, fragte er tonlos.
Campbell schüttelte finster den Kopf.
»Er wurde vor ein paar Tagen in Carlisle enthauptet.«
Drei von Bruces Brüdern in ebenso vielen Monaten.
Würde es denn nie enden? Der kleine Hoffnungsschimmer nach dem Angriff auf Turnberry war grausam erstickt worden. Erstickt von dem Mann, der sich Schottenhammer nannte.
»Striker und Hunter?«
»Von denen weiß ich nichts«, antwortete Campbell. Er erstarrte plötzlich, sein Blick nahm den nur ihm eigenen, unheimlichen, entrückten Ausdruck an.
»Was ist?«, fragte Erik.
»Ich weiß nicht recht …« Campbell trat ans Fenster.
»Pferde«, sagte er nachdenklich.
»Ist man dir gefolgt?«, fragte Erik.
Campbells schneidender Blick gab ihm zu verstehen, dass er es besser wissen sollte.
»Sieh zu, dass du verschwindest. Ich kümmere mich um die Sache.« Als Erik widersprechen wollte, setzte er hinzu:
»Man darf mich mit dir nicht sehen.«
Erik nickte. Er hatte recht. Campbells Tarnung musste gewahrt bleiben. Augenblicke später schlüpften Erik und sein Vetter aus der Kirche und verschwanden in der Dunkelheit.
22
Tag des Heiligen Gunioch, 13. April 1307
E llie stand an einem Turmfenster von Ayr Castle und hielt Ausschau nach einem Schiff, das nie kommen würde.
Es war ein klarer Frühlingstag, der ihr ungetrübten Ausblick auf die schimmernden Fluten des Firth of Clyde gewährte. In der Ferne zeichnete sich die Insel Arran ab, und dahinter – als winzigen Punkt am Horizont – glaubte sie die Felsenklippen von Spoon zu erkennen.
Ein scharfer Schmerz durchstieß ihre Brust, eine Sehnsucht, die auch nach zwei Monaten nicht nachgelassen hatte.
Sie musste sich mit der Wahrheit abfinden. Hätte er sie holen wollen, hätte er es bis jetzt getan.
Als sie von Bruces Sieg bei Turnberry gehört hatte, war ein winziger Funke törichter Mädchenhoffnung in ihr aufgeflammt. Hoffnung, dass er ebenso Schmerz empfand wie sie. Hoffnung, dass Entfernung und Zeit ihn erkennen lassen würden, dass sie etwas Besonderes teilten und er sie so sehr liebte wie sie ihn.
Als aber die Wochen in langer, schmerzlicher Stille verstrichen, konnte Ellie keine
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