Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
sagte sie rasch. Zu rasch für sein Gefühl.
Ihm entging nicht, dass sie seine Frage mit einer eigenen abgebogen hatte. Er hatte es versäumt, sich zuvor ihr Wort zu sichern, wollte aber ein zweites Mal nicht so nachlässig sein.
»Ich möchte dein Wort, Ellie.«
Sie nickte – zögernd.
»Ich gebe Euch mein Wort. Heute Nacht werde ich nichts tun.«
Seine Augen wurden schmal.
»Oder am Morgen. Solange wir hier sind.«
Sichtlich verärgert über seine Einschätzung ihrer Wahrhaftigkeit, rümpfte sie die Nase. »Sehr gut. Ihr habt mein Wort.«
Seine Augen hielten ihre fest und durchschnitten die Dunkelheit.
»Ich möchte nicht bereuen müssen, dass ich dir vertraut habe.«
Ihre Augen weiteten sich ein wenig, und sie nickte. Die Drohung in seinem Ton war ihr offenbar nicht entgangen.
Er drehte sich um und erteilte seinen Männern Befehle. Neben Ellie, Randolph, den zwei Männern, die ihn trugen, und seinem Anverwandten Duncan, der eine Pfeilwunde abbekommen hatte, nahm er noch einen Mann mit.
Obwohl er gewillt war, Ellie zu trauen, war das Mädchen viel zu klug, als gut war. Der Mann, den er vor dem Haus als Wache zu postieren gedachte, würde dafür sorgen, dass sie ihr Wort hielt.
Bei einem Fluchtversuch würde sie ohnehin nicht weit kommen, aber er wollte kein Risiko eingehen, da Bruce und seine Garde-Kameraden fest auf ihn zählten und Erik seine Verpflichtung sehr ernst nahm.
Ursprünglich hatte er sich nur auf Geheiß seines Vetters Angus Og MacDonald, Lord of the Isles, der das Land seines Clans von den MacDougalls zurückhaben wollte, auf Bruces Seite geschlagen, doch musste er dem Kriegerkönig ehrliche Bewunderung zollen. Wenn jemand Edward die Stirn bieten konnte, war es Bruce. Die Loyalität, die er seinem Vetter entgegenbrachte, hatte er auf Bruce und seine Gefährten der Highlander-Garde übertragen.
Ein Fehlschlag war undenkbar. Nichts durfte sich seiner Mission in den Weg stellen. Und ganz gewiss kein knochiges, passabel hübsches Kindermädchen, das dazu neigte, für Ärger zu sorgen.
6
M athilda de Burgh hatte noch nie so elend ausgesehen. Ihre flachsfarbigen Engelslocken waren verfilzt, schlaff und wirr vom Meerwasser; ihre großen babyblauen Augen waren gerötet und vom stundenlangen Weinen so geschwollen, dass sie fast zwischen den Lidern verschwanden; und ihre kleine Stupsnase lief ständig.
Wie spät war es? Es musste bald dämmern. Ellie war seit Stunden verschwunden, und noch immer gab es keine Nachricht von ihr. Matty war der Gedanke unerträglich, dass ihre Schwester nicht mehr bei ihr war, womöglich ertrunken bei dem Jux eines törichten Mädchens.
Ihrem Jux.
Alles meine Schuld. Warum hatte sie ihre Schwester gedrängt? Wie hatte sie so grausam sein können nach allem, was Ellie in den letzten Jahren für sie getan hatte? Was machte es denn aus, dass Ellie über Nacht zu alt und gesetzt für ihre Jahre geworden war? Sie war die großzügigste, liebste Schwester, die Matty sich denken konnte. Sie hatte nach dem erschütternden Fiebertod von Mutter und Bruder die Familie zusammengehalten und die Geschwister in ihre Obhut genommen.
Matty saß mit ihrem Vater und zweien ihrer übrig gebliebenen Brüder, John und ihrem Zwilling Thomas, im Gemach des Earls, noch immer in den Pelzmantel gehüllt, den sie nach ihrem Bad im Meer angelegt hatte. Die jüngsten Kinder schliefen noch immer, gemütlich und warm in ihre Betten gekuschelt, und hatten keine Ahnung von dem Albtraum, der sie beim Erwachen erwartete.
Nur das Knistern des Feuers, der Wind, der an den Fensterbalken rüttelte, und hin und wieder ihr Schnüffeln durchbrachen die schreckliche Stille. So ernst hatten sie seit dem Tod ihrer Mutter und ihres Bruders nicht mehr ausgesehen. Ihr Vater würdigte sie kaum eines Blickes.
Er gab ihr die Schuld. Alle gaben ihr die Schuld. Mit gutem Recht. Neue Tränen brannten in ihren Augen. Sie hatte Ellie nur lachen sehen wollen; nie hatte sie gewollt …
»Es tut mir leid«, sagte sie, nicht mehr imstande, das Schweigen zu ertragen.
Einen Augenblick lang sagte niemand ein Wort. Schließlich bekam John Mitleid mit ihr.
»Matty, es ist nicht deine Schuld. Es war ein Unfall.«
Richard de Burgh, als Earl of Ulster der mächtigste Edle Irlands, richtete seine glänzenden, dunklen Augen auf sie. Mit achtundvierzig war er noch immer ein gut aussehender Mann, doch zeigte sein Antlitz die Spuren der Anstrengung des Abends.
Ihr Vater war kein Mensch, dem oft Prüfungen auferlegt worden
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