Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
über persönliche Dinge.
Wenn sie nur nicht so naseweis und aufmerksam gewesen wäre. Unglaublich, dass sie die Tätowierung auf seinem Arm bemerkt hatte. Er wusste, dass sie bereits argwöhnte, dass er nicht das war, was er behauptete; er konnte nur ahnen, was sie denken würde, wenn sie sähe, dass er den aufrechten Löwen – Symbol des schottischen Königs, ein Zeichen, das alle Mitglieder der Highlander-Garde trugen – auf seinem Arm eintätowiert hatte. Wie lange noch, und sie würde seine Beziehung zu Bruce und dem Aufstand erraten?
Nicht lange, darauf hätte er seinen Kopf verwettet.
Sie sah ihn mit ihren großen, grün-gesprenkelten braunen Augen an und zog eine zarte Braue hoch.
»Also … habt Ihr immer schon Pirat werden wollen, oder ist Eure Vorliebe für die Rettung von Waisen und Nonnen jüngeren Datums?«
Er lachte auf. Er hätte wissen müssen, dass sie sich nicht so leicht von einer Spur abbringen ließ.
»Du weißt ja, es liegt mir im Blut.«
»Ach ja, ich erinnere mich«, sagte sie und ließ ihren Blick rasch über sein Gesicht gleiten, ehe sie ihm wieder in die Augen sah.
»Aber warum glaube ich, dass mehr dahintersteckt, als Ihr zugeben wollt? Was macht einen Mann wie Euch zum Gesetzlosen?«
Einen Mann wie Euch. Ihr Glaube an ihn – ungeachtet dessen, was er ihr gesagt oder nicht gesagt hatte – war ihm nicht geheuer. Die Lüge, die ihm anfangs als richtig erschienen war, befriedigte ihn nicht mehr. Sie kam ihm nun schlecht vor.
Doch es war sicherer, wenn sie von seiner Beziehung zu Bruce nichts wusste – nicht nur besser für seine Mission, sondern für ihre eigene Sicherheit. Edward achtete in seiner Raserei nicht darauf, wen er unter seinem Absatz zertrat.
Die ganze Wahrheit konnte er ihr nicht sagen, es konnte aber gewiss nicht schaden, wenn sie einen Teil erfuhr.
»Die üblichen Gründe, denke ich. Das Land meines Clans wurde gestohlen. Wir haben getan, was wir tun mussten.«
Er erwartete, sie würde gegen seine Einleitung Einwände erheben, sie starrte ihn jedoch nur nachdenklich an.
»Wie gestohlen?«
Da er sich auf unsicheres Terrain begab, wählte er seine Worte sehr vorsichtig.
»Mein Vater ist gestorben, als ich noch klein war. Einer aus meiner Sippe wollte sich diese Tatsache zunutze machen. Er gab vor, zu meinem Wohl zu handeln, forderte meinen Besitz aber für sich.« John of Lorn – dieser gierige MacDougall-Bastard – glaubte, er könnte alle Inseln beherrschen, ob das Land einem anderen gehörte oder nicht.
»Er hätte mich getötet, wenn nicht ein anderer Anverwandter mich in seine Dienste genommen hätte. Ihm verdanke ich alles.«
Sie sah ihn so eindringlich an, dass er befürchtete, er hätte zu viel gesagt.
»Auch wenn Ihr anfangs in diese Lebensform hineingezwungen wurdet, müsst Ihr doch einsehen, dass es nicht immer so weitergehen kann.«
»Wie meinst du das?«
Sie zeigte auf den Schnitt auf seinem Bauch.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Piraten lange leben. Eines Tages werden Eure Verfolger Euch schnappen.«
Wenn sie die Wahrheit geahnt hätte! Seine Situation war noch schlimmer. Er konnte binnen einer Woche tot sein.
Sie standen im Begriff, mit ein paar hundert Mann einen Angriff gegen die volle Streitmacht der schlagkräftigen englischen Armee zu führen. Selbst wenn sie Erfolg hatten, gab es keine Garantie, dass die Schotten sich um Bruces Banner scharen würden – sie hatten es zuvor nicht getan, und damals war Bruces Position viel stärker gewesen.
Nach rationaler Einschätzung waren Bruce und seine Anhänger zum Scheitern verurteilt. Aber Erik glaubte noch immer, dass ein Sieg möglich war. Sie würden einen Kampfstil anwenden, den Edward – den auch sonst kein Mensch – nie zuvor gesehen hatte. Highland-Stil. Piratenstil. Edward würde gar nicht wissen, womit er es zu tun hatte.
»Ich bin ein sehr guter Pirat«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
Sie ließ einen scharfen Laut hören, der verdächtig nach Schnauben klang.
»Das bezweifle ich nicht. Aber gewiss wollt Ihr mehr vom Leben, als von Insel zu Insel gejagt werden, wo Euch wenig mehr als eine Höhle und ein oder zwei Frauen erwarten?«
Ihm genügte es, doch würde er jetzt sicher zu hören bekommen, warum es nicht genügte. Vermutlich würde er die Frage bereuen.
»Was zum Beispiel?«
»Eine Ehe. Familie. Liebe.«
Er grinste verschmitzt.
»Davon habe ich jede Menge.«
Sie verdrehte die Augen.
»Das ist nicht dasselbe.«
Es ging wieder los. Sie wusste alles
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