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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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es so aus, als wolle der Mann sich widersetzen, ehe er doch die Lippen öffnete und zuließ, dass sie ihm ein wenig von dem Met einflößte.
    „Danke, Melady“, krächzte er nach dem vierten Schluck.
    Sie stellte den Becher wieder auf dem Tisch ab, beugte sich über ihn und befühlte seine Stirn. Kein Anzeichen von Fieber. Sie richtete sich auf und nickte ihrem Gemahl zu.
    „Kannst du sprechen?“, fragte dieser.
    „ Aye “, erwiderte Domnall und seufzte.
    „Wo sind Ian und Angus?“
    „Tot“, lautete die knappe Antwort.
    Averills Kopf ruckte hoch. Besorgt blickte sie Kade an, der aussah, als habe Domnall ihm einen Schlag in die Magengrube verpasst. Alles Blut war aus seinen Wangen gewichen, und er sank auf die Bettkante. Bestürzung und Trauer huschten kurz über sein Gesicht, ehe er sich fasste. „Wie ist es passiert?“, knurrte er.
    „Auf dem Rückweg haben wir wie befohlen die Truhe geholt“, berichtete Domnall. „Doch jemand muss gewusst haben, was darin ist. Nachdem wir abends das Lager aufgeschlagen hatten, wurden wir angegriffen. Als ich aufwachte, ragte ein Schwert aus meinem Bauch, und über mir stand so ein Kerl. “
    „Hast du ihn erkannt?“, fragte Kade grimmig. Averill beneidete den Übeltäter nicht, sollte Domnall wissen, wer er war. Ihr Gemahl wirkte kalt und hart, und sie zweifelte nicht daran, dass er Rache üben würde. Daher war sie beinahe erleichtert, als Domnall erwiderte: „Nay. Aber er war Schotte. Zumindest trug er einen Plaid.“
    Er verstummte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Ich habe noch gehört, wie Ian und Angus geschrien haben, ehe alles um mich herum schwarz wurde. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, bis ich wieder wach wurde. Es war hell, doch es kann ebenso gut der nächste wie der übernächste Tag gewesen sein. Sicher weiß ich nur, dass die Truhe verschwunden war und Ian und Angus tot da-lagen. Ich war überzeugt, ihnen bald zu folgen. Trotzdem habe ich mich so gut es ging verbunden, die beiden begraben und bin hergeritten.“
    „Sie haben die Pferde zurückgelassen?“, fragte Kade überrascht.
    „Zwei haben sie mitgenommen, doch Ians war noch da.“ Er verzog das Gesicht. „So widerspenstig wie das Vieh ist, dürfte es jeden abgeworfen haben, der sich hinaufgewagt hat. Das Pferd kehrte daraufhin zu seinem Herrn zurück, so wie Ian es ihm beigebracht hatte. Jedenfalls graste das Tier friedlich in meiner Nähe, als ich das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Ich schaffte es, oben zu bleiben und mich nach Stewart aufzumachen. Doch es lahmte auf der linken Hinterhand, und so kam ich nur langsam voran.“ Er seufzte. „Aber das war immer noch besser, als zu Fuß zu gehen. Heute Morgen hat der Gaul mich dann doch abgeworfen, an der Grenze zu Stewart. Dabei ist die Wunde wieder aufgerissen ... Und dann dachte ich schon, jetzt treffe es auch mich, als ich mit einem Mal Stimmen vernahm. Da es englische Stimmen waren, fürchtete ich erst, ich sei in die falsche Richtung geritten, aber schließlich erkannte ich Lady Averill, und nun ... “ Er zuckte mit den Schultern und sparte sich den Rest.
    Kade, der noch immer auf der Bettkante saß, seufzte und straffte sich.
    Averill zögerte. Sie hätte ihn gerne getröstet, doch es gab keinen Trost für ihn. Sein Cousin, das wusste sie, war ihm ein treuer Freund gewesen. So wie auch Will. Ihr Bruder hatte ihr erzählt, dass sie sich während ihrer Gefangenschaft eine Zelle geteilt hatten. Als sie an Will dachte, seufzte auch sie. Er würde die Neuigkeiten ebenfalls erfahren wollen.
    „Soll ich Will und Fergus holen?“, fragte sie leise.
    Kade nickte. Sie sah Domnall an, überlegte kurz und fragte: „Habt Ihr Hunger? Meint Ihr, Ihr vertragt schon etwas Festes?“
    „Aye", erwiderte er sehnsüchtig. „Ich habe mich tagelang nur von Beeren ernährt und dem, was ich sonst noch fand.“
    „Dann bringe ich Euch etwas zu essen“, versprach sie und verließ die Kammer.
    Fergus und Will saßen an der Tafel und unterhielten sich verhalten, als sie in die Halle trat. Sie teilte ihnen mit, dass Domnall wach sei. Sie war dankbar, dass sie keine Fragen stellten, sondern sogleich hinaufeilten. Es mochte feige sein, doch sie hatte sich nicht überwinden können, ihnen von Ian und Angus zu erzählen. Das überließ sie lieber Kade oder Domnall.
    So aufgewühlt war sie, dass sie die Küche schon fast erreicht hatte, ehe sie die weichen, frischen Binsen unter ihren Füßen bemerkte. Sie hielt inne, drehte sich um

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