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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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müssen.
    Kade glitt aus dem Bett, zog sich rasch und lautlos an und stahl sich aus dem Gemach wie ein Dieb ... alles, um seine liebliche Frau nicht zu wecken. Sie schlummerte endlich tief und fest, nachdem sie die halbe Nacht lang wach gelegen hatte. Das wusste er so genau, weil er ebenfalls nicht hatte schlafen können. Vermutlich hatte sie sich mit der Frage geplagt, was er Brodie wohl antun mochte. Eben dies hatte auch ihn nicht schlafen lassen - dies und die Trauer um Ian. Er und sein Cousin hatten sich immer schon nahegestanden, und all die Jahre der Gefangenschaft, in denen sie sich eine Zelle mit Will geteilt hatten, hatten das Band zwischen ihnen noch stärker werden lassen. In jenem Verlies hatten sie sich über Dinge unterhalten, über die Männer gemeinhin kein Wort verloren, Dinge wie Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung - denn beides hatte ihnen zugesetzt. Und auch darüber, welche Zukunft ihnen wohl bevorstehen möge, sollten sie diesem Kerker eines Tages entrinnen können. Die Tatsache, dass Ian wenige Wochen nach der Heimkehr hatte sterben müssen, war schwerer hinzunehmen als alles Übrige. Weshalb bloß hatte er jahrelang leiden müssen, nur um sein Leben zu lassen, als er endlich wieder frei war?
    Manchmal erschienen Gottes Pläne Kade so sinnlos. Dieser quälende Gedanke hatte ihn am Schlafen gehindert, ebenso wie der Umstand, dass er seinen Bruder Stück um Stück auseinandernehmen würde. Während er und seine Kameraden in jenem Höllenloch hockten, hatte dieser Hundesohn bequem auf seinem Hintern gesessen und sich den Verstand aus dem Leibe gesoffen, die Menschen von Stewart drangsaliert und nicht einen verflixten Handschlag getan, um Burg und Ländereien davor zu bewahren, in den desolaten Zustand zu geraten, in dem sie momentan waren. Sein Vater und Gawain waren nur säumig gewesen. Brodie hingegen hatte alles durch sein grausames, böswilliges Verhalten noch schlimmer gemacht.
    Alles, was er seit seiner Ankunft auf Stewart über diesen Bruder erfahren hatte, versetzte ihn in Rage. So sehr, dass er es für besser gehalten hatte, seine Wut ein wenig erkalten zu lassen, ehe er sich den Kerl zur Brust nahm. Ganz zu schweigen davon, dass der erst einmal wieder nüchtern werden musste, um mit ihm reden zu können. Nun aber war Brodie zu weit gegangen. Niemand erhob die Hand gegen Averill und tat ihr weh. Niemand.
    Kade presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, als er wieder das Bild vor Augen hatte, das sich ihm vorhin im ersten Tageslicht geboten hatte. Averills Auge war schwarz und blau und so geschwollen, dass er sich zweifelnd fragte, ob sie es beim Aufwachen überhaupt würde öffnen können. Dafür würde Brodie bezahlen ... zehnfach. Sein Bruder würde nie wieder den Fehler begehen, zu glauben, er könne Averill in irgendeiner Weise anrühren ... oder auch nur einen der Bediensteten. Das würde er ihm unmissverständlich beibringen, ehe er ihn vor die Wahl stellte, entweder mit dem Trinken aufzuhören oder die Beine in die Hand zu nehmen und auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Und er wollte dies tun, ehe Averill wach wurde, damit sie den neuen Tag mit dem Wissen beginnen konnte, dass Brodie sie nie wieder behelligen wird.
    „Oh, guten Morgen.“
    Kade schob die Gedanken beiseite und wandte den Kopf. Die Tür zu Wills Kammer stand offen, und sein Freund machte gerade Anstalten aus dieser herauszutreten.
    „Morgen“, knurrte Kade.
    „Ich hab mich gefragt, ob ...“
    „Nicht jetzt“, erwiderte Kade leise, um niemanden zu wecken. „Ich habe ein Hühnchen mit meinem Bruder zu rupfen. “
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass Will fragend die Brauen hob, doch er war schon an ihm vorbeigeschritten und eilte weiter den Gang entlang.
    „Mit welchem?“, fragte Will gedämpft. Er war ihm gefolgt. „Gawain oder Brodie?“
    „Brodie.“
    „Was hat er angestellt?“
    „Averill geschlagen.“
    „Was?“
    Kade blieb stehen und bedachte Will mit einem finsteren Blick. „Nicht so laut, du weckst noch die ganze Burg.“ Averills Bruder starrte düster zurück, senkte aber die Stimme. „Weshalb? Und wann?“
    „Gestern Abend“, erwiderte er. „Offenbar hat er herausgefunden, dass sie ihm etwas in den Whisky getan hat, damit ihm von dem Zeug übel wird. “
    „Hat sie das?“, fragte Will verblüfft.
    „Aye", sagte er, fügte aber zu ihrer Verteidigung an: „Sie hat versucht, meinen Vater und meine Brüder vom Saufen abzubringen. Aber Brodie glaubte, dass sie ihn ermorden

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