Der Highlander und der wilde Engel
reiten. Einen Tag lang irrte ich umher, bis ich irgendwann erneut ohnmächtig wurde. Und als ich das nächste Mal erwachte, befand ich mich auf einer Burg und wurde von einem Engel umsorgt. Als ich der Engelsdame von Angus erzählte und erklärte, wo er lag, schickte sie ihre Leute aus. Ihre Männer haben ihn dann begraben. Sie hat mich gesund gepflegt, und sobald ich wieder auf den Beinen war, habe ich mich aufs Pferd geschwungen und bin hergeritten, um dir zu berichten, was vorgefallen ist.“
Ian warf Domnall einen düsteren Blick zu. „Hätte ich gewusst, dass er nach Stewart kommen und Schwierigkeiten machen würde, hätte ich umgehend einen Boten gesandt und nicht erst gewartet, um die Nachricht von seinem Verrat selbst zu überbringen. Es tut mir leid, Cousin. Aus dem zu schließen, was Will und Gawain mir mitgeteilt haben, hätte ich dir dadurch einigen Ärger erspart und Brodie das Leben gerettet. Aber nie hätte ich auch nur geahnt, dass er es wagen würde, sich hier blicken zu lassen.“
Kade sah Reue und Schuldgefühl in Ians Miene, wischte seine Entschuldigung aber mit einer Geste beiseite. Er machte ihn für gar nichts verantwortlich, sondern war einfach nur froh darüber, dass er am Leben war. Er wandte sich nun Domnall zu. „Gib auf, Dom. Du wirst hier niemals Laird werden. Und auch entkommen wirst du nicht. Deine einzige Chance ist, die Waffe fallen zu lassen und dich zu ergeben.“
Domnall zögerte, sein Blick glitt zwischen den Männern hin und her. In diesem Moment wurde plötzlich Kades schlimmster Albtraum wahr - seine Frau tauchte auf.
Frohgemut, unbeschwert und vollkommen unwissend, in was für eine Situation sie da hineinstolperte, spazierte sie an den verblüfften Männern an der Tür vorbei und in die Kammer.
„Kade, Bess hat mir gerade gesagt, dass Ian zurückgekehrt ist. Dabei dachte ich doch ... Domnall!“, rief sie und keuchte entsetzt auf. „Du lieber Himmel, was tut Ihr da? Ihr gehört ins Bett! “
„Frau!“, stieß Kade hervor und stürzte vorwärts, um sie zu packen, als sie auf Domnall zueilte - zweifellos, um ihm zuzusetzen, dass er sich wieder hinlegte. Doch es war zu spät. Während sie sich noch umwandte und Kade ob des scharfen Tons überrascht anstarrte, hatte Domnall die wenigen Schritte, die sie trennten, bereits bewältigt. Mit einem Arm umschlang er ihre Taille und zog sie an seine Brust, und mit der anderen setzte er ihr die Messerspitze an die Kehle.
Kade erstarrte, alles Blut wich ihm aus dem Gesicht. Entsetzen lähmte ihn, als er seine Gemahlin in den Fängen eines Mannes sah, der schon mindestens einmal getötet und es mehrere weitere Male versucht hatte.
„Kade?“ Sie betrachtete verwirrt seine bestürzte Miene, ehe sie zu dem Mann hinaufschielte, der sie festhielt. „Domnall? Was ..."
Ihre Stimme erstarb, und Kade zerriss es schier das Herz. Er sah Erkenntnis in dem offenen und klaren Auge seiner klugen Frau aufblitzen. Sie suchte seinen Blick. „Domnall ist also derjenige, der Euch umbringen wollte.“
Auf ihrem Gesicht war keine Spur von Angst, keine Verzagtheit, nur die Ruhe, die sie so oft schon in einer heiklen Lage gezeigt hatte. In diesem Moment erkannte er, dass er noch nie im Leben jemanden so sehr geliebt hatte, wie er diese Frau liebte. Ihr Frohsinn, ihre Leidenschaft, ihr Mut und ihre stille Bedachtsamkeit inmitten von Ungemach waren mit Gold nicht aufzuwiegen. Als er im Wald von dem Pfeil getroffen worden war, hatte sie ihm das Leben gerettet. Denn anstatt überwältigt von dem Grauen und Hilfe suchend nach Stewart zurückzureiten, hatte sie ihn aufs
Pferd gehievt und selbst nach Hause gebracht. Und auch jetzt ließ sie sich nicht von Furcht übermannen. Ihre Worte waren eine simple Feststellung gewesen, eine Einsicht und keine Frage. Kade nickte dennoch. Sein Blick fiel auf Domnall.
Der grinste triumphierend und wich zur Wand zurück, wobei er Averill mit sich zog. „Sieht so aus“, stellte er fest, „als habe sich gerade eine neue Chance aufgetan.“
17. Kapitel
Averill spürte, wie Zorn in ihr hochkochte angesichts des Verrats, den Domnall an ihrem Gemahl beging. Sie rang ihn jedoch nieder und richtete alle Aufmerksamkeit darauf, mit den Füßen nicht den Halt zu verlieren, während der widerliche Kerl sie rückwärts durch das Gemach zerrte.
„Dom.“
Kades Stimme ließ sowohl sie als auch Domnall auf merken. Er blieb stehen, und sie seufzte erleichtert auf und schaute ihren Gemahl hoffnungsvoll an, als dieser zu
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