Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
die Magd an der Wand kauernd fand.
    „Was tust du da?“, zischte Averill.
    „Aufpassen, falls jemand kommt“, erwiderte Bess hastig. „Auf keinen Fall“, widersprach sie. „Ich brauche deine Hilfe. Du musst seinen Mund öffnen, damit ich das Mittel hineingeben kann.“
    „Ach, bitte, Mylady“, flehte Bess kopfschüttelnd. „Ich glaube nicht, dass ich ...“
    „Oh, doch! “, beharrte Averill, nahm sie bei der Hand und zog sie hinter sich her in die Kammer.
    „Wir sollten das wirklich nicht tun, Mylady“, jammerte die Magd. „Ich denke, es wäre besser, wenn ...“
    „Pscht, du wirst ihn noch wecken“, flüsterte Averill ungeduldig, während sie in ihrem Beutel kramte und die gewünschte Phiole hervorholte und öffnete.
    „Das Jüngste Gericht würde den nicht wecken“, flüsterte Bess verdrossen und blickte auf den Besinnungslosen hinab.
    „Wovor also hast du Angst?“, fragte Averill spöttisch. „Öffne seine Lippen.“
    Bess verstummte und beugte sich über Laird Stewart, legte ihm eine Hand auf die Stirn und schob mit der anderen zaghaft sein Kinn nach unten, sodass sein Mund aufklappte. Averill ließ ein paar Tropfen darin verschwinden.
    Sobald sie fertig war, ließ die Magd den Mann los und huschte zum Ausgang. Averill hingegen betrachtete den Mann, während sie das Gefäß wieder verschloss. Erleichtert atmete sie auf, als Laird Stewart mit den Lippen schmatzte und die Bewegungen seiner Kehle andeuteten, dass er die Flüssigkeit schluckte. Zufrieden sah sie ihn noch einen Moment lang an. Ihr fiel auf, dass er Kade sehr ähnlich sah, nur dass er älter war und eine rote Knollennase sein Gesicht zierte. Vom Whisky, wie sie annahm.
    „Mylady! “, zischte Bess ihr von der Sicherheit des Gangs aus zu.
    Seufzend wandte sie sich ab und verließ ebenfalls die Kammer.
    „Können wir nicht nach unten gehen und ...“
    „Nein“, unterbrach Averill sie entschlossen. „Nun sind die Brüder an der Reihe. Zuerst Gawain. Sein Gemach ist das gleich dort drüben. “
    „Aber gewiss reicht es doch, dass wir dem Vater etwas gegeben haben“, wandte die Magd ein. „Es ist doch wohl kaum nötig, dass ..."
    Averill beachtete die Worte gar nicht, fasste Bess an der Hand und zerrte sie zum nächsten Gemach. Nach wenigen Schritten gab die Magd ihren Widerstand zum Glück auf. Es vereinfachte die Sache ungemein. Im Nu hatten sie erledigt, wozu sie gekommen waren, und schlüpften hinaus.
    „Nur noch einer“, sagte sie aufmunternd, während sie Bess zur letzten Tür führte.
    „Gott sei Dank“, murmelte die Magd. „Eure Mutter würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüsste, was Ihr hier treibt.“
    Averill erwiderte nichts, sondern betrat das Gemach. Es war das desolateste von den dreien. Keinem der Männer schien seine Habe am Herzen zu liegen, bei allen fanden sich zerbrochene Möbel und andere Gegenstände, doch in Brodies Kammer war selbst das Bett geborsten. Einer der Eckpfosten hatte nachgegeben und mit ihm die Vorhänge.
    Kopfschüttelnd schritt sie zum Bett und wartete, bis Bess Brodies Lippen geöffnet hatte, damit sie die Tinktur hineinträufeln konnte.
    „So“, raunte sie und richtete sich wieder auf. Ein Seufzer der Erleichterung entschlüpfte ihr. Sie verschloss die kleine Phiole und ließ sie zurück in ihren Beutel gleiten. „Das wäre erledigt. Nun bleibt abzuwarten, was sich daraus entwickelt.“
    „Gottlob!“, hauchte Bess und ließ Brodies Gesicht los. „Bitte, Mylady, lasst uns verschwinden.“
    „Aye“, erwiderte Averill missmutig und beschloss im Stillen, ihre Magd nie wieder auf derlei Missionen mitzunehmen. Bess hatte in einem fort lamentiert und genörgelt und besorgt wie ein altes Weiblein vor sich hingemurmelt.
    Nun gut, musste sie einräumen, mit ihren über vierzig Sommern war Bess tatsächlich eine alte Frau. Aber das war noch lange kein Grund, ein solches Hasenherz zu sein. Kein Wunder, dass sie Anstoß an den Ausführungen von Sally und der alten Ellie über die Freuden eines Mannes genommen hatte - nie hätte sie den Mut aufgebracht, auch nur etwas davon in die Tat umzusetzen. Vermutlich hatte sie stets zitternd und mit zugekniffenen Augen dagelegen, wenn ihr Gemahl ihr beigewohnt hatte ... wodurch es für beide kein wahrhaft ergötzliches Erlebnis gewesen sein dürfte, dachte sie bitter.
    „Mylady“, wisperte Bess drängend.
    „Ich komme schon“, murmelte sie. „Ich will nur noch ... “
    Ihr Satz endete in einem spitzen Schrei, als Brodies Finger sich jäh

Weitere Kostenlose Bücher