Der Highlander und der wilde Engel
ihnen die Tür vor der Nase zu, ehe er sich zu seiner Gemahlin umdrehte.
„Ich w-wollte nur ...“ Sie blickte sich gehetzt um, als halte sie nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau. Als er sie an der Hand packte und an seine Brust zog, keuchte sie überrascht auf. „Mein Gemahl?“
Kade küsste sie. Es war ein inniger, heißer Kuss, der davon kündete, wie sehr er sich nach ihr verzehrte und welche Angst er um sie ausgestanden hatte, als er durch das Kreischen herbeigeholt worden war. Kaum hatte er sie in die Arme geschlossen, löste er sich auch schon wieder von ihr und sah sie eindringlich an. „Haltet Euch von Brodie fern.“
„Aye, mein Gemahl“, hauchte sie abwesend, fasste sein Gesicht und zog es herab, um ihn erneut zu küssen.
Ihre Kühnheit ließ ihn unwillkürlich lächeln, woraus aber sogleich ein ungnädiger Zug wurde, als es an die Tür pochte, noch ehe er den Kuss erwidern konnte. Seufzend hob er den Kopf und schob Averill von sich, um zu sehen, wer es war. Als er sie, die Hand schon an der Tür, enttäuscht aufseufzen hörte, legte sich erneut der Anflug eines Lächelns auf seine Lippen. Er gelobte sich, sie heute Nacht für diese Enttäuschung zu entschädigen, zog die Tür auf und bedachte Fergus mit einem düsteren Blick, ehe er auf den Jungen herabsah, den dieser am Kragen gepackt hatte. Laddie hatte die Augen weit aufgerissen, seine Wangen waren fahl. Kade betrachtete die Frauen, die sich ein paar Schritte entfernt um Bess geschart hatten und aufgeregt tuschelten.
Er trat in den Gang hinaus, um sich zu Fergus und Laddie zu gesellen, und stieß die Tür zum Gemach ganz auf. „Hinein mit euch, helft meiner Frau, die Kammer annehmbar zu machen“, wies er die Mägde an.
Mehr brauchte es nicht. Umgehend huschten die Frauen hinein, offenbar erleichtert, seiner Gegenwart zu entkommen. Darauf schien auch Laddie erpicht, doch Fergus hielt ihn noch immer fest am Schlafittchen und verwehrte ihm so die Flucht.
Der Knirps ließ die Schultern sinken und seufzte ergeben, während Kade die Tür zuzog. Große, traurige Augen starrten zu ihm auf. Der Junge öffnete den Mund, stellte fest, dass ihm die Stimme versagte, und schien gegen einen Kloß im Hals a nz uschlucken. „W-werdet Ihr mich t-tö-ten?“, brachte er schließlich heraus.
„Dich töten?“, fragte Kade fassungslos. Er sah Fergus an, der ebenso verblüfft schien wie er, und schaute dann wieder den Jungen an. „Warum zum Teufel sollte ich dich töten wollen?“
„E-es ist unrecht, dass e-ein Gemeiner einen n-noblen Herrn schlägt“, sagte Laddie mit zittriger Stimme. „Und zudem ist’s Euer B-bruder, den ich geschlagen h-habe“, setzte er hinzu für den Fall, dass Kade dies entgangen sein sollte.
„Aye, das ist wahr“, stellte Fergus fest.
Kade schnitt eine Grimasse, ließ die Augen jedoch nicht von Laddie. „Aber du hast es getan, um meine Gemahlin zu retten, nicht wahr?“
„Aye“, gestand Laddie und straffte die Schultern. Ein aufmüpfiger Zug legte sich um seine Mundwinkel. „Und ich w-würde es w-wieder tun, selbst wenn Ihr mich dafür t-tötet. Lady Averill ist freundlich und sch-schön, und er ist nichts als ein räudiger H-hundesohn, auch w-wenn er mein V-vater ist.“
Kade erstarrte. „Dein Vater? Brodie ist dein Vater?“
Alle Standhaftigkeit wich aus dem Jungen. Unglücklich zuckte er mit den Schultern. „Mutter hat gesagt, er s-sei es.“
Nun, da er den Jungen aufmerksam betrachtete, fiel ihm die Familienähnlichkeit auf. Er hatte die Züge der Stewarts und dasselbe rote Haar wie Brodie und Gawain, auch wenn seines eine Spur dunkler war. Seine Augen waren ebenso tiefgrün wie die seiner Schwester Merry und seine eigenen. Kades Lippen wurden schmal. „Wer ist deine Mutter?“, fragte er schließlich.
„B-belle“, antwortete er widerwillig.
„Sie war ein Kammermädchen“, erklärte Fergus leise. „War?“, fragte Kade stirnrunzelnd.
„Ist letzten Monat gestorben“, sagte Fergus bitter. „Nachdem die Wäscherin sich aus dem Staub gemacht hatte, haben die Mägde sich an der Aufgabe versucht. Beim Rühren der Wäsche über dem Feuer verlor Belle das Gleichgewicht und stürzte in den Bottich. Hat sich schrecklich verbrannt und starb eine Woche darauf.“
Nachdem sie wahrscheinlich noch tagelang Schmerzen gelitten hat, dachte Kade beklommen. Er ließ den Blick über die verlotterten Kleider und das schmutzige Gesicht des Jungen gleiten. „Wer sorgt für dich?“
Laddie zuckte missmutig mit den
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