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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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um ihr Handgelenk schlossen. Mit weit auf gerissenen Augen erwiderte sie seinen trüben Blick.
    „Na, mein Täubchen, wie wär’s mit einem Kuss?“, lallte er und zog an ihrem Arm.
    „Gut möglich, dass Euer Vater sich gar nicht sperren wird“, erklärte Fergus ruhig. „Trotz der Trinkerei ist er kein Dummkopf und weiß, dass die Dinge ihm zu entgleiten drohen. Jeden Tag macht sich eine weitere Familie aus dem Staub und sucht ihr Glück woanders, und diejenigen, die noch hier sind, warten nur auf die Gelegenheit, es ihnen gleichzutun. Die Hälfte der Bediensteten ist verschwunden, und wer noch hier ist ... “ Er brach ab und schüttelte den Kopf. „Der Koch hat das Weite gesucht, die Mägde trauen sich nicht einmal mehr in die Nähe der großen Halle, und auch die Knechte betreten sie nur noch, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Womöglich ist Euer Vater gar froh, Titel und Verantwortung an Euch weiterreichen zu können.“
    Das hoffte Kade inbrünstig. Zwar hatte er nie viel Zeit mit Eachann Stewart verbracht, aber der war immerhin sein alter Herr, und Kade spürte kein Verlangen danach, Vatermord zu begehen. Doch so, wie Fergus die Lage hier auf Stewart schilderte, konnte er dieses Mal nicht einfach weichen und seinen Vater weiterhin in der Verantwortung lassen. Um Stewart stand es denkbar schlecht.
    „Hast du gerade gesagt, der Koch habe das Weite gesucht?“, fragte Will, und die Bestürzung in seiner Stimme ließ Kade zum ersten Mal lächeln, seit er sich gesetzt hatte, um mit Fergus zu reden. Nachdem sie fünf Jahre lang stets am Rande des Verhungerns gestanden und in jenem Höllenloch allenfalls, wenn überhaupt, verdorbenen Fraß erhalten hatten, aß Will nun mit schier unersättlichem Appetit. Nachdem Kade nicht länger ans Bett gefesselt gewesen war und an der Tafel von Mortagne hatte speisen können, hatte er erstaunt mit angesehen, welche Berge von Essen Will verschlingen konnte. Noch erstaunter war er allerdings darüber gewesen, dass er es ihm Bissen um Bissen gleichgetan hatte. Daher gefiel es auch ihm nicht, zu hören, dass es keinen Koch mehr gab. Jedoch war er nicht annähernd so untröstlich, wie Will es zu sein schien.
    „Aye“, bestätigte Fergus und grinste, als er Wills Miene sah. „Aber ich weiß, wo er ist. Und ich bin guten Mutes, dass er sich überreden lässt zurückzukommen, sollten sich die Dinge hier ändern.“
    „Vielleicht könntest du ...“ Kade brach abrupt ab. Sein Blick fuhr nach oben, von wo ein lauter Schrei, begleitet von Wehklagen, erklungen war. Noch ehe der erste Schrei verhallt war, stand er schon auf den Füßen und rannte los.
    Das Herz hämmerte ihm wie wild in der Brust, während ihm eine Litanei an möglichen Ursachen für die eben vernommenen Laute durch den Kopf schoss. Womöglich hatten die Frauen beim Herrichten der Gemächer eine Maus oder ähnliches Getier aufgescheucht, vielleicht war eine von ihnen aber auch verunglückt und hatte sich ernstlich verletzt, dachte er und hoffte, es möge der erste Grund sein.
    Als er die letzte Stufe nahm, sah er den kleinen Laddie das Ende des Ganges entlanghasten, eine Schar Mägde war ihm auf den Fersen. Er folgte ihnen. Vor einer der Schlafkammern kam der Junge schlitternd zum Stehen und stieß die Tür auf. Kade vernahm erschrockenes, vollkommen unverständliches Gekreische, in das sich die laute, lallende Stimme mischte, die er als die jenes Mannes erkannte, der Fergus am Tor ins Gebet genommen hatte.
    „Komm schon, Kleine, nur ein wenig herumtändeln. Ich verspreche dir, es wird dir gefallen. “
    Brodie! Kade fluchte, jagte vorwärts und platzte in eine Szene, die er so schnell nicht vergessen würde. Averill und Brodie fochten einen regelrechten Ringkampf gegeneinander aus. Er saß aufrecht im Bett und mühte sich, sie zu sich herabzuziehen, während sie sich mit aller Macht zur Wehr setzte, wobei absehbar war, dass sie den Kampf verlieren würde. Indes schlug Bess, von der das Jammern und Kreischen ausging, jenseits des Betts auf Brodies Kopf und Rücken ein, um ihn dazu zu bringen, Averill loszulassen.
    Auch Laddie und die drei Mägde hatten in der Tür jäh innegehalten, doch noch während Kade alles aufnahm, stürmte der Junge plötzlich quer durch die Kammer, schnappte sich einen achtlos auf den Boden geworfenen Schild, sprang mit dem hölzernen, mit metallenem Gespänge bewehrten Gegenstand aufs Kopfende der Matratze, schwang ihn und ließ ihn auf Brodie niederfahren. Der Schild traf seinen

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