Der Highlander und die Kriegerin
Verachtung. Sie drehte sich wieder Cameron zu und versuchte, ihren Arm aus seinem Griff zu befreien. Als ihr das nicht gelang, verharrte sie und durchbohrte Cameron mit dem Blick. „Ihr zweifelt an meinem Wort. Dies war eine Prüfung. Ihr glaubt nicht, dass ich hier bin, um diesen McCabe dort zu töten.“
Mit einem Ruck riss sie sich los, griff unter ihren Umhang und zog eine Schriftrolle hervor. Obwohl er kniete, erkannte Caelen, dass zwei Siegel sie zierten. Das eine war das seines Bruders, das andere gehörte dem König.
„Das habe ich Euch mitgebracht. Wisst Ihr, was das ist, Laird Cameron? Darin ruft Ewan McCabe zum Krieg auf. Vermutlich enthält das Schreiben einen genauen Plan - alles, was Ihr für die anstehende Schlacht wissen müsst. Würde ich Euch dies hier geben, wenn alles nur eine Finte wäre?“
„Nay!“, brüllte Caelen.
Er wollte einen Satz nach vorn machen, wurde jedoch von den beiden Cameron-Männern neben ihm daran gehindert. Er wand sich und kämpfte, um sich zu befreien, doch da ihm die Hände gefesselt waren, konnte er nichts ausrichten.
Cameron nahm die Schriftrolle entgegen und drehte sie so, dass er die Siegel in Augenschein nehmen konnte. Wortlos brach er das Wachs und entrollte das Pergament. Er brauchte eine Weile, um alles zu lesen, und als er fertig war, rollte er das Schreiben wieder zusammen und schaute Caelen geradewegs an.
„Wie es aussieht, legen Eure Gemahlin und Euer Clan keinen Wert mehr auf Euch, McCabe.“
Caelen atmete schwer und verzog angewidert den Mund, während er die Frau vor ihm kalt anstarrte. „Ich habe keine Gemahlin. Und keinen Clan außer den der McCabes.“
„Schafft ihn mir aus meinen Augen. Werft ihn zurück in das Loch, aus dem ihr ihn hervorgezerrt habt“, sagte Rionna nicht minder kühl zu den beiden Wachen.
„Nun, eine Angelegenheit müssen wir noch besprechen, es geht um die Frage nach seinem Tod“, erwiderte Cameron gedehnt. „Sollte es stimmen, was diese Botschaft von Ewan McCabe und dem König besagt, steht uns tatsächlich ein Krieg bevor. Ich hätte mir eine etwas einfallsreichere Strategie gewünscht, aber offenbar ist den McCabes eine etwas zügigere Herangehensweise lieber. Ihr habt einen Tag Zeit, Mylady. Morgen früh stirbt er, und anschließend muss ich eigene Pläne schmieden.“
Rionna zog das Schwert und schritt langsam auf Caelen zu. Er sah ihr nicht in die Augen, weigerte sich, ihr überhaupt Beachtung zu schenken. In ihm tobten Wut und Verwirrung, und noch immer konnte er nicht begreifen, was sich da vor ihm abspielte.
Als sie bei ihm war, drückte sie ihm die Schwertspitze an den Hals, sodass er gezwungen war aufzuschauen, sofern er nicht wollte, dass sie ihm den Kopf abtrennte.
„Ich könnte Euch gleich hier töten“, erklärte sie tonlos. Ihr Gesicht gab nicht preis, was in ihr vorging. Sie hätte ebenso gut über das Wetter plaudern können. Ihr Auftreten ließ ihn bis ins Mark erschauern. Dies war eine Seite, die er nie zuvor an ihr erlebt hatte.
„Aber das ginge zu schnell.“
„Weshalb?“, fragte er heiser. „Euer Verrat trifft nicht allein mich, sondern auch all Eure Freunde. Ihr hintergeht Mairin, die Euch nichts als Güte entgegengebracht hat, und auch ihr unschuldiges Kind. Ihr seid bereit, alle Euer treues Gefolge in den Tod zu schicken. Und für was? Damit ein ehrloser Schurke wieder die Führung über Euren Clan an sich reißt?“
Sie ließ das Schwert sinken, sodass die Klinge nun auf seine Lenden wies. „Schweigt, oder ich schneide Euch Euer bestes Stück ab und verfüttere es an die Hunde.“
Damit drehte sie sich um, als könnte sie seinen Anblick nicht länger ertragen. Er wollte ihr nachrufen und schämte sich maßlos dafür. Er schloss die Augen. Offenbar würde er einige Lektionen nie lernen.
„Lasst ihn bei Tagesanbruch auf dem Scheiterhaufen brennen“, befahl sie ruhig. „Das ist ein gebührendes Ende für jemanden wie ihn.“
Sogar Cameron schien von ihrer Kaltblütigkeit bestürzt, doch zugleich glomm tiefe Bewunderung in seinen Augen. Aye , der Kerl wusste Niedertracht zu schätzen.
„Ganz wie Ihr wollt, Mylady. Das Urteil wird bei Tagesanbruch vollstreckt.“
Er winkte seinen Männern, Caelen fortzuschaffen, bevor er sich wieder zu Rionna umdrehte. „Wünscht Ihr eine Stärkung? Ihr habt einen langen Weg hinter Euch und seid gewiss erschöpft.“
Während Caelen aus der Halle gezerrt wurde, sah er, wie seine Gemahlin den Mann anlächelte, den er wie nichts auf der
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