Der Highlander und die Kriegerin
laut auf, andere waren verwundert. Bald breitete sich ein Gewirr von Stimmen über den Köpfen der Krieger aus.
„Ihr wollt uns alle herausfordern?“, höhnte jemand aus der Meute.
Caelen bleckte die Zähne. „Ich werde euch zeigen, dass ein McCabe-Krieger so viel taugt wie hundert McDonalds.“
„Diese Herausforderung nehme ich an.“ Jamie McDonald trat vor.
Er war ein großspuriger Grünschnabel und noch nicht kampferprobt.
Caelen schüttelte den Kopf. „Wie ich sehe, macht ihr mir den Anfang leicht.“
Jamie lief tiefrot an, und ehe Caelen noch sein Schwert heben konnte, ging der Bursche schreiend auf ihn los. Caelen wich dem plumpen Angriff aus und ließ die Faust mit dem Schwertgriff auf den Kopf des vorbeistolpernden Jamie niedersausen. Jamie ging zu Boden, und seine Waffe flog mehrere Fuß in die andere Richtung.
Caelen schüttelte angewidert den Kopf. „Kinderspiel. Meine Frau führt das Schwert hundertmal besser.“
Jamie rappelte sich auf, das Gesicht wutverzerrt.
„Ist schwer, ohne Schwert zu kämpfen“, sagte Gannon gedehnt, bückte sich nach Jamies Waffe und warf sie beiseite. „Mach Platz, Junge. Du bist geschlagen.“
Der Nachmittag verging, und der Stapel an Schwertern, den Gannon aufhäufte, wuchs stetig. Die Besiegten wurden angewiesen, sich an den Rand zu setzen und zuzusehen, wie ihre Nachfolger ihr Glück versuchten.
Es war offenkundig, dass die besseren Kämpen bis zum Schluss warteten, um gegen einen ausgelaugten Caelen anzutreten. So dauerte es beispielsweise länger, als ihm lieb war, Oren McDonald zu entwaffnen. Der Kerl schaffte es gar, ihn ins Straucheln zu bringen, ehe er auch Orens Schwert durch die Luft segeln ließ und dem Stapel hinzufügte.
Als der nächste McDonald-Krieger vortrat, stöhnte Caelen innerlich. Seamus McDonald war ein muskelbepackter Hüne mit Armen und Beinen wie Baumstämme, einer Brust wie ein Findling und keinem erkennbaren Hals.
Er war nicht überragend im Umgang mit dem Schwert, konnte einen Mann jedoch mit bloßen Händen zerquetschen.
Den übrigen McDonalds blieb Caelens Unbehagen nicht verborgen. Sie sprangen auf die Füße und grölten, als Seamus und er einander umkreisten.
Seamus stieß als Erster vor, und Caelen fing den Hieb ab. Das Klirren von Stahl schallte über den Burghof, und wieder wurde Gejohle laut.
Auch die Frauen und die älteren Männer, die nicht länger kämpften, waren zusammengelaufen, ja selbst die Kinder hatten sich eingefunden. Seamus , Seamus , Seamus , riefen alle.
Bis auf eine Gestalt.
„Caelen! Caelen! Caelen!“, war über den Tumult und die Anfeuerungen hinweg zu vernehmen.
Rionna hatte sich durch die Menge gekämpft und stand am Rande des Kampfplatzes. Zu Caelens Erstaunen war sie nicht wie ein Mann gekleidet und trug auch kein Schwert. Stattdessen hatte sie ihr Hochzeitsgewand angelegt, und ihr Haar war zu einer eleganten Frisur aufgesteckt, von der ringsumher einzelne Strähnen herabflossen.
So verflixt schön war sie, dass es ihm schier den Atem verschlug.
Gleich darauf rammte Seamus ihn mit voller Wucht. Es war atemberaubend, und dies ganz bestimmt nicht auf eine schöne Weise.
Sie beide schlugen auf den Boden und wälzten sich umher. Caelen verlor sein Schwert und war damit klar im Hintertreffen. Seamus war anderthalbmal so massig wie er und hatte zuvor nicht alle übrigen McDonald-Krieger niederringen müssen.
Seamus’ Pranke traf ihn seitlich am Gesicht, und die Welt verschwamm. Bunte Punkte tanzten Caelen vor den Augen, und er schüttelte den Kopf, um wieder zu sich zu kommen.
Dann schlug er seinerseits zu, ließ erst die rechte Faust vorschnellen und legte mit der linken kraftvoll nach. Er hatte immer schon mit der einen Hand genauso hart zuschlagen können wie mit der anderen und zog nicht eine der anderen vor, wie so viele Männer es taten. Aber Seamus schien die Hiebe gar nicht zu spüren.
Als Caelen zum dritten Mal mühsam auf die Beine kam, dämmerte ihm, dass er durch gezielte Schläge nichts erreichen würde. Seamus war geradezu übermenschlich stark. Er war weder flink noch raffiniert, dafür aber umso brutaler, und er besaß die Fähigkeit, einem jeden Schlag standzuhalten. Caelen hätte sich fünfzig mehr von Seamus’ Sorte gewünscht - damit hätten sie womöglich eine Chance gegen Cameron gehabt.
Er wischte sich das Blut vom Mund und umkreiste Seamus. Seine Schnelligkeit konnte sein Vorteil sein, sofern er nicht vorher vor Erschöpfung umfiel. Dass er bereits gegen alle
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