Der Himmel auf Erden
sich alles Leuchtende mit sich selbst mischt, hatte er gedacht, wird es grau, und in dem Augenblick war er aufgewacht.
Angela saß schon in der Küche. »Der Schnee ist weg«, sagte sie, »genau wie du vorausgesagt hast.«
»Es wird neuer kommen.«
»Nicht dort, wo wir sind.«
»Du hast dich also entschieden?«
»Ich will in die Sonne.« Sie sah Winter an, hielt einen nackten Arm hoch. »Ich will verdammt noch mal ein bisschen Sonne auf dieser blassen Haut haben. Ein bisschen Sonne im Kopf.«
»Ich komme am zweiten Weihnachtstag nach.«
»Wieso bist du dir so sicher?«
»Oder einen Tag später.«
»Bleiben wir über Neujahr?«
»Mindestens.«
»Hast du mit deiner Mutter geredet?«
»Ich ruf sie jetzt an, erst wollte ich hören, wie du dich entschieden hast.«
Sie beugte sich über den Tisch. Vor ihr stand eine Teetasse. Das Radio murmelte in seiner Ecke, Worte voller Fakten.
»Erik? Hast du das ernst gemeint gestern? Oder warst du bereit, wer weiß was zu tun, nur damit du zu Hause bleiben und über Weihnachten allein nachdenken kannst?«
»Ich war so ernst wie noch nie.«
»Ich weiß nicht, wie ich das deuten soll.«
»Nenn ein Datum. Ich hab keine Lust mehr, dich meine Partnerin oder Verlobte zu nennen«, sagte er.
»Ich hab noch nicht ja gesagt«, antwortete sie.
*
Als er sich gerade rasierte, klingelte sein Handy. Angela reichte es ihm.
»Dieser Kappentyp ist wieder aufgetaucht«, sagte Ringmar.
»Wo?«
»Wir haben heute Nacht drei Zeugen gefunden, die einen Mann gesehen haben, als er mit einem Buggy mit einem Kind drin von H & M weggegangen ist. Er hat eine karierte Kappe getragen. Keine Suggestivfragen.«
»Wieso ist er ihnen aufgefallen?«
»Einer Verkäuferin, die am Kleidertresen gegenüber von der Stelle gearbeitet hat, wo die Mutter den Wagen abgestellt hatte, ist aufgefallen, dass er eine Weile unbeaufsichtigt dastand. Nach einer Weile ist ein Mann gekommen und hat ihn weggeschoben.«
»Und sie hat nicht reagiert?«
»Tja… das ist wohl meistens so. Es ist ihr jedenfalls wieder eingefallen, als wir uns umgehört haben.«
»Himmel, Bertil, wenn es so ist, wie sie sagt, haben wir jetzt was.«
»Aber das macht mich nicht gerade glücklich.«
»Und die anderen Zeugen?«
»Unabhängig voneinander haben sie den Kappenmann im Nordstan gesehen.«
»Draußen niemand?«
Er hörte Bertil seufzen. Bertil hatte eine schlaflose Nacht gehabt. Winter hatte nicht bleiben können, er musste die Feiertage mit Angela diskutieren. Und einen Schneemann mit Elsa bauen.
»Da gab es die üblichen Idioten, die alles gesehen haben, wonach wir nur fragen. Jetzt sind es mehr denn je, aber das hat vermutlich mit Weihnachten zu tun«, sagte Ringmar.
Winter fragte nicht, was er damit meinte. »Hast du noch mehr Abzüge von den Fotos machen lassen?«, fragte er.
»Hunderte.«
»Ich bin in einer halben Stunde da.«
»Zu den Eltern hab ich's nicht mehr geschafft«, sagte Ringmar. »Ich meine, zu dem Vater vom Jungen Johansson.«
»Ich hab gehört, dass er gestern Abend ins Krankenhaus eingeliefert worden ist«, sagte Winter.
»Ich hab selten einen Menschen in einem solchen Schockzustand gesehen«, sagte Ringmar. »Hinterher ist es wie eine Lawine über ihn gekommen.«
»Nichts Neues von der Mutter? Carolin?«
»Sie hat ihre Story erzählt«, sagte Ringmar. »Sie hat kein Kidnapping inszeniert, das glaub ich nicht. Aber wir müssen sie noch mal verhören.«
»Ich wollte heute Vormittag einen neuen Versuch bei Simon Waggoner machen«, sagte Winter.
»Zu Hause bei der Familie oder hier im Präsidium?«
»Bei der Familie. Hast du die Videokamera?«
»Sie wartet auf meinem Tisch.«
»Wie läuft es mit den Verhören beim Personal vom Kindergarten?«, fragte Winter.
»Es geht voran, aber es braucht seine Zeit, das weißt du ja.«
»Wir müssen alle überprüfen, die in diesen Kindergärten arbeiten und gearbeitet haben. Das hat Möllerström hoffentlich begriffen? Und wenn wir zehn Jahre oder noch weiter in der Zeit zurückgehen müssen.«
*
Er hielt Elsa im Arm und flüsterte ihr Sachen ins Ohr, die sie zum Kichern brachten. Die Koffer waren gepackt.
»Wir hätten gestern Abend eine kleine Weihnachtsfeier machen müssen«, sagte Angela.
»Das holen wir in wenigen Tagen nach«, sagte er.
»Mach dir bloß nichts vor«, sagte sie.
Er antwortete nicht.
»Irgendwo in der Wohnung haben wir Weihnachtsgeschenke für dich versteckt«, sagte sie.
»Meins findest du NIE!«, sagte Elsa.
»Vogel,
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