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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Geschenkpapier. Zwei Kerzen brannten in niedrigen Kerzenhaltern. Im Fenster stand ein weiterer Kerzenhalter, in dem drei Lichter brannten. Das vierte in zwei Tagen, Heiligabend. Aber diese Familie feierte vermutlich schon morgens, gefüllte Strümpfe.
    Auf der Spüle murmelte das Radio, genau wie zu Hause bei Winter, und er erkannte die Stimmen von BBC, trocken, zuverlässig, klar. Tatsachen, keine Gerüchte.
    Er wünschte, es würde der Familie erspart bleiben, in der Gerüchteküche und in den Zeitungen zu landen.
    Das Zimmer war gut, ruhig, keine Stimmen von irgendwoher. Keine ablenkenden Spielsachen auf dem Fußboden oder dem Tisch, kein weihnachtlicher Schmuck.
    »Perfekt«, sagte Winter.
    »Wo sollte ich das Stativ aufstellen?«, fragte Paul Waggoner.
    »Die Kamera soll so weit wie möglich von Simon entfernt sein«, sagte Winter. »Aber er muss sie sehen können.«
    Sie stellten sie an die Nordwand, in die Mitte, sodass sie zu sehen war. Winter wollte sie selbst von seinem Platz aus mit der Fernbedienung bedienen.
    Das Bild musste ständig ihn und Simon zeigen, ihr Zusammenspiel musste dokumentiert werden. Er musste es sich immer wieder anschauen können, um zu kontrollieren, was er tat, eine Bewegung, seinen Einfluss auf den Jungen.
    Und er musste Simons Gesicht einfangen, seine Körpersprache. Die Technik half ihnen, er verfügte über die modernste, was bedeutete, dass er Simons Gesicht separat fokussieren konnte.
    »In Ordnung«, sagte Winter, »ich bin bereit.« Er verließ das Zimmer und stand in dem kleinen Vorraum, der zu einer Treppe führte. An der Wand hinter ihm war ein Fenster, und er konnte Simons Gesicht nicht genau sehen, als der Junge im Gegenlicht an der Hand seiner Mutter die Treppe herunterkam.
    Winter traf Simon nicht zum ersten Mal, vielleicht war es das dritte oder vierte Mal.
    Er ging vor ihm in die Hocke, um ihn in Augenhöhe zu begrüßen.
    »Hallo, Simon.«
    Der Junge antwortete nicht. Er hielt seine Mama an der Hand und machte einen Schritt zur Seite, schräg nach hinten.
    Winter setzte sich auf den Fußboden, abgeschliffene, gelackte Dielen, vielleicht Tanne. Er war weich.
    Simon setzte sich auf Barbara Waggoners Schoß. Nach einer Weile ließ er sich auf den Boden gleiten.
    Er presste Billy in seine Armbeuge. Die schwarzen Augen des Teddys waren auf Winter gerichtet.
    »Ich heiße Erik«, sagte Winter, »und wir haben schon mal hallo gesagt.«
    Simon antwortete nicht, hielt seinen Teddy.
    »Wie heißt dein Teddy?«, fragte Winter.
    Der Junge sah seine Mama an, die lächelnd nickte.
    »Ich hab einen Teddy gehabt, der hieß Bulle«, sagte Winter. Das stimmte sogar. Plötzlich fiel ihm ein, dass Bulle in einem Fotoalbum der Familie verewigt war, wo er selbst in einer Art Strampelhöschen dasaß, Bulle in der linken Hand, und zu etwas außerhalb vom Bild guckte. Wann hatte er es zuletzt angeschaut? Warum hatte er es Elsa noch nicht gezeigt?
    Simon sah Winter an. »Meiner hieß Bulle«, wiederholte Winter und schaute Simons Freund an.
    »Billy«, sagte Simon.
    Das war das erste Wort, das Winter den Jungen sagen hörte. »Hallo, Billy«, sagte Winter.
    Simon reichte ihm Billy mit seinem unverletzten Arm.
    »Ich bin Polizist«, sagte Winter zu den beiden, die er verhörte, und dann sah er Simon an. »Meine Arbeit besteht darin, dass ich Sachen herausfinde. Sachen, die passiert sind.« Vorsichtig veränderte er seine Haltung auf dem Fußboden. »Danach wollte ich dich fragen.«
    Winter wusste, wie wichtig es war, dem Verhör zunächst einen Rahmen zu geben. Er musste es entdramatisieren und trotzdem klar sein, natürlich, Vertrauen einflößen. Er musste einfache Wörter benutzen, kurze Sätze, sich Simons eigener Sprache nähern. Er musste sich in großen Kreisen von außen nähern. Vielleicht würde er den innersten Kreis niemals erreichen. Vielleicht würde es aber auch überraschend schnell gehen.
    »Ich möchte ein bisschen mit dir reden«, sagte er.
    Simon guckte seine Mama an.
    »Du musst mir nicht antworten, Simon«, sagte Winter.
    Er bewegte sich nicht, spürte jetzt das Holz unter seinem Hintern.
    »Erik redet mit dir im Gästezimmer«, sagte Barbara Waggoner.
    Winter nickte.
    »Warum?«, fragte Simon.
    »Da hab ich eine Kamera, die filmt uns«, sagte Winter. »Die macht Bilder von uns.«
    »Eine Kamera?«
    »Sie filmt uns«, sagte Winter, »wenn ich auf einen Knopf drücke.«
    »Wir haben auch eine Filmkamera«, sagte Simon und sah seine Mama an.
    »Die haben wir an Großmutter

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