Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
passiert?«
    »Sie waren nicht wert, seine Eltern zu sein«, antwortete Carlström.
    Das war ein bemerkenswert langer Satz für diesen Mann.
    »Jedenfalls nicht, wenn man der Frau von der Jugendfürsorge glauben konnte«, fuhr er fort.
    Die einen kleinen Jungen einem einsamen Mann zur Pflege anvertraute, dachte Winter. Vielleicht ein verstörter, verschreckter Junge.
    »Haben Sie immer allein gelebt, Carlström?«
    »Wie bitte?«
    »Haben Sie hier ohne Frau gelebt, als Mats bei Ihnen war?«
    Carlström sah ihn an. »Ich war nicht verheiratet«, sagte er.
    »Das war nicht die Frage«, sagte Winter.
    »Bei mir hat eine Frau gewohnt«, sagte Carlström.
    »Wann, als Mats hier war?«
    Carlström nickte.
    »Die ganze Zeit?«
    »Anfangs«, sagte er.
    Winter wartete mit der Folgefrage.
    Carlström wartete.
    Winter nahm eine andere Frage: »Was war Mats passiert?«
    »Die Einzelheiten weiß ich nicht.«
    »Was hat die Frau vom Jugendamt gesagt?«
    »Jemand hatte sich an ihm… vergangen.«
    »Wer? Sein Vater?«
    »Darüber will ich nicht reden«, sagte Carlström.
    »Das kö…«
    »ICH WILL NICHT DARÜBER REDEN!«
    Im Feuer knackte es, das Geräusch verlieh Carlströms Worten Nachdruck.
    Winter sah Ringmar an, der fast unmerklich den Kopf schüttelte.
    »Ist Mats etwas… passiert, als er hier war?«, fragte Winter und sah Carlström wieder zusammenzucken. Er zuckte zusammen, wie jemand, der alles tun will, um es zu vermeiden. »Ich meine, ob jemand im Dorf ihm etwas angetan hat, ihn irgendwie gepiesackt hat.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Carlström.
    »Irgendwas, egal, was.«
    »Und jetzt rächt er sich, wie? Schlägt Leute in Göteborg nieder? Meinen Sie das?«
    »Nein«, sagte Winter. »Die jungen Männer, die überfallen wurden, waren noch nicht geboren, als Mats klein war.«
    »Nein, genau«, sagte Carlström.
    Aber du, dachte Winter. Und Georg Smedsberg.
    *
    Bei Smedsberg öffnete niemand. Das Haus war leer, schwarz. Es stand wie eine verwitterte Festung auf diesem Feld nördlich von Carlströms Hof.
    »Vielleicht spielt er Bridge«, sagte Halders.
    »Wo?«, sagte Ringmar.
    Sie waren umgeben von Dunkelheit, ein Himmel mit blassen Sternen, die von dunklen Schleiern verhüllt zu sein schienen, durch die nur spärliches Licht drang. Durch das Brausen des Windes hörten sie ein Geräusch, das Verkehr, der aus weiter Entfernung herüberklang, sein konnte oder der Wind selbst, der dort draußen auf Widerstand stieß.
    Sie gingen zurück zu Halders' Auto und fuhren nach Süden. Die Scheinwerfer zerteilten die Felder, erhellten den Himmel, als Halders den einzigen Hügel in der Gegend hinauffuhr. Sie schwiegen, versunken in ihren Gedanken. Winter fröstelte, vor allen Dingen von dem Gespräch mit Natanael Carlström, der ihnen ohne zu winken nachgeschaut hatte.
    Halders wühlte im Licht des Armaturenbretts zwischen den CDs und legte eine ein. Winter hörte einen Frauenchor, eine Frauenstimme, den Takt der Bässe, dododododo, Gitarren, die wie in einer Lufttrommel zu klingen begannen. Ooh baby, do you know what that's worth, Ooh heaven is a place on earth, they say in heaven love comes first, We'll make heaven a place on earth, Ooh heaven is a place on earth.
    »Heaven is a place on earth«, sagte Halders. »Das ist ein Klassiker.«
    Die Musik begleitete sie wie ein Soundtrack durch die Dunkelheit.
    Winter hörte zu: We'll make heaven a place on earth, Ooh heaven is a place on earth.
    Der Himmel ist ein Ort auf Erden.
    »Wer singt das?«, fragte er.
    »Belinda Carlisle«, sagte Halders. »Eine der hübschesten Heroinisten der Welt.« Er justierte den Diskant. »Aber das war damals.« Er justierte den Bass. »Als sie bei The Go-Go's war.«
    »Aha«, sagte Ringmar.
    »Die solltest du mal hören«, sagte Halders.
    »Ja, das macht wirklich Appetit auf mehr«, sagte Ringmar und nickte zum CD-Spieler.
    »Ich wusste es«, sagte Halders. Der Song war zu Ende, verklang:… place on earth… place on earth…
    »Lass sie noch mal laufen«, sagte Winter vom Dunkel seines Rücksitzes.
    Halders drückte auf Repeat. Ooh baby, do you know what that's worth.
    Das fühlt sich fast surrealistisch an, dachte Winter. Ich fühle mich hier geborgen. Ich möchte auf diesem Rücksitz zwischen Himmel und Erde bleiben. Draußen ist es zu grässlich.
    When the night falls down, I wait for you, And you come around, And the world's alive, With the sound of kids, On the streets outside, When you walk into the room, You pull me dose and we Start to move,

Weitere Kostenlose Bücher