Der Himmel auf Erden
schwarz im Dämmerlicht. Rechts fuhr eine Straßenbahn vorbei, sie verströmte ein gelbes und kaltes Licht. Zwei Elstern flogen vor ihm auf, als er auf den Knopf neben dem Namensschild drückte. Er hörte eine ferne Stimme.
»Ich möchte zu Krister Peters. Hier ist Lars Bergenhem vom Landeskriminalamt.«
Keine Antwort, aber die Tür summte, und er öffnete sie. Das Treppenhaus war geruchlos, als ob der Wind es durchgepustet hätte. Die Wände waren genauso dunkel wie die Fassade des Hauses.
Bergenhem wartete auf den Fahrstuhl, der nicht kam, und ging zu Fuß hinauf. Er klingelte an der Tür mit Peters' Namensschild. Die Tür wurde nach dem zweiten Klingeln einige wenige Zentimeter geöffnet. Der Mann dahinter mochte in Bergenhems Alter sein. Fünf, sechs oder sieben Jahre älter als die Studenten.
Er starrte Bergenhem an. Die dunklen Haare hingen ihm in die Stirn, als wären sie absichtlich mit Gel oder Spray so drapiert worden. Das Gesicht war seit drei oder vier Tagen unrasiert. Er trug ein weißes Unterhemd, das sich leuchtend von dem sonnengebräunten, muskulösen Körper absetzte. Naturlich, dachte Bergenhem. Aber nein, jetzt darfst du keine Vorurteile haben. Der Kerl ist nur ungekämmt und unrasiert, aber gut trainiert.
»Zeigen Sie mir bitte Ihren Ausweis«, sagte der Mann.
Bergenhem hielt ihn hoch und fragte gleichzeitig: »Krister Peters?«
Der Mann nickte und deutete auf Bergenhems rechte Hand, in der er die Plastikhülle mit dem Ausweis hielt.
»Das könnte eine Fälschung sein.«
»Darf ich einen Augenblick hereinkommen?«
»Sie können ja wer weiß wer sein«, sagte Peters.
»Haben Sie schlechte Erfahrungen mit Leuten an der Tür?«
Peters lachte auf, kurz, und öffnete die Tür ganz. Er wandte Bergenhem den Rücken zu und ging ihm voran in die Wohnung, die sich zu allen Seiten des Vorraums öffnete. Bergenhem sah die Häuser auf der anderen Seite vom Platz. Der Himmel wirkte von hier drinnen heller, blauer, als ob das Haus über die Wolken hinausragte.
Er folgte Peters, der sich auf ein dunkelgraues Sofa setzte. Es schien nicht ganz billig gewesen zu sein. Auf einem niedrigen Glastisch lagen Zeitschriften. Rechts von ihnen standen ein Glas, eine Flasche und eine etwas beschlagene Karaffe, in der Wasser sein mochte. Bergenhem setzte sich in einen Sessel, der genauso bezogen war wie das Sofa.
Peters war noch einmal aufgestanden.
»Jetzt war ich aber unhöflich«, sagte er, verließ das Zimmer und kam mit einem zweiten Glas zurück. Dann setzte er sich wieder und hielt die Flasche hoch. »Einen kleinen Whisky?«
»Ich weiß nicht«, sagte Bergenhem.
»Es ist schon nach zwölf«, sagte Peters.
»Irgendwo ist es immer nach zwölf«, sagte Bergenhem. »Hell, it's noon in Miami, wie Hemingway sagte, wenn er um elf Uhr anfing zu trinken.«
»Vielen Dank«, sagte Bergenhem, »aber ich bin mit dem Auto da und muss hinterher gleich nach Hause.«
Peters zuckte mit den Schultern und goss sich etwas Whisky in sein Glas und füllte es dann mit einigen Tropfen Wasser auf.
»Ihnen entgeht ein guter Springbank«, sagte er.
»Vielleicht habe ich später ja noch mal die Gelegenheit«, sagte Bergenhem.
»Vielleicht.« Peters trank, stellte das Glas ab und sah Bergenhem an. »Wollen Sie nicht zur Sache kommen?«
»Wann haben Sie sich in jener Nacht von Jens Book getrennt?«, fragte Bergenhem.
»Eine schreckliche Geschichte«, sagte Peters. »Wird er wieder gehen können?«
»Ich weiß es nicht.«
»Es ist unfassbar, nur ein paar Häuserblöcke von hier entfernt.« Peters nahm wieder einen Schluck und Bergenhem roch einen Hauch von Alkohol. Er könnte das Auto stehen lassen und mit dem Taxi nach Hause fahren. Hell, it's noon in Torslanda.
»Sie waren in der Nähe, als es passierte«, sagte er.
»Offenbar ja.«
»Jens hat mir nur widerwillig davon erzählt«, sagte Bergenhem.
»Wovon erzählt?«
»Dass er bei Ihnen war.«
»Ach.«
»Dass er noch kurz vorher mit Ihnen zusammen war, bevor… es passierte.«
»Ach.« Bergenhem schwieg.
Peters hielt das Glas in der Hand, trank aber nicht. »Hoffentlich glauben Sie nicht, ich hätte ihn niedergeschlagen?«, sagte er. »Sie glauben doch nicht, ich hätte ihn lahm geschlagen, und er weiß das und schützt mich?« Peters nahm einen Schluck.
Bergenhem konnte noch keine Wirkung des Alkohols an ihm feststellen.
»Glauben Sie das?«, wiederholte Peters.
»Ich glaube gar nichts«, antwortete Bergenhem. »Ich versuche nur herauszufinden, was wirklich
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