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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sie.
    Er sah sie an, schien ihr Gesicht zu studieren. Sein eigenes war dunkel, gefleckt von der elektrischen Straßenbeleuchtung. In seinen Augen war eine Härte, vielleicht etwas Schlimmeres. Eine Sehnsucht, etwas oder jemanden zu schlagen. Eine berechnende Provokation. Oder nur vielleicht Müdigkeit, dachte sie. Alle waren müde von der Arbeit. Sie war in diesem Moment furchtbar müde, schaffte es trotzdem, sich anständig zu benehmen.
    Sie kannte einige Polizisten vom Sehen, aber dieser gehörte nicht dazu. Sie versuchte im Rückspiegel zu erkennen, ob ein Kollege im Auto hinter ihr saß, aber sie konnte nichts sehen wegen des Regens, der über die Rückscheibe des Golfs strömte.
    Die erste Woche im eigenen kleinen Auto, und dann passiert das.
    »Den Führerschein«, sagte er.
    Als sie ihn schließlich gefunden hatte, warf er einen Blick darauf und sagte »Angela Hoffman?«, und sie nickte.
    Er entfernte sich ein Stück mit dem Führerschein und ihr war klar, dass er ihren Namen überprüfen ließ. Sekundenlang wünschte sie, sie trüge Eriks Nachnamen. Das brutale Gesicht hätte ihn wiedererkannt. Hätte etwas gemurmelt, ihr den Führerschein zurückgegeben und wäre weitergefahren mit seinem verdammten Blaulicht, um einen anderen armen Menschen zu schikanieren.
    Sie beruhigte sich. Sie hätte ihre Irritation zeigen können… oder ihren Schrecken… aber das hätte die Situation nur verschlimmert.
    Vielleicht sollten wir heiraten? Ich könnte dann Hoffman- Winter heißen. Dann fühlt man sich vielleicht sicherer auf den Straßen.
    Hochzeit am Meer. Gib zu, dass du schon mal dran gedacht hast.
    Es kratzte an der Scheibe. Er reichte ihr den Führerschein, murmelte wieder »Angela Hoffman« und kehrte zu seinem Auto zurück. Das Blaulicht hatte die ganze Zeit rotiert und eine kleine Gruppe Neugieriger angelockt, die sich auf dem Trottoir versammelt und den Verbrecher studiert hatte, dessen Papiere vom verlängerten Arm des Gesetzes kontrolliert wurden. Oder sein verschlagenes face, dachte sie und fuhr mit einem Blitzstart nordwärts. In dem Augenblick hatte sie die sinnlosen Besorgungen vergessen, die sie hier erledigen wollte, bog in die erstbeste Straße nach Osten ab und war bei fünf zu Hause und bei vier aus der Tiefgarage oben und ihre Stiefel landeten bei zwei in einer Flurecke.
    »Ich dachte, du hättest einen Haufen Leute mitgebracht«, sagte Winter. Er kam mit Elsa auf dem Arm aus der Küche. »Das klang ja wie ein ganzes Einsatzkommando.«
    »Ich zähle gerade rückwärts von zehn«, sagte sie. »Hard day at the office?«
    »Nur hinterher«, sagte sie. »Auf dem Nachhauseweg wurde ich von einem deiner Kollegen geschnappt.«
    »Kontrolle?«
    »Nein, nur 'ne Schikane.« Elsa zappelte auf seinem Arm, sie wollte zu Angela und zu dem noch nicht beendeten Abendessen.
    »Warte mal.« Winter ging zurück in die Küche, setzte Elsa auf den Stuhl und ließ sie allein essen. Auf der Tischplatte war Essen verstreut.
    »Ich glaub, mir ist schlecht«, sagte Angela. Sie kam in die Küche, ihren Mantel hatte sie immer noch nicht ausgezogen. Dann ging sie wieder, und nach einer Weile hörte er sie in einem anderen Zimmer weinen.
    Er griff nach dem Telefon und rief seine Schwester an. »Hallo, Lotta. Sind Bim oder Kristina heute Abend zu Hause?«
    »Bim ist hier. Was ist los?«
    »Könnte sie kurzfristig als Babysitter einspringen?«
    *
    »In allen Jobs gibt es Scheißkerle«, sagte Winter.
    »Der gehört doch entlassen«, sagte sie. »So darf man sich doch nicht aufführen.«
    »Ich krieg leicht raus, wer das war«, sagte er.
    Sie hatte diese Falte zwischen seinen Augen gesehen. Er könnte etwas Drastisches tun. In ihm gab es eine dunkle Seite, die ihn zu wer weiß was treiben könnte. Für einen kurzen, schrecklichen Moment.
    »Und dann?«, fragte sie.
    »Das willst du doch gar nicht wissen.« Er nahm einen Schluck von dem bestellten Puligny Montrachet.
    »Komm, lass uns auf den Kerl pfeifen.« Auch sie trank und schaute aus dem Fenster. »Wir sind ja hier.« Dann sah sie ihn wieder an und machte eine Kopfbewegung zu den Häusern auf der anderen Seite der Lasarettgatan. »Mir gefallen die Gardinen, die da in meiner ehemaligen Wohnung hängen.« Sie schaute zum Balkon und dem Fenster daneben, oben im fünften Stock. Dort war Licht. Die Aussicht war schön gewesen, in alle Richtungen, oben vom höchsten Punkt von Kungshöjd.
    Er nickte.
    »Manchmal vermisse ich sie«, sagte sie.
    Er nickte wieder.
    »Es war ja auch eine

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