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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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ewig ein Leben in dem Vergangenen. Andere vielleicht auch. Er selbst wäre gern im Bistro 1965 sitzen geblieben, vor einer Stunde, die genauso gut in einer anderen Zeitrechnung in einer anderen Welt hätte sein können. Die geschützte Nische. Take me to that other place.
    Bertil hätte ihn eigentlich nicht anrufen müssen, aber Bertil wusste, dass er dabei sein wollte. Bertil täuschte sich nie: Dies würde eine lange, dunkle Reise werden, und Winter musste von Anfang an dabei sein. So etwas konnte man anderen nicht erklären. Er sah Ringmar neben der Frau stehen, die auf dem kurzen Besuchersofa saß. Zwischen uns ist etwas, zwischen Bertil und mir. Er rieb sich wieder die Stirn. Meine Kopfschmerzen haben nachgelassen.
    »Wird er wieder sehen können?«, fragte Barbara Waggoner ohne aufzuschauen.
    Winter antwortete nicht, Ringmar auch nicht. Wir sind keine Ärzte, dachte Winter. Schau uns an, dann merkst du es.
    »Das ist nicht der Arzt, Barbara«, sagte der Mann mit kaum vernehmbarer Stimme. »Wir haben doch gerade mit dem Arzt gesprochen.« Winter hörte einen schwachen Akzent, der englisch sein könnte. Der Name des Mannes deutete darauf hin.
    »Er konnte uns nichts darüber sagen.« Jetzt schien die Frau all ihre Hoffnung auf neue Spezialisten zu setzen, die gerade zur Tür hereingekommen waren.
    »Frau Waggoner…«, sagte Winter, und sie schaute auf. Er stellte sich und Ringmar vor. »Dürfen wir ein paar Fragen stellen?« Er sah den Mann an, und der nickte.
    »Wie kann jemand so etwas mit einem… Kind tun«, sagte sie. Auf diese Frage hatte Winter keine Antwort. Sie stellte die schwerste Frage zuerst: Warum?
    »Ist es nicht Ihr Job, das herauszufinden?«, fragte der Mann mit demselben dünnen Tonfall wie vorher, mit einer kraftlosen Aggressivität. Winter wusste, sie könnte sich steigern, wenn er nicht vorsichtig war. Der Mann muss Engländer sein, dachte er.
    »Zuallererst müssen wir den finden, der das getan hat«, sagte er.
    »Was ist das für ein Monster?«, sagte der Mann. »What kind of fucking monster is this?!« Engländer.
    »Wir werd…«
    »Führen Sie Register über solche Leute? Da müssen Sie vermutlich einfach nur suchen?« Zurück aus der Muttersprache, aber mit einem stärkeren Akzent.
    »Wir werden ihn suchen«, sagte Winter.
    »Warum sitzen Sie dann hier?«
    »Wir müssen Ihnen ein paar Fragen über Simon stellen«, sagte Winter. »Es so…«
    »Fragen? Wir können auch nicht mehr sagen als das, was wir gesehen haben.«
    »Paul«, sagte die Frau.
    »Ja?«
    »Beruhige dich bitte.«
    Der Mann sah sie an und dann Winter, und dann schaute er weg. »Also stellen Sie Ihre Fragen«, sagte er.
    Winter stellte Fragen nach dem Zeitpunkt des Verschwindens, nach besonderen Gewohnheiten und der Kleidung. Er fragte, ob der Junge etwas bei sich gehabt habe. Etwas, worüber man im Augenblick nicht mit dem Kleinen sprechen konnte.
    »Wie - bei sich gehabt?«
    »Fehlt etwas? Was er vermissen könnte?«
    »Irgendetwas«, ergänzte Ringmar, »ein Spielzeug, ein Kuscheltier. Ein Amulett, irgendwas, das er immer bei sich hatte.«
    »Keepsake?«, fragte der Mann.
    »Ja.«
    »Warum fragen Sie danach?«
    »Ich verstehe es«, sagte Barbara Waggoner. Sie war jetzt aufgestanden. Auch bei ihr bemerkte Winter einen schwachen Akzent. Er überlegte kurz, ob sie zu Hause Englisch oder Schwedisch miteinander sprachen, oder beides, wegen des Jungen. Vielleicht Englisch, weil der Junge ja Schwedisch in der Schule lernen würde.
    »Also?«, sagte der Mann.
    »Ob irgendwas verschwunden ist«, sagte sie, »verstehst du nicht? Ob der… der das… ob er Simon was weggenommen hat.«
    Der Mann nickte.
    »Hatte er etwas, was man ihm wegnehmen könnte?«, fragte Winter.
    »Seine Uhr.« Barbara Waggoner führte die Hand zum Mund. »Die hat er nie abgenommen.« Sie sah ihren Mann an. »Ich hab sie nicht gesehen…«
    »Sie ist blau«, sagte Paul Waggoner und starrte seine Frau an.
    »Eine Spielzeuguhr«, erklärte Barbara Waggoner.
    Ringmar verließ das Zimmer. »Soll ich Kaffee für Sie kommen lassen?«, fragte Winter. »Tee?«
    »Danke, man hat uns schon etwas angeboten«, antwortete Barbara Waggoner.
    »Ist so was… normal hier?«, fragte ihr Mann. »Ist es normal, dass Kindern so was geschieht?«
    Winter wusste nicht, ob seine Frage der Stadt Göteborg im Besonderen oder dem ganzen Land galt, oder der Misshandlung von Kindern im Allgemeinen oder der Art von Verbrechen, mit dem sie gerade konfrontiert wurden. Es gab verschiedene

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