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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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nicht«, sagte er.
    »Wie viel wusstest du eigentlich von seinen Geschäften?«
    »Genug, um sie abzulehnen.«
    »Du bist eine moralische Person.«
    »Er hat sich falsch verhalten«, sagte Winter. »Er hätte bleiben und… na ja, solidarisch sein sollen. Er hatte genügend Geld. Das Haus in der Sonne hätte er trotzdem haben können.« Winter lächelte. »Hätte er seine Steuern bezahlt, hätten wir uns vielleicht einen weiteren Fahnder leisten können.«
    Er kehrte zum Schreibtisch zurück. Plötzlich war er sehr müde. Alles, was er eben zu Bertil gesagt hatte, was hatte das für einen Sinn? Alles hätte sich lösen lassen, wenn sie miteinander geredet hätten. Nur Reden hilft. Das ist doch das Einzige, was uns voranbringt, dachte er. Schweigen erzeugt neues Schweigen und schließlich eine Stummheit wie Zement.
    »Irgendwann konnten wir nicht mehr miteinander reden«, sagte er. »Wir hatten die Chance verpasst. Ich weiß nicht… ich hab oft gedacht, es müsste noch was anderes dahinter stecken, das weiter zurückliegt. Etwas, das nicht mit diesem Geld zu tun hatte.«
    Ringmar schwieg. Die Schatten um seine Augen waren tiefer geworden.
    »Himmel, Bertil, das kann ich dir doch nicht alles erzählen.«
    »Deswegen bin ich aber gekommen.«
    »Ich glaub nicht, dass du dazu neigst, dich selbst zu quälen. Und du bist nicht wie er.«
    »Wir sind alle verschieden«, sagte Ringmar, »trotzdem machen wir die gleichen verdammten Fehler.«
    »Was hast du für Fehler gemacht?«
    »Irgendwas muss ich ja getan haben. Ich habe einen erwachsenen Sohn, der mich nicht sehen will. Er will nicht mal mit mir reden.«
    »Das wird er sich noch anders überlegen.«
    »Sprichst du aus eigener Erfahrung?«
    Winter antwortete nicht. Aus einem schwarzen Himmel fielen jetzt wieder Regentropfen gegen die Scheiben. Noch nicht mal fünf, aber die Nacht ist schon da.
    »Entschuldige, Erik. Es ist nur… Scheiße…«
    »Soll ich versuchen mit ihm zu reden?«, sagte Winter.
    »Ich weiß ja nicht mal, wo er ist.«
    »Deine Tochter hat doch bestimmt irgendwie Kontakt zu ihm? Moa?«
    »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht«, sagte Ringmar.
    »Oder soll ich mal mit ihr reden?«
    »Ich weiß es nicht, Erik. Ich hab's versucht, aber sie respektiert seinen Wunsch.«
    »Und was ist mit Birgitta?«
    »Für sie ist es wahrscheinlich am schlimmsten. Er hat offenbar beschlossen, auch sie einzuschließen, wenn er nichts mit mir zu tun haben will.« Ringmar richtete sich auf dem Stuhl auf und lächelte genau wie Winter eben. »Man kann wohl sagen, eine Art package deal.«
    »Soll ich ihn verprügeln, wenn ich ihn finde?«
    »Endlich kommst du mal richtig zur Sache. Ich hätte nicht geglaubt, dass du so was fragen würdest.«
    »Gewalt ist die extremste Form von Kommunikation. Wenn die Wörter nicht mehr ausreichen, kommen die Schläge.« Winter hielt seine Faust in den Lichtkreis. »Gar keine so ungewöhnliche Art miteinander zu kommunizieren.« Er nahm die Faust herunter. »Auch nicht im Dezernat.«
    »Lass es uns lieber erst mit der verbalen Form versuchen«, sagte Ringmar.
    Es klopfte an Winters Tür und er rief herein. Bergenhem kam herein und trat in den Lichtschein am Schreibtisch.
    »Verhört ihr einander?«, fragte er.
    »Mangels Verdächtiger muss man nehmen, was man hat«, sagte Winter.
    »Lass mich bitte außen vor«, sagte Bergenhem.
    »Du bist ja gerade erst hereingekommen«, sagte Winter.
    »Ich bin der Sache mit dem angeblichen Brandeisen nachgegangen. Smedsbergs Bauernverband-Gerede.«
    »Die Information darüber hab ich schon vermisst«, sagte Winter.
    »Jetzt kommt sie.« Bergenhem setzte sich auf den Stuhl neben Ringmar. Er war deutlich erregt. Winter stand auf und machte die Stehlampe neben dem Panasonic an. Es wurde richtig gemütlich.
    »Ich hab mit einer Frau beim Landwirtschaftsamt gesprochen«, sagte Bergenhem. »Abteilung Tierschutz.«
    »Was sonst?«, sagte Ringmar.
    Winter lachte. »Gleich wird's noch lustiger«, sagte Bergenhem.
    »Auf den Bauernhöfen in Schweden gibt es tatsächlich solche Brandeisen, nicht nur in Wyoming und Montana.« Bergenhem hatte einen Notizblock vor sich liegen, aber er brauchte nicht hineinzuschauen. »Es ist aber nicht erlaubt, den Tieren solche Symbole einzubrennen. Jedenfalls nicht mit einem heißen Eisen.«
    »Wie macht man es dann?«, fragte Ringmar.
    »Mit so genanntem tiefgekühlten Eis«, antwortete Bergenhem.
    »Kohlensäureschnee«, sagte Winter.
    Bergenhem sah ihn an. Er schien fast enttäuscht zu

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