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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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gleichermaßen unbewegt.
    Brorsson ließ die Autoscheibe hochgleiten.
    »Geradeaus«, sagte sie beim Kreisverkehr.
    Sie fuhren zu einem Wendeplatz und parkten. Die Reihenhäuser rechter Hand waren in unterschiedlichen Höhen gebaut. Felswände erhoben sich hinter ihnen. Hier war die Bucht offen, hinter den Schären wartete der große Ozean. An den Stegen lagen noch Segelboote wie zur Bestätigung dessen, was Brorsson eben gesagt hatte: Dieses Jahr würde der Sommer nicht aufhören. Kein Schnee in diesem Jahr, und Larissa Serimowa mochte Schnee. Schnee auf der Erde und Schnee auf dem Eis. Das ist mein Erbe. Eine weiße Seele in einem weißen Körper.
    »Es ist geöffnet«, sagte Brorsson.
    Durch die Restauranttür schimmerte warmes Licht. Es sah einladend aus. Die Horizontlinie zerschnitt das Gebäude, das wie ein Turm oder ein Leuchtfeuer aufragte. Die Stille hier in den äußersten Schären wirkte erholsam. Aber nicht auf sie. »Wir haben doch gerade erst was gegessen«, sagte sie.
    »Ich weiß, aber ich finde, wir sollten sie beobachten, wer da so rauskommt.«
    Sie sah seine Augen, gleichzeitig träge und aufgekratzt.
    »Ich will noch ein paar Leute blasen lassen. Ich sammle vor Weihnachten noch ein paar betrunkene Autofahrer, wegen der Statistik.«
    »Das hab ich kapiert.«
    »Und was sagst du?« Er sah auf seine Armbanduhr.
    »Kannst du die arme Menschheit nicht ein einziges Mal in Ruhe lassen?«
    »Wieso?«
    »Wie gestern Nachmittag die arme Frau auf der Linnégatan. Wir hatten gar keinen Grund, sie zu stoppen, wenn es dir nicht um deine Statistik gegangen wäre.«
    »Sie hat nicht angehalten«, sagte er. »Sie hat versucht, dich vorbeizulassen.«
    »Sie ist leicht davongekommen«, sagte er.
    »Wovon?«
    Er antwortete nicht.
    »Wovon ist sie davongekommen?«, wiederholte sie.
    »Arrogantes Weib«, sagte er.
    »Du hast ein Problem, Belle«, sagte sie.
    »Also bleiben wir ein Weilchen?«, fragte er.
    »Zum Teufel, nein. Sie wohnen da oben, und dorthin wollen wir.« Sie zeigte den Abhang hinauf.
    »Dann hätte ich nicht erst hier runterfahren müssen«, sagte er.
    »Ich wollte das Meer sehen«, sagte sie.
    »Wenn ich das Meer küsse«, sagte er.
    Leck mich am Arsch, dachte sie. Im Fluchen war sie gut. Schließlich hatte sie ein russisches Erbe, nicht wahr? Die russische Sprache ist führend in der Welt, wenn es um Flüche geht. In Schweden sagt man »hässliche Wörter«, aber viele der russischen Flüche sind schön, dachte sie, während sie wieder übers Meer schaute.
    Sie stiegen ins Auto und fuhren langsam die steil ansteigende Straße hinauf.
    »Hier ist es«, sagte sie, und er parkte ein.
    »Ich warte draußen«, sagte er.
    »Schikanier nicht die Nachbarn«, erwiderte sie und stieg aus, ging zu dem Doppelhaus und klingelte.
    Kristina Bergort öffnete nach dem zweiten Läuten. Larissa Serimowa sah die Tochter Maja hinter ihrer Mama hervorspähen.
    »Kommen Sie herein«, sagte Kristina Bergort.
    »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.« Larissa Serimowa merkte, wie blöd das klang. Schließlich hatte sie angerufen und Kristina Bergort hatte gesagt, es passe ihr.
    Das Mädchen hielt sich dicht neben seiner Mutter. »Mein Mann hat angerufen, er kann jetzt nicht weg von seiner Arbeit«, sagte Kristina Bergort.
    Ich wollte ja sowieso nur mit dir reden, dachte Larissa Serimowa. Sie kam sich plump vor in ihrer Uniform in der Küche.
    Das Mädchen sah sich den Gürtel und die Waffe an, und Larissa fiel ein, dass sie das Kind noch nicht begrüßt hatte.
    »Hallo, Maja«, sagte sie. Das Mädchen schaute auf, schüchtern, lächelte kurz und sah wieder weg.
    »Du kannst in dein Zimmer spielen gehen«, sagte ihre Mutter. Maja drehte sich um, und Larissa sah einen Kratzer auf ihrem Oberarm, wie ein Kreidestrich. Das Mädchen entfernte sich, zum Flur. Larissa sah ihr nach, sah, wie das Kind die Schwelle überschritt. Irgendetwas war da. Larissa überlegte, was es sein könnte. Es war etwas in ihren Bewegungen. Was war es… das Bein? Es war…
    Maja verschwand. »Ist irgendwas mit ihren Beinen?«, fragte Larissa Serimowa.
    »Wie… Beinen?«
    »Majas Beinen. Es sah aus, als ob sie hinkte.«
    »Maja hinken? Das ist mir noch nicht aufgefallen.« Kristina Bergort sah sie mit einem besorgten Ausdruck an. »Das hätte ich doch merken müssen?«
    Larissa Serimowa überlegte, was sie jetzt sagen sollte. Sie sollte es wissen. Sie wusste ja, warum sie hier war.
    »Möchten Sie Kaffee?«
    Larissa Serimowa dachte an Belle Brorsson da

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