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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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wir nicht?« Er drehte sich um und sah den Mann an, der hinter der Scheibe stand.
    »Sechzehn Kronen«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Eine Fahrkarte kostet sechzehn Kronen«, wiederholte er. Das sollten die Leute doch wissen, wenn sie mit der Straßenbahn fuhren. Manche bezahlten überhaupt nicht, fuhren schwarz. Manche wurden geschnappt, wenn Kontrolleure einstiegen. Er sprach nie mit den Kontrolleuren, die Tensonliga genannt wurde, da sie alle diese hässlichen Tensonjacken trugen. Sie machten ihre Arbeit und er seine.
    »Ich will keine Fahrkarte«, sagte der Mann. »Ich hab schon gestempelt.«
    »Keine Fahrkarte?«
    »Warum stehen wir hier rum? Warum fahren Sie nicht?«
    »Es ist eine Haltestelle«, antwortete er. »Man muss die Leute doch aus- und einsteigen lassen.«
    »Das haben sie längst getan, Mensch!« Der Mann schien betrunken zu sein. Immer waren Betrunkene in den Wagen. Davon konnte er ein Lied singen!
    »Wir sind vor hundert Jahren aus- und eingestiegen, und jetzt wollen wir losfahren.« Der Mann beugte sich näher zu ihm heran. »Warum zum Teufel fahren Sie nicht?«
    »Ich ruf die Polizei!«, sagte er, ohne es auch nur eine Sekunde gedacht zu haben, dass er es sagen würde.
    »Was?«
    Er wollte es nicht wiederholen.
    »Die Polizei rufen? Verdammt gute Idee. Dann kommen wir vielleicht endlich weg hier. Die Polizei kann uns ja eskortieren«, sagte der Betrunkene. »Ich kann übrigens selbst anrufen.« Er holte ein Handy hervor.
    Jetzt fahr ich.
    Der Wagen fuhr mit einem Ruck an und der Mann mit dem Handy wurde zurückgerissen, verlor fast das Gleichgewicht und konnte sich gerade noch an einer Stange festhalten, aber das Handy fiel zu Boden.
    Sie fuhren.
    »Sie sind ja verrückt«, rief der Mann in seiner lächerlichen Körperhaltung. Besoffener, der sich nicht auf den Beinen halten konnte. Jetzt bückte er sich. Er sah es im Spiegel. »Mir ist das Handy runtergefallen.« Verstehen konnte er ihn nicht. Jetzt war der Mann wieder vorn bei ihm. Es war verboten, während der Fahrt mit dem Fahrer zu sprechen.
    »Wenn es kaputt ist, dann zeig ich Sie an, darauf können Sie Gift nehmen, Sie Idiot.«
    Er beschloss es zu ignorieren. Das war das Beste. Jetzt hielt er wieder an. Leute warteten darauf, aussteigen zu können. Der Betrunkene stand ihnen im Weg. Die Leute drängelten. Der Betrunkene musste beiseite gehen. Jetzt kam eine Dame. Eine Fahrkarte? Natürlich. Das macht sechzehn Kronen. Und bitte sehr, die Fahrkarte und vier Kronen zurück.
    Er fuhr, hielt wieder an, fuhr wieder. Jetzt war es ruhig. Er hielt wieder an, öffnete die Türen.
    »Da haben Sie aber verdammt Glück gehabt, dass das Handy funktioniert, Sie Idiot!«, schrie jemand, der ausstieg, und er wusste, wer es war. Schön, den los zu sein.
    Leider gab es noch mehr von der Sorte. Andere würden einsteigen, wenn er zurückfuhr. So war das immer. Die waren eine Gefahr für den Verkehr. Man sollte ihn nur mal fragen. Das hatten sie übrigens ja auch getan.
    *
    »Ich hab irgendwie die Vorfreude auf Weihnachten verloren«, sagte Angela. »Ein ganz plötzliches Gefühl im Fahrstuhl. Oder eine Erkenntnis.«
    »Eine Erkenntnis wovon?«
    »Du weißt es.«
    »Du hättest nicht mitgehen sollen, als wir das erste Mal bei dem Jungen waren«, sagte Winter.
    »Doch.«
    Er schwieg, lauschte einen Augenblick auf den Kühlschrank und das Radio, das leise in seiner Ecke murmelte.
    »Haben wir den Flug für den dreiundzwanzigsten gebucht?«
    »Mhm.«
    »Das wird bestimmt schön.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Weihnachten in der Wärme«, sagte sie.
    »So warm ist es vermutlich gar nicht.«
    »Nein, Heiligabend friert es garantiert in Marbella.« Sie wärmte die Hände an der Tasse, die sie noch nicht ausgetrunken hatte. »Sturm und Eiseskälte und keine Zentralheizung.«
    »Vielleicht liegt sogar Schnee«, sagte Winter.
    »Es liegt Schnee. Auf dem Gipfel der Sierra Bianca.«
    Er nickte. Sie würden reisen. Seine Mutter würde sich freuen. Die Sonne würde scheinen. Fünf Tage an der Costa del Sol, und dann begann wieder ein neues Jahr, es würde Frühling werden und Sommer, und weiter brauchte man nicht vorauszuschauen.
    »Ich hab eine Mutter im Kindergarten getroffen, die hat mir was erzählt«, sagte sie und sah ihn an. »Etwas Merkwürdiges.«
    »Ja?«
    »Wir hatten über den kleinen Jungen gesprochen. Und dann hat sie erzählt, dass ihre Tochter einen Fremden getroffen hat. Anscheinend mit einem Erwachsenen in einem Auto gesessen hat. Mehr nicht.«
    »Wie, nicht

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