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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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mehr?«
    »Ich weiß nicht… das Kind ist nach Hause gekommen und hat erzählt, dass es in einem Auto gesessen hat, glaub ich, eine Weile, mit jemandem. Das war alles.«
    »Das hat es seiner Mutter erzählt?«
    »Ja, Ellen, so heißt das Mädchen. Sie geht auch in Elsas Kindergarten. Ellen Sköld.«
    »Der Name kommt mir bekannt vor.«
    »Wahrscheinlich kennst du sie auch. Ihre Mutter heißt Lena.«
    »Und sie hat dem Kind geglaubt?«
    »Sie wusste wohl nicht recht, was sie glauben sollte. Es war ja nichts passiert.«
    »Was hat sie gemacht, als sie es erfahren hat?«
    »Hat Anzeige erstattet, glaube ich. Jedenfalls hat sie mit jemandem beim Polizeirevier von Linnéstaden gesprochen.«
    »Was hat das Kindergartenpersonal gesagt?«, fragte er.
    »Sie hat mit denen geredet, aber niemand hat etwas bemerkt.«
    »Sie können ihre Augen nicht überall haben«, sagte er.
    Sie ging zur Spüle und stellte den Teebecher ab. Winter blieb sitzen. Sie kam an den Tisch zurück. Winter war in Gedanken weit weg.
    »Woran denkst du?«
    »An das, was du gerade erzählt hast. Es klingt sonderbar.«
    »Das findet Lena Sköld auch.«
    »Sie hat jedenfalls eine Anzeige erstattet. Dann müsste es ja auch eine Notiz darüber geben.« Er sah sie an. »Im Revier, meine ich.«
    »Ja, ich verstehe. Die sollte es wohl geben. Der Polizist, mit dem sie gesprochen hat, scheint sie ernst genommen zu haben. Er hat ihr empfohlen zu prüfen, ob dem Mädchen ein Gegenstand fehlte, und sie vermisste wirklich was.«
    »Was wann verschwunden war?«
    »Am selben Tag, als es passiert ist.«
    »Kinder verlieren dauernd etwas. Das ist nichts Besonderes, das weißt du doch.«
    »Es scheint sich um etwas zu handeln, das sie nicht verlieren kann, einen Schmuckanhänger, der irgendwie befestigt war.«
    »Lena Sköld«, sagte Winter nachdenklich.
    »Ja. Was wirst du tun?«
    »Mit ihr reden.«
    »Ich hab ihr nicht erzählt, dass ich mit einem Kriminalkommissar zusammenlebe.«
    »Dann erfährt sie es jetzt. Spielt das eine Rolle?«
    »Nein…«
    »Ich glaub sogar, ich hab schon mal ein paar Worte mit ihr gewechselt, als ich Elsa abgeholt oder gebracht habe. Der Name des Kindes kommt mir jedenfalls bekannt vor. Aber ich glaub nicht, dass die Mutter meinen Beruf kennt.«
    Winter lächelte und erhob sich.
    »Du hast schon gewusst, warum du mir das alles erzählt hast«, sagte er.
    Sie nickte.
    Winter ging ins Bad und putzte sich die Zähne. Er glaubte, dass er das Mädchen sogar wiedererkennen würde, wenn er es sah.
    *
    Er machte kein Licht an, als er die Wohnungstür hinter sich schloss. Er kannte sich so gut hier drinnen aus, dass er sich blind zurechtgefunden hätte.
    Dunkelheit drinnen war schöner als draußen. Durch die Ritzen der Jalousien fiel Licht, obwohl er sie ganz fest zugezogen hatte.
    Er saß vorm Fernseher. Der Junge im Videofilm lachte. Oder es sah so aus, als ob er lachte. Irgendetwas stimmte nicht.
    Warum hatte er aufgehört? Plötzlich mochte er den Jungen nicht mehr berühren.
    Er sah sich alle Filme an. Es war schon eine richtige kleine Sammlung. Ähnliche Filme, aber jeder war anders. Jetzt kannte er alle Details, und er kannte sie auch nicht. Bei jedem neuen Anschauen eine neue kleine Entdeckung. Das wusste er doch alles. Und doch wusste er es nicht. Er war unterwegs zum… zum… er weigerte sich, daran zu denken. Weigerte sich. Ich weigere mich!
    Denk nicht an den Jungen. Es war etwas anderes. Nein. Das war es NICHT.
    Mama hat ihn nie gehört, wenn er gerufen hat. Er war dorthin gezogen und brauchte nicht mehr das Bett für seine tausend Meilen entfernte Mama vorzubereiten. Mama war da. Er rief.
    Sie hat ihn nicht gehört.
    Einmal war er hinterher rausgekommen, und er hatte gerufen, und sie hatte mit abgewandtem Gesicht dagesessen und ihn auch diesmal nicht gehört. Als ob es ihn gar nicht gäbe. Er hatte es nicht gewagt, sich vor sie zu stellen. Vielleicht hatte sie ihn vorher nicht gehört, aber wenn er sich vor sie stellte, und sie würde ihn immer noch nicht sehen, dann hätte es ihn nicht mehr gegeben. Er wusste, dass sie nicht blind war, also hätte es ihn nicht gegeben. Es gab ihn nicht. Dann war sie weg gewesen.
    Und dann war all das andere gekommen. Das Telefon klingelte. Er zuckte mit der Fernbedienung in der Hand zusammen und ließ das Telefon klingeln, klingeln. Fünfmal, sechsmal. Es verstummte. Er hatte keinen Anrufbeantworter, wozu sollte der gut sein?
    Es klingelte wieder. Er war nicht da. Oder er war da, aber er hörte das

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