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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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dass das Hemd von Kriminalinspektorin Larissa Serimowa die gleiche blaue Farbe hatte wie der Himmel dort draußen. Im Sommer würde es ausgewaschen wirken gegen den aggressiv klaren Himmel, aber jetzt passte es in die Winterwelt, wie eine Art Tarnkleidung.
    »Mit dem Kind war etwas. Es ist wieder passiert«, sagte Larissa Serimowa.
    »Sind Sie sicher?«
    »Nein. Und ja.«
    »Wie hat sich die Mutter verhalten?«
    »Als ob noch nie was geschehen wäre.«
    »Trotzdem hat sie das Verschwinden angezeigt«, sagte Winter.
    »Und die Frage ist: warum«, sagte Larissa Serimowa.
    »Wollen Sie die Eltern anzeigen?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie. »Alles wirkt so… normal. Eine harmonische kleine Familie. Eine Familie genau wie jede andere.«
    Wie meine, dachte Winter.
    »Sind Sie dem Vater außer im Krankenhaus noch mal begegnet?«, fragte er. »Wie hieß er noch gleich?«
    »Bergort, Magnus Bergort. Und nein, er war nicht zu Hause, als ich dort war.«
    Winter schaute zur Tür. Das Tageslicht war schwach und doch heller als seit Monaten.
    »Wollen wir ein bisschen rausgehen?« Zur Erklärung hielt er einen Zigarillo hoch.
    Sie standen vor den Autos. Larissa Serimowa bibberte in ihrem Hemd. Winter rauchte. Es war erst die vierte dieses Tages. Jeden Tag wurden es weniger, aber es gab eine Grenze.
    »Was haben Sie für einen Eindruck von dieser Geschichte?«, fragte er.
    »Sie baut ja auf der Erzählung des Kindes auf… seiner Aussage. Die Mutter weiß nicht, was sie glauben soll. Fest steht nur, dass der Ball verschwunden ist und dass Maja sagt, dieser Onkel oder wie wir ihn nun nennen sollen, habe ihren Lieblingsball genommen. Er hat gesagt, er will ihn ihr vom Auto aus zuwerfen, was er aber nicht getan hat.«
    »Und wo hat das Auto gestanden?«, fragte Winter.
    »Neben einem der Kindergärten oberhalb der Marconigatan. Dort gibt es einen Abhang, wo die Kinder manchmal spielen.«
    »Kann man da denn parken?«
    »Ja, und auch noch gut versteckt, außerdem ist da Asphalt. Ich hab's kontrolliert.«
    »Und das Personal hat nichts gemerkt?«
    »Nein.«
    »Hätten sie es nicht merken müssen?«, fragte Winter.
    »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Sie fuhren zur Marconigatan. Der Verkehr hatte mit der Dämmerung zugenommen. Der riesige Parkplatz hinter dem Frölunda Torget füllte sich. Einige wollten zum Kulturhaus, zur Bibliothek oder ins Hallenbad, die meisten in die Warenhäuser. Die Straßenbahnen folgten ihren Schienen. Die Fenster der Hochhäuser leuchteten wie breite Lächeln, ein Stockwerk über dem anderen. Das Mondlicht war jetzt stärker als das der Sonne. Es gab Sterne da oben, die daran erinnerten, dass der Himmel nicht für immer geschlossen hatte. Winter verspürte plötzlich Hunger und dachte an Essen. Er sah auf die Uhr. Später am Nachmittag würde er es bis in die Markthallen schaffen, aber einzukaufen war nicht die wichtigste Erledigung des Tages.
    Einige Kinder gruben im Sand. Neben ihnen standen zwei Frauen. Zwei Angestellte für drei Kinder, dachte Winter. Von einem solchen Verhältnis gehe ich nicht aus.
    Die Leiterin war noch da. Sie wirkte wie die meisten Menschen, die versuchten, bis zu den Feiertagen durchzuhalten. Auf ihrer Schürze sind Marmeladenflecken. Ein kleines Kind saß auf ihrem Schoß, es lachte, als Winter einen Finger in den Mund steckte, die Backen aufblies und ein kleines Plopp- Konzert für alle gab.
    »Das muss ich nun wohl auch immer machen«, sagte die Leiterin und stellte das Kind auf den Boden. Es war ein Junge, der gerade laufen gelernt hatte.
    Sie nahm die Schürze ab, die ein Kleid schützte, das genauso aussah wie die Schürze. Ihre Augen standen weit auseinander, und sie machte den Eindruck, dass sie mit ihrem Job und dem, was es darüber hinaus gab, gut fertig wurde.
    Winter hatte sich schon vorgestellt. »Lassen Sie uns rausgehen«, sagte die Frau. Sie hieß Margareta Ingemarsson, ein Name, der zu ihr passte, wie Winter fand. Und zu ihrer Arbeit.
    »Wir haben uns ja schon mal gesehen«, sagte Larissa Serimowa.
    Sie ist ehrgeizig, dachte Winter, während er die Kollegin ansah. Aber sie hat uns nicht angerufen. Hätte sie das getan, ich hätte nichts dazu sagen können. Eine Notiz wäre liegen geblieben, bei uns genau wie bei ihr.
    Sie standen schräg hinter der Kindergartenanlage, die u-förmig zur Straße hin lag, wo der Verkehr in einem Meer von Autoscheinwerfern zusammenfloss. Dahinter gab es einen Zaun und einen Abhang hinter Bäumen. Ein schmaler asphaltierter Weg

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