Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
Vorspeise, reifen Ziegenkäse für einen möglichen Nachtisch. In der Halle duftete es stärker als sonst nach frischem Schweinefleisch, das zu Weihnachten gehörte. Winter dachte an Schalentiertapas an einer südlichen Küste. Bald würde er dort sein.
    Aber er war nicht sicher. In seinem Kopf herrschte Unruhe. Er erkannte sie wie einen alten Feind, der immer wiederkehrt.
    Elsa war schon angezogen. Er hatte es noch rechtzeitig geschafft.
    Im Auto fragte sie nach dem Abendessen. »Hast du Hunger?«
    »Goooßen Hunger.«
    »Habt ihr heute nichts zu essen bekommen?«
    »Nein!« Sie reckte die Nase.
    »Gar nichts?«
    »Nein!«
    »Dann versteh ich, dass du Hunger hast.«
    »Unwasgibs?«
    Er brachte es nicht übers Herz, ihr vom Rehbraten zu erzählen. Bambi. Er brachte es einfach nicht übers Herz.
    »Einen leckeren kleinen Braten, den ich schnell im Backofen mache, und ich kann Kartoffelbrei mit frischen Pfifferlingen machen.«
    »Ja!«
    »Und vorher darfst du mir helfen, einen Salat zu machen aus Krebsen und was wir so zu Hause finden.«
    »Zu Hause finden. Wo!?«
    »In deiner Nase«, sagte er und drehte sanft an ihrer Nase.
    »Hahaha!« Sie hüpfte in ihrem Sitz. »Goooßen Hunger.«
    In der Küche schlief sie fast ein mit einem Meereskrebs im Arm, der aussah wie ihr Kuscheltier. Er nahm ihn ihr weg und bereitete ihn zusammen mit den anderen vor.
    Elsa konnte nicht warten. Sie aß eine Klaue, und er musste ihr rasch eine Portion Kartoffelbrei zubereiten und Lachs und Dorsch von gestern aufwärmen. Es duftete gut aus dem Backofen, aber Elsas Interesse war erloschen.
    Er las ihr etwas vor. »Bist du müde heute Abend, meine Kleine? Was habt ihr heute gemacht?«
    Sie schlief. Er schloss die Augen und dachte an den Jungen Waggoner, der nicht sprechen wollte und den einen Arm nicht heben, aber wenigstens wieder sehen konnte.
    Er legte sie in ihr Bett und lehnte die Tür an. Dann ging er in die Küche, kontrollierte den Braten, schälte mehr Kartoffeln und holte Pilze aus dem Tiefkühlfach. Ihm fiel das Geklirr am Telefon ein, und er goss sich etwas Rosebank mit Wasser ein.
    Der Himmel war klar. Winter stand an der offenen Balkontür und trank und genoss den frischen, trockenen Kräutergeschmack und den Duft nach Wind aus dem Flachland. Den Gedanken an einen Corps schob er beiseite. Er ließ die Tür für eine Weile offen und ging zu seinem Schreibtisch, wo er sein Powerbook aufschlug und eine Weile nachdachte, während Musik das ganze Zimmer füllte.
    Wenn jemand die Szene sah, mochte sie friedvoll wirken. Er fühlte sich nicht friedvoll. Er versuchte sich von außen einem Muster zu nähern, all dem, was er heute gehört hatte, einen gemeinsamen Sinn abzugewinnen. Aber in dem Muster war kein Friede.
    *
    Angela kam, als er gerade den Tisch deckte.
    »Schenkst du mir ein bisschen Wein ein?«, sagte sie, kaum dass sie in der Küche war. Er hatte ihre Tasche aus großer Höhe herunterfallen hören. »Mmm, das riecht gut.«
    Sie ging zu Elsa, während er noch einen Klacks Butter zu der Soße gab.
    »Ja, heute mal ein Gläschen Wein?«, sagte Angela, als sie zurückkam und die tiefen Teller mit dem Salat aus Schalentieren sah. »Es ist ja Donnerstag.«
    »Elsa war sehr müde.«
    »Ich bin jetzt eher hungrig als müde«, sagte sie. »Und durstig.« Sie sah zu dem Wein im Glas und hielt es gegen das Licht. »Als unser Hausarzt behaupte ich, dass ein Glas Wein nach einem harten Arbeitstag gesund ist.«
    Sie saßen am Tisch. Aus dem Wohnzimmer tönte immer noch Musik, Mingus.
    »Du hast Elsa hoffentlich nicht erzählt, was für ein Braten das ist?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Er schmeckt trotzdem tierisch gut. Alles schmeckt gut.«
    »Besser als im Bistro 1965?«
    »Es gibt Fragen, auf die kann man nicht mit ja oder nein antworten.«
    Wie auf die Frage, haben Sie aufgehört, Ihr Kind zu schlagen?, dachte er.

21
    Die Morgenbesprechung fand im Zeichen des Lichtes statt. Zwei Kerzen brannten in den Adventskerzenhaltern auf dem Tisch, überall im Haus brannten unzählige Adventskerzen. Es gab Kaffee und Pfefferkuchen. Halders knabberte einen nach dem anderen in sich hinein. Bevor Winter etwas sagen konnte, wurde die Tür aufgerissen, Birgersson sah mit einem eigentümlichen Grinsen herein und winkte ihnen.
    »Kommt mal gucken.«
    Sie hörten den Gesang draußen. Und sie sahen die Lichterbraut Lucia mit ihren Begleiterinnen durch den Korridor schreiten.
    Winter erkannte die Kollegin vom Empfang und die eine oder andere

Weitere Kostenlose Bücher