Der Himmel auf Erden
worden.«
»Warum nicht?«, fragte Sara Heiander.
»Er war noch nicht reif«, sagte Halders. Er sah Ringmar und Winter quer über den Tisch an. »Eine einfache Psychologie. Bei den ersten Malen war der Idiot noch nicht reif. Er hat getestet und ist vielleicht jedes Mal einen kleinen Schritt weiter gegangen, und dann war es so weit. Aber das braucht nichts Sexuelles zu bedeuten. Oder es kommt noch.«
»Blitzanalyse«, sagte Aneta Djanali.
»Ich werde Recht behalten«, sagte Halders. Er sah wieder Winter an. »Und das bedeutet, dass es wieder passieren wird. Widerlich.« Er schüttelte sich. »Vorausgesetzt natürlich, es besteht ein Zusammenhang. Und dass etwas von all dem wirklich passiert ist. Den Fall Waggoner kennen wir ja. Aber die anderen? Könnten ja reine Phantasien der Kinder sein.«
»Könnten es sein«, sagte Winter.
»Vier noch ziemlich kleine Kinder, die alle in das Auto eines fiesen Kerls krabbeln, ohne dass es jemand merkt? Ist das glaubwürdig?«, sagte Sara Heiander.
»Vielleicht nicht so ein hässlicher Kerl der Art«, sagte Halders. »Hast du meine Analyse eben nicht gehört?«
»Ist das glaubwürdig?«, wiederholte Sara Heiander. »Dass niemand vom Personal etwas bemerkt?«
»Welchem Personal?«, fragte Halders.
»Was?«
»Es gibt zum Teufel noch mal ja kein Personal mehr«, sagte Halders. »Da gibt mir sogar Erik Recht, ganz zu schweigen von all den armen Würstchen, die das Personal darstellen sollen, aber nicht ausreichen. So ist das doch. Immer größere Kindergruppen und immer weniger, die auf sie aufpassen.«
»Du meinst also, es könnte passiert sein? Dass sie einfach so verschwunden sind?«
»Bei Gott, ja.«
»Ich bezweifle das«, sagte Sara Heiander.
»Dann geh mal mit diesem Zweifel zu irgendeinem Spielplatz, wo es viele Kinder gibt, und dann denk eine Sekunde darüber nach, ob du selbst eins von ihnen mitnehmen könntest«, sagte Halders. »Oder dir wenigstens einen kleinen privaten Augenblick mit einem von ihnen leisten kannst.«
»Na ja.«
»You'd be surprised, Sara. Wie leicht das geht.«
»Wollen wir diese Spielplätze noch mal richtig überprüfen?«, fragte Bergenhem. »Spielplätze, Kindergartengelände oder wo das nun passiert ist?« Er sah Winter an. »Also mal abgesehen von Plikta, wo Simon gekidnappt wurde.«
»Das gilt auch für Ellen Sköld«, sagte Winter. »Ihr zufolge ist das auch in Plikta passiert.«
Im selben Moment sah er Elsas Gesicht. Seine Tochter schaukelt mitten auf dem Spielplatz neben dem Parkplatz.
Trieb sich der Täter jetzt dort herum? War er schon zweimal dort gewesen und hatte es geschafft, seinen Plan auszuführen? Würde es wieder geschehen? Genau dort? Vielleicht. Mehr als vielleicht.
»Also«, sagte Bergenhem, »wollen wir jemanden hinschicken?«
»Ja«, sagte Winter mit Elsas Gesicht vor Augen, »aber ich weiß noch nicht genau, wie wir vorgehen sollen. Ich muss noch ein bisschen nachdenken und mit Sture reden.«
»Tu's jetzt, solange er noch Lucia in seinem Langzeitgedächtnis hat«, sagte Halders, und Sara Heiander kicherte.
»War das witzig?«, fragte Halders ganz erstaunt.
»Da ist noch was«, sagte Winter. »Dreien der Kinder fehlt etwas nach dem Kidnapping oder wie man das nun nennen soll. Maja Bergort hat einen Ball verloren…«
»Himmel«, unterbrach Halders, »wann verlieren Kinder keine Bälle?«
»Darf ich weiterreden?«
Halders nickte und schwieg.
»Ihren Lieblingsball«, sagte Winter, »den hatte sie immer bei sich. Ellen Sköld besaß einen kleinen silbernen Schmuckanhänger in Form eines Vogels, der in einer Reißverschlusstasche in ihrem Overall war. Weg. Und Simon Waggoners Uhr ist auch verschwunden.« Er schaute auf. »Alles den Eltern zufolge jedenfalls.«
»Und das vierte Kind?«, fragte Aneta Djanali. »Wie hieß es?«
»Skarin, Kalle Skarin. Darüber kann ich noch nichts sagen. Ich hab gestern kurz mit seiner Mutter gesprochen. Sie will nachsehen und überlegen«, sagte Winter.
»Wie sieht das chronologisch aus?«, fragte Halders. »Den Anzeigen zufolge hat es mit Skarin angefangen, dann Sköld, dann Bergort, zuletzt Waggoner.«
»Wenn er der Letzte ist«, sagte Halders.
»Gibt es Arztberichte?«, fragte Aneta Djanali.
»Bei zwei Fällen, Waggoner natürlich und zu dem Mädchen Bergort.«
»Und?«
»Keine sexuelle Gewalt, falls du das meinst. Waggoners Verletzungen kennen wir ja, und was Maja Bergort angeht, gibt es nur einen Verdacht von Verletzungen.«
Alle sahen ihn an. »Eine Kollegin
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