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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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auch gefolgt«, sagte sie.
    »Und hat weiter gefilmt?«
    »Ja, es schien so.«
    »Kannten Sie ihn?«
    »Nein.«
    »Und warum sind Sie so sicher?«
    »Na ja, ganz sicher nicht. Ich hab ihn auch nicht lange gesehen. Und er hatte eine Kamera vorm Gesicht.« Sie lächelte.
    »Niemand, den Sie schon mal gesehen haben?«
    »Nein.«
    »Was hat Sie veranlasst, Frau Meyer davon zu erzählen?« Winter nickte zur Leiterin.
    »Da war ja die Sache mit dem Mädchen, das behauptet, es hätte mit jemandem gesprochen. Ellen Sköld. Da wird man doch misstrauisch.« Sie sah Lena Meyer an. »Und man muss ja immer vorsichtig sein.«
    Sie wusste nichts von den anderen Kindern. Nicht viel über Simon Waggoner, noch nicht. Lange konnten Winter und seine Mitarbeiter es nicht mehr geheim halten.
    »Haben Sie früher schon mal jemanden gesehen, der gefilmt hat?«, fragte er. »Auf Ausflügen oder auf dem Hof?«
    »Nein, heute war das erste Mal.«
    »Erzählen Sie so genau wie Sie können, was passiert ist«, sagte Winter.
    »Es war nicht viel. Ich hab irgendwann hochgeguckt, und da hab ich ihn gesehen, ohne mir etwas dabei zu denken. Man sieht ja häufig Leute mit Videokameras. Aber als ich noch mal hinschaute, stand er immer noch da und filmte, die Kamera auf uns gerichtet. Als er merkte, dass ich ihn sah und in die Kamera schaute, da drehte er sich weg und tat so, als filmte er die Häuser auf der anderen Straßenseite.«
    »Das hat er ja vielleicht auch getan«, sagte Winter.
    »Was?«
    »Die Häuser gefilmt. Vielleicht hat er nicht so getan als ob. Was ist dann passiert? Haben Sie ihn weiter beobachtet?«
    »Ja… ich hab noch eine Weile hingeschaut. Aber wir hatten die Kinder… und er hat sich nach wenigen Sekunden umgedreht und ist weggegangen.«
    »In welche Richtung?«
    »Zurück zum Linnéplatsen.«
    »Haben Sie ihn von der Seite gesehen, von hinten?«
    »Von hinten, glaub ich… Lange hab ich ihm nicht nachgeschaut. Hab ich wohl vergessen. Wir hatten ja was anderes zu tun. Dann ist es mir später hier wieder eingefallen.«
    »Können Sie beschreiben, wie er aussah?«
    »Ganz normal, aber die Kamera war ja im Weg und sein Gesicht hab ich nicht gesehen. Blaue Jacke, glaub ich, eine Hose, nehm ich an…« Sie lachte. »Na, einen Rock hat er nicht getragen, das wäre mir aufgefallen. Und das war's auch schon.« Sie dachte nach. Tausende von Malen hatte Winter Zeugen befragt, die sich zu erinnern versuchten. Alles, was sie sagten, könnte stimmen, könnte aber auch vollständig in die Irre führen. Aus grün könnte gelb werden, Zweimetermänner könnten zu Zwergen werden, Männer zu Frauen, Hosen könnten… Röcke werden. Autos waren plötzlich Mopeds, und das Tier, das todsicher ein Hund gewesen sein sollte, war ein Kamel. Nein. Kamele waren noch in keinem seiner Fälle vorgekommen.
    Kinder konnten Kinder sein. Aufhören, es zu sein, weg. Aufhören zu sein. Oder nie wieder Kinder werden, nie mehr intakte Personen.
    »Er trug eine Kappe«, sagte sie jetzt.
    »Sie haben gesagt, er hatte die Kamera vorm Kopf.«
    »Vor dem Gesicht. Vorm Gesicht, hab ich gesagt. Jetzt erinnere ich mich, dass der Schirm über der Kamera aufragte. Und ich hab sie auch gesehen, als er sich umdrehte und die Häuser auf der anderen Straßenseite filmte, falls er das nun getan hat.«
    »Was war das für eine Kappe?«
    »Jedenfalls keine von Nike. Keine Baseballkappe.«
    Winter dachte an Fredrik Halders, er trug häufig Baseballkappen auf seinem geschorenen Schädel. Nike oder Kangol.
    »Es war vermutlich eine Alte-Männer-Kappe.«
    »Was ist das denn?«
    »Na, so ein graues oder beigefarbenes Ding, das alte Männer eben tragen.«
    Winter nickte. »So eine trug er«, sagte sie, »grau, glaub ich, irgendwie grau gemustert jedenfalls.«
    »War es ein älterer Mann?« Winter zeigte auf sich. »So wie ich?«
    Sie lächelte wieder, große gleichmäßige Zähne, weiß, nordisch, könnte man wohl sagen.
    »Das kann ich nicht beurteilen«, antwortete sie, »aber vielleicht war er ungefähr in Ihrem Alter. Trotz der Kappe. Er ging… normal, war nicht dick oder so, wirkte nicht… alt. Nicht wie ein alter Mann.«
    »Würden Sie ihn wiedererkennen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht, wenn er genauso gekleidet ist und wieder eine Videokamera dabeihat…«
    »Haben Sie mit jemand anders darüber gesprochen?«, fragte Winter. »Außer mit Frau Meyer?«
    »Nein.«
    »Wie viele vom Personal waren heute Nachmittag mit den Kindern draußen?«
    »Äh… drei mit mir.«
    »Und die

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