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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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fragte sich, ob er irgendetwas davon seiner Frau erzählt hatte. Vermutlich nicht, fürchtete sie.
    «Das war ziemlich deutlich», sagte er nach einer Weile. «Geh woandershin, Frannie, und erwarte kein Empfehlungsschreiben.»
    Sie mochte noch nicht einmal fragen, was Fleming dazu sagte, dass Lodge Nevin Parry verbrannt haben sollte.
    Bliss stand auf und ging zum Fenster. «Eine Möglichkeit wäre natürlich, den Dienst komplett zu quittieren.»
    «Frannie, Fleming ist nur ein einzelner Mann. Vielleicht geht er selbst woandershin.»
    «Spielt keine Rolle. Er hat mich abgestempelt. Nein, ich mache es genau wie angekündigt: nehme zwei Wochen Urlaub. Und nutze sie, so gut es geht.» Er wandte sich vom Fenster ab und kam auf sie zu. Sie roch getrockneten Schweiß. Sie roch Angst und Frustration, eine gefährliche Mischung. «Ich sage Ihnen, Merrily, er hat es
getan
. Er hat Melanie Pullman auf dem Gewissen und Rochelle Bowen. Und vielleicht noch andere. Ich hab es in seinen Augen gesehen, ich hab es gespürt. Irgendwo sind die
Leichen

    «Oh.» Das hatte sie befürchtet. Wenn der einzelgängerische Polizist Geschichte war, wollte der suspendierte Polizist seinen Namen reinwaschen – ein typischer Filmplot. Auf jeden Fall war Frannies Situation in einer Hinsicht schlimmer als eine Suspendierung: Sein Verhalten würde nicht untersucht werden, die Untersuchung würde einfach ohne ihn weitergehen. Eine Untersuchung, bei der es jetzt nur noch darum ging, die losen Fäden zu verknüpfen. Niemand war in Gefahr, die Bestie war tot, und vielleicht war sie noch nicht mal so eine schlimme Bestie gewesen.
    «Ich werde sie finden, Merrily.»
    «Wie denn – wollen Sie Gomer und Lol wieder abkommandieren?»
    «Ich werd sie
bezahlen

    «Frannie, Sie spinnen. Sie wüssten doch gar nicht, wo Sie anfangen sollen.»
    «Doch, das wüsste ich», sagte Bliss. «Wenn wir zum Beispiel über die Bildchen an der Wand reden   –»
    «Die waren Teil seiner Phantasien. Trotz der ganzen Reden, die er geschwungen hat, hatte er offensichtlich Angst vor echten Frauen. Er hat sich nur mit den Toten sicher gefühlt.»
    «Ah, Sie sind genauso   –»
    «Ich sage nur, was der Psychologe auch sagen wird. Ich kann mich nicht erinnern, dass Lodge in seiner Zelle den starken Mann markiert hätte. Kleinlaut   … unkommunikativ   … krank   … wollte seine Zelle nicht verlassen. Da denkt man doch sofort an eine Depression.»
    «Na gut.» Bliss setzte sich wieder. «Versetzen Sie sich nochmal in sein Schlafzimmer. Sehen Sie sich das Bett an mit diesen schwarzen Laken. Atmen Sie die Luft ein. Und jetzt sehen Sie sich die Bilder in diesem Dämmerlicht an, sodass sie nicht mehr wie Bilder wirken; das sind richtige schattenhafte Frauen, direkt da imZimmer mit Ihnen, flimmern und bewegen sich im Dunkeln. Und Sie wissen, dass sie alle tot sind.»
    «Aber
er
hat sie nicht umgebracht.»
    «Erzählen Sie mir nicht, dass Sie dadrin nicht das Böse gespürt haben. Sie als Pfarrerin.»
    «Ich weiß nicht   … ich weiß nicht, was ich gespürt habe.»
    «Aber ich weiß, was
ich
gespürt habe.»
    «Trotzdem ergibt es immer noch nicht besonders viel Sinn, Frannie. Sie haben kein Mordszenario, Sie wissen ja nicht einmal, warum und unter welchen Umständen er Lynsey Davies umgebracht hat, oder? Was passiert denn, wenn Sie nichts finden, um die Theorie zu untermauern, die Sie erst noch entwickeln müssen? Was, wenn Sie überhaupt nichts finden?»
    «Merrily   –»
    «Ich glaube ernsthaft, dass Sie Kirstys Vorschlag annehmen und irgendwo mit ihr hinfahren sollten. In ein ruhiges Hotel mit gutem Essen, netter Aussicht und Zimmerservice, sodass Sie viel Zeit haben, um miteinander zu reden. Kirsty hält Ihnen die Rettungsleine hin, wenn Sie das doch nur erkennen könnten. Wer weiß, wie es in einer Woche aussieht, wenn Sie Ihre Karten richtig spielen? Ich meine, ich wäre natürlich die Erste, die Ihren finsteren Blick vermissen würde, wenn Sie nach Merseyside zurückgehen, aber   –»
    «Merrily, ich
habe
ein Szenario.»
    «Nämlich?»
    «Hat Lol Ihnen von dem Aktenkoffer erzählt? Den Gomer hinter dem Bungalow ausgegraben hat, bevor Roddy wie ein Affe den Mast hochgeklettert ist?»
    «Vielleicht. Ich   –»
    «Bleiben Sie, wo Sie sind.» Bliss stand auf. «Gehen Sie nicht weg.»
     
    Den Aktenkoffer selbst hatte Bliss nicht. Der Aktenkoffer war im Labor.
    Er war so leicht gewesen, dass sie zuerst gedacht hatten, er wäre leer, sagte Bliss. Er hatte auch die

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