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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Zeitungsausschnitte waren in einem Aktenkoffer im Garten von Roddy Lodge vergraben – oder dem, was ein Garten wäre, wenn er eine Neigung zum Gärtnern gehabt hätte.»
    «Und sind Fleming und seine Leute denn ganz sicher, dass Lodge derjenige war, der ihn dort vergraben hat?»
    Bliss schniefte. «Ich weiß nicht, was
die
denken. Die erzählen mir ja nichts mehr. Aber
ich
bin sicher. Und ich frage mich,
warum
? Warum hat er diese Kopien vergraben? Warum hat er sie nicht einfach verbrannt, wenn er sie loswerden wollte?»
    «War das alles, was in dem Koffer war – die Zeitungsausschnitte?»
    «Nein. Das ist es ja. Das ist der Punkt. Es war noch ein Foto drin, aber zu meinem großen Kummer hatte ich keine Zeit mehr, es zu kopieren.»
    «Von?»
    «Deshalb kann ich’s Ihnen nicht zeigen. Aber Sie haben es gewissermaßen schon gesehen. Es ist ein Schnappschuss von Roddy und Lynsey. In Roddys Bar. Erinnern Sie sich an Roddys Bar?»
    «In seinem Bungalow? Neonschild, Barhocker, Ledersofas, Ausgaben von
Loaded

    «Auf dem Foto sitzt Lynsey in einem schönen roten Kleid auf dem Sofa, und Roddy, in Anzug und Krawatte, beugt sich von hinten über das Sofa, als könnte er’s gar nicht abwarten, sie zubefummeln. Hinter seinem Rücken ist das Stierkampf-Poster. Er lächelt in die Kamera. Verstehen Sie? Dieselbe Pose wie auf dem berühmten Foto von Fred und Rose.»
    «Ich glaube, mir wird schlecht», sagte Merrily.
    «Halten Sie noch kurz durch.» Frannie Bliss zog einen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke. «Also, ich hab hier noch einen anderen Zeitungsausschnitt. Andy Mumford hat mich drauf gebracht. Gutes Gedächtnis, der Andy.»
    Bliss legte den Ausschnitt vor Merrily hin. Er war aus dem
Daily Telegraph
vom 5.   Dezember 1996.
     
    LEBENSLÄNGLICH FÜR MÖRDER,
    DER DIE WESTS IMITIERTE
     
    «Frannie   …»
    «Nein, lesen Sie’s erst.»
    Es war der Bericht über eine Gerichtsverhandlung am Strafgerichtshof von Cardiff, bei der es um einen Mann ging, der wegen seiner Vorliebe für schwarze Kleidung unter dem Namen Black Dai bekannt war. 1996 war er zweiunddreißig, ein Autodieb, der noch nie einen geregelten Job gehabt hatte. Er war besessen von Fred und Rose West.
    «Oh Gott.»
    Bliss sagte nichts. Im Spülküchenbüro klingelte das Telefon; Merrily ließ den Anrufbeantworter drangehen.
    Sie las, dass die Anklage dem Gericht Black Dais Vorschlag an seine Freundin dargelegt hatte, «genau wie die Wests durchs Land zu reisen und Mädchen mitzunehmen, um mit ihnen Sex zu haben und sie zu quälen».
    Nein
. Merrily nahm eine Zigarette heraus und schob sie dann zurück in die Schachtel.
    Die Freundin hatte gedacht, es sei «auf seiner Seite nur einePhantasie» gewesen. Bis Black Dai eine junge Frau aus einer Disco in Maesteg, Glamorgan, entführte und sie dann fast hundert Kilometer weit nach Herefordshire fuhr, wo er sie mit einem Radmutternschlüssel zu Tode prügelte und ihre Leiche in einem Wald entsorgte, an einer Stelle, die Witches Fell hieß und in der Nähe von Symonds Yat lag.
    Symonds Yat: Das war nur ein paar Kilometer außerhalb von Ross-on-Wye. Keine zehn Kilometer von Underhowle entfernt.
    Black Dai saß für den Rest seines Lebens hinter Gittern.
     
    «Ich muss immer wieder denken», sagte Frannie Bliss, «was es für eine Schande ist, dass dieser unerfahrene junge Anwalt Sie davon abgehalten hat, mit Roddy zu plaudern.»
    «Und was, glauben Sie, hätte er mir erzählt, das er nicht auch der gesamten Bevölkerung von Underhowle erzählt hat?»
    «Wenn er sich Ihnen geöffnet hätte, Merrily, dann hätten wir ihn vielleicht gar nicht nach Underhowle bringen müssen. Als West eingebuchtet wurde, hat er die Polizei ziemlich an der Nase rumgeführt, bis eine Sozialarbeiterin zu ihm gebracht wurde, die sich um sein Wohlergehen während der U-Haft kümmern sollte. Sie sah wohl ein bisschen aus wie Ann McFall, das erste Opfer, seine erste Liebe – die Worte ‹Liebe› und ‹Opfer› bedeuteten für Fred ja wohl dasselbe. Und dieser Sozialarbeiterin hat er dann alles erzählt. Er hat die komplette Liste aller Opfer ausgeplaudert. Sie wurden zwar nie gefunden, trotzdem   …»
    Merrily setzte sich ruckartig auf. «Deshalb wollten Sie mich dafür?»
    «Nein. Ehrlich, ich schwöre bei Gott, das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich hatte ja im Zusammenhang mit Lodge überhaupt nie an West gedacht. Und nein, keine Sorge, Sie sehen nicht im Entferntesten aus wie Lynsey. Sie war zum Beispiel ungefähr

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