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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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waren keine Leichen vergraben – nur dieser kleine Koffer, den Gomer schließlich entdeckt hat. Und das hat Roddy beinahe verrückt gemacht. Und kurz danach ist er abgehauen.»
    «Vielleicht war der Aktenkoffer für ihn wichtiger als die Leichen.»
    «Er hat uns dorthin geführt, damit wir etwas herausfinden, und als wir dann so weit waren, hat er seine Meinung geändert. Was sagt uns das?»
    «Das sagt uns, dass er nicht klar gedacht hat, Frannie. Sehen Sie, ich   …» Merrily wusste nicht, wie sie Bliss noch helfen konnte. Von seinem Standpunkt aus hing seine Zukunft im Polizeidienst davon ab, dass er beweisen konnte, von Anfang an richtiggelegen zu haben mit Roddy Lodge. Seine Zukunft hing davon ab, dass Leichen gefunden wurden.
    Bliss stand auf und zog seine Jacke an. «Na ja, danke, Merrily. Sie sind ’n echter Kumpel.»
    «Ich hab ja gar nichts gemacht.» Sie folgte ihm zur Tür, an der Bliss sich noch einmal umdrehte. «Fred und Roddy. Zwei selbständige Bauunternehmer, die sich rühmen, systematisch und effizient zu arbeiten   …» In diesem Licht sah er mit seinen Sommersprossen aus wie ein Schuljunge, und Schuljungen war alles zuzutrauen. «Irgendwo, Merrily, sind Leichen.»
     
    Merrily schloss die Haustür, kehrte in die Küche zurück, griff automatisch nach einer weiteren Zigarette, warf das Päckchen dann aber wieder hin und ging in ihr Spülküchenbüro, wo das Licht des Anrufbeantworters blinkte. Sie drückte
Play
.
    «Oh, Merrily, es tut mir so leid, Sie am Sonntag zu stören, aber könnten Sie mich zu Hause anrufen? Es ist zwanzig nach fünf. Danke.»
    Sophie.
    Sie rief zurück. «Habe ich etwas vergessen, oder geht es um etwas, von dem ich noch nichts weiß?»
    «Sie klingen bedrückt, Merrily.»
    «Ich versuche nur, ein paar Dinge zu entwirren.»
    Nach kurzer Stille sagte Sophie: «Merrily, ich wollte eigentlich fragen   … Warum kommen Sie und Lol Robinson nicht mal abends zum Essen?»
    «Oh.» Sophie wusste es natürlich. Sie hatten nie darüber geredet, aber Sophie hatte es vielleicht sogar schon vor Merrily gewusst.
    «Das ist   … sehr nett von Ihnen.»
    «Ich meine nicht heute oder überhaupt diese Woche. Aber irgendwann einmal.»
    Auf diese Art gab Sophie zu verstehen, dass es in Ordnung war. Sie war keine Pfarrerin, sondern Sekretärin des Bischofs, aber Sophie lebte für die Kathedrale, und wenn es für Sophie in Ordnung war, gab es keinen erkennbaren Grund, warum es aus Gottes Sicht nicht in Ordnung sein sollte.
    «Danke», sagte Merrily. «Haben Sie deshalb angerufen?»
    «Oh, nein. Damit hätte ich warten können, bis wir uns sehen. Die andere Sache ist etwas komplizierter. Ich habe mitbekommen, dass Sie am Rande mit den polizeilichen Ermittlungen in Underhowle zu tun haben, von denen wir hier alle lesen.»
    «Wer hat Ihnen das erzählt?» Sie hatte nie daran gedacht, den Bischof zu informieren; vielleicht hätte sie das tun sollen.
    «Sie haben, glaube ich, mit Hochwürden Jerome Banks telefoniert. Der wiederum mit dem Bischof gesprochen hat. Im Zusammenhang mit dem verstorbenen Mr.   Lodge.»
    «Das war keine offizielle Anfrage.»
    «Er
beklagt
sich nicht, Merrily. Er war, laut dem Bischof, eher froh über Ihr Interesse. Nach allem, was ich höre, ist der tote Mr.   Lodge für die Gemeinde kein kleineres Problem als der lebendige Mr.   Lodge.»
    «Mr.   Lodge wurde nicht als Problem betrachtet, solange er lebte. Von seinem Hobby wusste ja niemand.»
    «Aber jetzt wissen sie Bescheid, und das bringt Hochwürden Banks in eine schwierige Situation, seiner Meinung nach. Merrily, uns ist vollkommen klar, dass Ihre Beteiligung an der Sache nichts mit der Kirche zu tun hat und dass es nicht Ihre Gemeinde ist   … aber Hochwürden Banks hat einen Vorschlag gemacht, den der Bischof mich bat Ihnen zu unterbreiten.»
    An der Tür bewegte sich etwas. Jane stand da und wackelte mit den Fingern, als wollte sie sagen:
Da bin ich wieder
. Merrily lächelte und machte dasselbe.
    «Was Mr.   Lodge betrifft», sagte Sophie, «soll ich Sie fragen   … ob Sie sich vorstellen könnten, ihn zu beerdigen.»

25   Das Pestkreuz
    Am Horizont waren üppig bewaldete Hügel und eine stufenartig angeordnete Stadt zu erkennen, vor der das Flüsschen Wye lag wie ein Burggraben. Am späten Nachmittag brannte unverhofft die niedrig stehende Sonne auf die Straße und tauchte die Stadt und ihren hohen Kirchturm in goldenes Licht.
    Moira wirkte bezaubert. Als wäre das Ganze speziell für sie und

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