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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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habe
-Grinsen.
    «Oje», sagte Lol.
    «Du willst nicht zufällig hier übernachten?», fragte Cola und hörte sich dabei fast ängstlich an. «Nein. Du hast eine Freundin. Tut mir leid.»
    «Mir tut es auch leid.»
    «In Wahrheit weißt du jetzt noch nicht mal die Hälfte», sagte Cola. «Willst du den Rest wirklich hören?»
    «Ich kenne jemanden, der ihn vermutlich hören will.»
    «Ja.» Cola dachte einen Moment lang nach und sah dabei mit einem Mal sehr jung und unsicher aus. «Vielleicht ist das am besten.» Dann gab sie ihm ein weiteres Buch, ein weißes ohne Schutzumschlag. «Das nimmst du besser mit. Ich habe es gelesen. Jedenfalls teilweise. Und ich möchte es nicht nochmal lesen.»
    Es war ein dickes Tagebuch. Auf der Titelseite stand in schwarzer, handgeschriebener Schrift:
Das magische Tagebuch von Lynsey D.
    «Es ist nicht chronologisch oder so. Sie hat einfach reingeschrieben, wenn ihr etwas eingefallen ist. Und falls jemand fragt: Von mir hast du es nicht, klar? Und ich will es übrigens nicht zurück.» Sie packte die Bücher zurück, legte die Kinderbibel oben in den Karton und sah Lol an. «Deine Freundin, die ist Pfarrerin, oder?»
    Lol nickte.
    «Das hat mir Mumford erzählt», sagte Cola. «Der von der Polizei.»
    «Deswegen hast du mir die Bücher gezeigt, stimmt’s?», sagte Lol.
    Cola nickte. «Weißt du was? Du nimmst am besten gleich alle mit. Sie wird schon wissen, was sie damit tun soll.» Ein missglücktes Lächeln. «Ich behalte nur die Kinderbibel.»

40   Ein ziemlich großes Vorhaben
    Die Luft in Ledwardine war feucht und kühl. Jane erzählte Jenny Box, dass sie sich alt fühlte, so alt, als habe sie schon ewig gelebt und wüsste alles, was es auf der Welt zu wissen gibt, und all dieses Wissen war bedeutungslos. Alles, was man wissen musste, war, dass jeder nur seine banalen persönlichen Interessen verfolgte und dass nach einem kurzen Hoch das ganze Leben in traurige Desillusioniertheit versank und dass einen jeder, wirklich
jeder
, aufs Kreuz legte, wenn er die Gelegenheit dazu bekam. Und, nachdem es keinen Gott gab, also auch niemanden, der zugunsten von Gerechtigkeit und Ausgewogenheit eingriff, ging man einfach nur durch sein Leben und versuchte, nicht aufs Kreuz gelegt zuwerden. Und mehr war nicht – man ging
durchs
Leben. Mehr nicht. Nichts weiter. Nichts weiter als
durchs
Leben gehen.
    In demselben Moment, in dem sie das alles in der nebligen Dunkelheit herausgesprudelt hatte, konnte Jane schon nicht mehr glauben, dass sie es gesagt hatte. Und schon gar nicht zu Jenny Box, dieser oberflächlichen, pseudoesoterischen Geschäftsfrau, dieser verlogenen Angeberin aus dem Nachmittagsprogramm. Jane fühlte sich wie einer dieser peinlichen Talkshow-Gäste, die sich dermaßen unmöglich machten, dass man vor dem Fernseher bloß noch denken konnte:
Das ist ja schrecklich, Gott sei Dank bin
ich
nicht so!
    Doch Jenny Box reagierte nicht so, wie Jane es erwartet hatte. Sagte
nicht
, dass das eine völlig verfehlte Einstellung für einen jungen Menschen war, der noch alles vor sich hatte, das ganze Abenteuer des Lebens und all diesen Scheiß.
    «Es kann eine schlimme Zeit sein, Jane», sagte Jenny. «In deinem Alter war ich eigentlich meistens ziemlich durcheinander und hatte extreme Ängste. Ich habe mich in mein Zimmer eingeschlossen – ganz gleich, welcher anonyme Raum das gerade war – und gezittert und geheult und manchmal auch Pillen genommen. Und dann kam ein freundlicher Mann und sagte:
Also, also, so schlimm kann es doch nicht sein, ich bin für dich da, du kannst dich auf mich verlassen, und alles wird gut.
»
    «War das zu Ihrer Modelzeit?» Sie standen unter dem dicken Eichengebälk der Markthalle, die sich auf dem gepflasterten Platz erhob wie ein gigantisches, versteinertes Krustentier.
    «Ich bin nach einer schlechten Erfahrung mit dem Pfarrer von zu Hause weg. Pfarrer Colm. Ich habe deiner Mutter erzählt, es wäre ein Freund von mir gewesen, der mich auf einmal überall betatscht und sonst was getan hat, aber ich glaube nicht, dass sie sich hat täuschen lassen.»
    «Oh.» Das hatte Mom nicht erzählt.
    «Und die schlimmste Ungerechtigkeit daran war, dass – obwohlzu Hause bis heute nie darüber gesprochen wurde – meine Familie und die ganze verdammte Gemeinde
mich
dafür verantwortlich gemacht haben, dass dieser Gottesmann eine Sünde beging.»
    Jane sah in das blasse Gesicht unter dem weißen Tuch, das im Licht der imitierten Gaslampen leicht glänzte.
    «Manche

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