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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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dem betreffenden Tag bin ich stundenlang alleine spazieren gegangen, dann hat es angefangen zu regnen, und ich bin zu einer winzigen Kirche gekommen, nicht weit vom Meer entfernt, und sie war offen, also bin ich rein, um zu warten, bis es aufhörte zu regnen. Die Kirche war sehr einfach, keine Buntglasfenster, keine Skulpturen, keine Gräber, keine Holzschnitzereien. Diese Einfachheit, das war eine starke Aussage, eine unheimlich starke Aussage. Und für mich war es, als würde ich nach Hause kommen, verstehst du? Ich habe mich aufgenommen, umarmt gefühlt. Ich glaube, deine Mutter würde das verstehen.»
    «Sie war auch dort. Also, nicht genau
dort
, aber   … an einem vergleichbaren Ort.»
    Ja, in einer vergleichbaren Kirche an einem vergleichbar hoffnungslosenTag, an dem Merrily etwas erlebt hatte, was sie als eine Vision aus Blau und Gold und einen erleuchteten Pfad beschrieb – weniger ein Ruf als ein lockendes Flüstern in einer Lebenskrise und einer der wenigen Aspekte von Moms Religion, die Jane immer verstanden hatte.
    Aber hatte Mom Jenny Box von dieser Erfahrung erzählt? Und hatte Jenny Box diese Erfahrung dann einfach ihrer eigenen Mythologie einverleibt? Erneut wurde Jane unsicher. Sollte sie gerade irgendwie benutzt werden? Sie warf einen Seitenblick auf Jenny Box, die mit gesenktem Kopf neben ihr ging, und erzählte, warum sie schließlich nicht in den Schoß der römisch-katholischen Kirche zurückgekehrt, sondern in die anglikanische Kirche eingetreten war, von der sie als Kind nur Schlechtes gehört hatte.
    «Verstehst du, das Merkwürdige war, dass an dem Tag, an dem ich in dieser kleinen keltischen Kirche war – auch wenn ich es erst später erfahren habe   –, also, dass an dem Tag die Synode getagt und beschlossen hat, Frauen zum Priesteramt zuzulassen. Ich wollte zum Christentum zurückkehren   … und Gott ist mir auf halbem Weg entgegengekommen.»
    Jane blieb stehen. «Heißt das, Sie sind in die anglikanische Kirche eingetreten, weil man dort zugelassen hat, dass Frauen ins Priesteramt kommen?»
    Endlich lächelte Jenny einmal. «Das war schließlich der bedeutendste Fortschritt, seit Jesus selbst auf der Erde war, oder?»
     
    Es hatte sogar eine Phase gegeben, erzählte Jenny Box, in der sie überlegt hatte, ob sie Nonne werden sollte, doch dann hatte sie bezweifelt, dass sie mit der Disziplin zurechtkommen würde, die in einem Kloster herrschte. Und nein, sie hatte nicht vor, Pfarrerin zu werden. Aber nachdem ihre Ehe genauso schiefgelaufen war wie all ihre anderen Beziehungen zuvor, hatte sie einen Schlupfwinkelgesucht und natürlich am liebsten einen, in dem es eine Pfarrerin gab.
    In Janes Kopf wirbelten tausend Fragen durcheinander. «Nein, hör zu», sagte Jenny Box scharf. «Ich weiß, dass es so klingt, als hätte ich deiner Mutter nachgestellt wie eine Stalkerin, aber so ist es nicht. Ich musste nur sicher sein, dass es der richtige Ort war. Das richtige Zuhause. Der
wahre Herd

    «Was wollen Sie denn damit sagen?» Ein Auto kam von der Old Barn Lane und fuhr neben ihnen durch eine Pfütze, sodass Janes Gesicht ein paar Spritzer abbekam, als hätte sie jemand angespuckt. «Was haben Sie getan?»
    «Ich habe nur meine Erkundigungen eingezogen, das ist alles. Wenn man einen neuen Geschäftsführer einstellt, will man schließlich auch wissen, welchen Hintergrund er hat und ob er zum Unternehmensprofil passt.»
    «Sie haben sie
ausspionieren
lassen?»
    «Wir haben in London eine Agentur, mit der wir   … zusammenarbeiten.»
    «Eine   …» Jane wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. «Reden Sie etwa von einem Privatdetektiv?»
    «Natürlich hat die Londoner Agentur hier keinen Vertreter, aber sie haben einen Mann aus dem Ort damit beauftragt. Jetzt sieh mich nicht so an, Jane. Ich habe einen Pfarrer gebraucht, schon immer, jemanden, der mir auf der Reise zum großen Ozean des Geistes den Weg weisen konnte. Mich vielleicht auf dieser Reise begleiten würde. Sieh mich nicht so an! Es hat nichts mit Sex zu tun, und verrückt bin ich auch nicht, verstanden?»
    Jane wurde plötzlich flau. «Es hat nichts mit Sex zu tun?»
    «Meine Güte!» Jenny Box wich einen Schritt zurück, als sei sie geschlagen worden. «Muss denn
alles
etwas mit Sex zu tun haben? Das will ich doch gerade los sein. Mein Mann ist total lüstern und gewalttätig und   … Schlimmeres.»
    «Gareth?»
    «Ja, der charmante Gareth, dem junge Mädchen ganz besonders gut gefallen, dem es kommt, wenn er

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