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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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nach tun?»
    «Ich denke an eine vollständige Seelenmesse.»
    Sie starrte ihn an. «Eine
eucharistische
Seelenmesse
, eine Messe mit Kommunion
… für Roddy Lodge? Meinen Sie das im Ernst? Das machen wir doch nur für die Tiefgläubigen und die   …»
    Huw sah sie ernst an. Der gelbe Bagger rollte langsam an ihnen vorbei. Gomer saß auf dem Sitz, und Bliss lief vorneweg, als führte er Gomer an der Leine.
    «…   die
Ruhelosen
», sagte Merrily. «Ich verstehe.»
    «Die ruhelosen Toten», ergänzte Huw.
    «Huw, aber das ist eine echte Beerdigung. Noch dazu abends.»
    «Ganz recht», sagte Huw. «Es gibt vieles, was zur letzten Ruhe gebettet werden muss. Abgesehen davon – wenn die beiden eine Leiche finden, ist bis dahin sowieso die ganze Gegend hier mit Scheinwerfern ausgeleuchtet.»
    «Ich weiß nicht.» Normalerweise wurde eine Seelenmesse für einen ruhelosen Geist gefeiert, damit er sich von der Erde lösen und mit Gott vereinen konnte. «Über wen reden wir hier eigentlich? Roddy   … Lynsey? Oder   …?»
    «Oder das gesamte Dorf, wenn Sie so wollen. Und über das Böse, das in diesem Ort Fuß gefasst hat.»
    «Die meisten Leute», erwiderte Merrily, «würden sagen, dasshier nichts weiter Fuß gefasst hat als der Fortschritt. Und deshalb würden sie es als gut bezeichnen.»
    «Und was denken Sie?»
    «Ich weiß nicht recht.» Sie hielt sich mit beiden Händen an der obersten Strebe des Gatters fest. Sie war glitschig von Flechten. «Sie sind genau wie Sam mit seiner Todesstraße. Sie folgen einer dunklen Spur, und ich weiß nicht, wie zuverlässig diese Spur ist. Ich weiß nicht einmal, ob sie tatsächlich existiert. Sie haben uns immer Fragen gestellt, also stelle ich Ihnen jetzt auch Fragen. Zum Beispiel: Wie objektiv sind Sie in dieser Situation?»
    In ihrer Jackentasche begann ein Handy zu klingeln. Sie zog zwei Handys heraus, ihr eigenes und das von Frannie Bliss. Es war ihres, das klingelte.
    «Mrs.   Watkins?» Eine jugendlich klingende Frau. «Ich bin Libby Porterhouse von der
Mail on Sunday
. Ich weiß, dass Sie viel zu tun haben, aber könnten wir uns kurz unterhalten?»
    Das fehlte Merrily gerade noch, aber wenn man eines im Umgang mit der Presse lernte, dann war es, niemals
Kein Kommentar
zu sagen. Man musste Interesse heucheln, Gegenfragen stellen, aber auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass man einen Grund hatte, lieber den Mund zu halten.
    «Ja, ich erzähle Ihnen natürlich alles, was ich kann», sagte Merrily. «Aber ich bin nicht sicher, ob ich die beste Gesprächspartnerin für Sie bin. Ich bin in dieser Angelegenheit sozusagen nur die Aushilfe.»
    «Ah, vielleicht meinen wir nicht das Gleiche. Ich weiß, dass Sie etwas mit der Beerdigung dieses Serienmörders im Wye-Tal zu tun haben, aber ich rufe wegen etwas ganz anderem an. Ich sitze gerade an einem ziemlich großen Beitrag über Jenny Driscoll   … verheiratete Box.»
    «Und was ist mit ihr?»
    «Wenn ich es richtig verstanden habe, sind Sie mit ihr befreundet.»
    «Wir wohnen nur in demselben Dorf.»
    «Und ich habe gehört, dass sie Ihnen eine große Geldsumme gegeben hat. Ich würde bei dieser Story gerne Ihren Standpunkt kennenlernen.»
    «Story?»
    «Wie lange kennen Sie Jenny Driscoll schon?»
    Merrily sagte: «Wissen Sie, ich stehe hier gerade mit ein paar Leuten auf einem matschigen Feld   …»
    «Dann sagen Sie mir doch einfach, wann Sie mich zurückrufen können. Ich will Sie wirklich nicht unter Druck setzen, und ich glaube wirklich, dass Sie einen Kommentar abgeben möchten, wenn Sie erst mal wissen, worum es geht. Zu Ihrem eigenen Besten.»
    Oh
Gott
. «Können wir das morgen machen?»
    «Wie wäre es mit heute Abend?»
    «Na gut, ich versuche es.»
    Merrily fiel Janes Nachricht wieder ein, aber sie hatte Jenny Box’ Nummer nicht dabei. Also rief sie die Auskunft an. Wie zu erwarten, hatte Jenny eine Geheimnummer. Verdammt. Im Moment konnte sie nichts weiter ausrichten.
    «Probleme?», fragte Huw.
    «In der Gemeinde.» Sie wählte Onkel Teds Nummer. Welcher
Story
konnte diese Journalistin auf der Spur sein? Ted nahm nicht ab. Sie klappte das Telefon zu und starrte über das Stoppelfeld zu Gomer hinüber, der seinen ersten schmalen Graben aushob. Bliss ging neben dem Bagger und musterte den Boden.
    «Sie könnten den Bruder anrufen», sagte Huw. «Sagen Sie ihm, eine Seelenmesse wäre für alle Beteiligten das Beste, und nachdem ohnehin niemand davon erfahren wird, drängt die Zeit ja auch

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