Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Kiste, und das schwere, dunkle Holz erinnerte an ein viktorianisches Amtsgericht. Diese Kirche passte wahrhaftig gut zu Jerome Banks. Merrily fühlte sich überhaupt nicht wohl darin.
    In den vordersten Bänken saßen rechts die Lodges und links Ingrid Sollars mit Sam Hall. Der helle Kiefernholzsarg stand auf einer Rollbahre. Lomas, der Roddy in die Kirche gebracht hatte, saß mit seinem Sohn zwei Bänke hinter den Lodges.
    «Allmächtiger Gott, der du mit unendlicher Gnade und Gerechtigkeit über uns richtest   …»
    Ganz hinten in der Kirche stand Huw. Er hatte Banks selbst wegen der Hostien angerufen, aber Merrily traute ihm nicht. In geheimnisvoll schimmernden Neonbuchstaben schien HEIMLICHE ABSICHTEN über seinem Kopf zu schweben.
    «…   und uns aufnimmst in den Himmel durch unseren Heiland Herrn Jesus Christus.»
    Gomer war immer noch draußen. Er arbeitete im Licht einer Sturmlampe ganz hinten auf dem Friedhof. Tony Lodge hatte ihm die Stelle gezeigt, links vom Grab seiner Eltern und ungefähr zwei bis drei Meter von der Lorbeerhecke entfernt, die den Friedhof eingrenzte. Merrily hatte sich gefragt, warum irgendjemand etwas gegen dieses Grab einzuwenden hatte. Man benötigte ja beinahe eine Wegekarte, um es zu finden.
    Immerhin hatte es auch sein Gutes, dass die Beerdigung verspätet anfing, denn Gomer hatte auch viel zu spät mit der Aushebungdes Grabes begonnen. Zuvor hatte er lange und verbissen mit dem Bagger rings um die Baptistenkapelle gegraben und nichts außer Erde und Steinen gefunden.
    Um kurz vor fünf hatte Flemings Sekretärin angerufen und sich nach Bliss erkundigt. Merrily hatte gesagt: «Ist er denn noch nicht zurück? Hoffentlich hatte er keinen Unfall.» Zu diesem Zeitpunkt war Bliss, der gehofft hatte, Fleming samt dem Spurensicherungsteam mit einem triumphierenden Anruf nach Underhowle bringen zu können, den Tränen nah. Er hatte Merrily gesagt, er käme vielleicht später in die Kirche nach.
    Der Sarg stand direkt unter einer der kugelförmigen Milchglaslampen. Merrily stellte sich Roddy Lodge vor, wie er in der gnädigen Dunkelheit lag, geschützt vor einer feindlichen Welt voller elektrischer Lichter, Fernseher, Handys und Strahlungen.
    Es würde an diesem Abend keine Lieder geben, obwohl sie Merrily normalerweise willkommen waren, weil sie so Gelegenheit hatte, sich während des Gottesdienstes für den nächsten Schritt zu sammeln. Aber sie hatten nicht einmal einen Organisten, und als Merrily sich vorgestellt hatte, wie sieben angestrengte Stimmen in dieser unwirtlichen Kirche verhallten, hatte sie lieber ganz auf Lieder verzichtet.
    Sie war beinahe dankbar, als Gomer hereinschlüpfte. Er kam nicht nach vorn, blieb einfach an der Tür stehen, in der Hand die Laterne, und als Merrily ihn mit fragend hochgezogener Augenbraue ansah, schien in seinen Brillengläsern ein grelles weißes Warnlicht aufzublinken.
    «Würden Sie mich bitte   … einen Moment entschuldigen?» Merrily ging an dem Sarg vorbei und folgte Gomer in die Vorhalle. Gomer hustete.
    «Das Grab, Frau Pfarrer. Gibt Probleme. Is nich frei.»
    «Oh.» Das kam gelegentlich vor. Friedhöfe waren relativ dicht belegt, und manchmal arbeitete die Erde, sodass die Särge früherBestatteter verschoben wurden. Das hatte natürlich ausgerechnet in diesem Fall passieren müssen. «Wie tief liegt der andere Sarg?»
    Gomer sagte: «Das isses ja grade. Gibt kein’ Sarg.»
     
    «Vergiss das jetzt erst mal, okay?» Moira nahm die Boswell-Gitarre am Hals und reichte sie Lol. «Ich hab dem Mädchen gesagt, dass du nach dem Konzert mit ihr redest. Sie wird dich schon finden.»
    Mephisto Jones hatte gesagt, es ginge ihm zurzeit recht gut und dass er überlegte, ob er nach England zurückkommen sollte. Und klar erinnerte er sich an Prof, wer könnte jemals Prof vergessen?
    Lol hatte sich gesetzt, Mephisto nach den Symptomen von Elektro-Hypersensibilität gefragt und ihm von Roddy Lodges Tod auf dem Hochspannungsmast erzählt. Irgendwann hatte Prof hereingesehen und drohend die Faust geschüttelt.
    «Der war vermutlich voll ausgeklinkt»
, hatte Mephisto gesagt.
« W usste garantiert nicht mal mehr, wer er selber war.»
    «Er hat gesagt, er wäre der Satan . »
    «Gar nicht so falsch»
, hatte Mephisto gesagt.
«Ich hab immer gedacht, ich wäre der wandelnde Tod   …»
    Und nun trugen Lol und Moira die Gitarren durch den Flur auf die Bühne. Der schwarze Vorhang war noch zugezogen, doch man konnte das Publikum hören. Es war kein

Weitere Kostenlose Bücher