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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Prof war ihm den ganzen Weg dichtauf gefolgt, als wolle er sicher sein, dass Lol keinen kleinen Umweg über Birmingham, Manchester oder Cardiff einlegte.
    Als er auf den Parkplatz eingebogen war, beunruhigte ihn das viele Licht in dem Glaskubus. Alles war so hell, so öffentlich, wie eine Bushaltestelle. Und bald würde er allein auf einer Bühne in diesem Glaskasten stehen, riesige Scheinwerfer wären auf ihn gerichtet, und er hätte nichts weiter als eine Gitarre, die er wie einen Schutzschild zwischen sich und das Publikum halten konnte.
    Moira hatte die Garderobe direkt hinter der Bühne, und Lol zog sich im Aufenthaltsraum um. Prof Levin tanzte um ihn herum, als wolle er ersatzhalber die Rolle von Lols Lampenfieber übernehmen.
    «Warum machst du immer noch mit diesem Handy rum? Schalt das Ding ab. Wenn er jetzt anruft, musst du ihm sowieso sagen, dass du keine Zeit zum Telefonieren hast.»
    Lol hatte Mephisto Jones zwei Nachrichten hinterlassen. Vielleicht war er ja krank, niedergestreckt von einer Elektro-Migräne. Dann, vor einer halben Stunde, hatte, den Tränen nah, Merrily angerufen. Sie würde es nicht rechtzeitig schaffen. Vielleicht sogar überhaupt nicht. Lol war beinahe erleichtert, und das erklärte er ihr auch, aber da hatte sie gesagt:
«Wenn du wegläufst   … Wag es bloß nicht, jetzt wegzulaufen   …»
    Er hatte an der Kasse eine Mitteilung hinterlassen, die Jane bekommen würde, wenn sie ihr Ticket abholte. Sie sollte nach dem Konzert auf Lol warten. Dann hatte er eine schwarze Jeans und ein frisch gewaschenes Alien- T-Shirt ohne Löcher angezogen und daran gedacht, dass König Karl   I. zu seiner Hinrichtung ein zusätzliches Hemd getragen hatte, weil er wenigstens nicht frieren wollte. Während er auf einem Stuhl im Aufenthaltsraum saß, beschlichen Lol schreckliche Vorahnungen.
    «Was stimmt denn nicht?»
    Moira war hereingeschwebt, die wunderschöne Folkrock-Göttin in einem langen, mitternachtsblauen, weit ausgeschnittenen Kleid. Eine Kette mit Silbertropfen als Anhänger schimmerte zwischen ihren Brüsten.
    «Red mit ihm, Moira», sagte Prof. «Ich muss nach dem Mischpult sehen.»
    Lol lächelte Moira unsicher an. «Also, du singst ein halbes Dutzend Songs. Der letzte ist ‹Tower›, und anschließend schleiche ich auf die Bühne, und wir singen gemeinsam ‹Baker’s Lament›.»
    «Und dann spielst du, solange du dich gut damit fühlst, und ich komme anschließend wieder auf die Bühne. Das ist ein Kinderspiel, Laurence.»
    «Kinderspiel», murmelte er, und auf einmal überkam ihn ein Gefühl der Isolation, so als würde er sich von weit weg mit dieser wunderschönen Frau in Mitternachtsblau und Silber zusammensitzen sehen und zugleich wissen, dass er das niemals erleben würde, dass dies einzig und allein ihr Konzert war und es nie wahr würde.
    «Gleich wird es wahr», sagte Moira, und er fragte sich nicht einmal, ob sie womöglich seine Gedanken lesen konnte. Oder hatte er es laut ausgesprochen? Alles war möglich, in seinem Kopf herrschte ein Riesendurcheinander. Dann kam ihm ein möglicherweise wichtiger Gedanke, doch er konnte ihn nicht festhalten. Stattdessen hörte er Moira sagen: «Wer zum Teufel bist du?»
    Cola French stand an der Tür.
    «Wie bist du hier reingekommen?», erkundigte sich Moira unfreundlich.
    «Durch einen Freund», sagte Cola, «und ein paar Lügen. Ich erzähle immer ziemlich viele Lügen.» Sie sah an Moira vorbei zu Lol hinüber. «Ich habe dich angelogen, Lol – ich habe gelogen, als ich gesagt habe, ich hätte nichts damit zu tun.»
    Lol sprang auf. Zugleich begann sein Handy zu klingeln.
    «Über Lynsey und Piers und Roddy und alles andere», sagte Cola. «Aber als ich gehört habe, was dieser Polizist und deine   … Freundin heute morgen Piers erzählt haben, dachte ich, dass ich diesen ganzen Scheiß einfach nicht mehr für mich behalten kann.»
    «Jaja, aber ein bisschen musst du’s jetzt noch aushalten, Schätzchen», sagte Moira. Und während sie Cola French auf den Flur zurückscheuchte, hob Lol sein Handy ans Ohr. «Hier ist Jones», hörte er. «Ist da Lol Robinson?»
    Eine andere Stimme rief in den Raum: «Noch zehn Minuten, Moira.»
     
    «Wir versammeln uns im Namen Jesu Christi, der durch die Herrlichkeit Gottes, des Vaters, wiederauferstanden ist. Gnade sei mit euch, so wie Gottes Segen.»
    Von einem der abkühlenden Radiatoren kam ein leises Knacken. Die Kirche von St.   Peter in Underhowle wirkte wie eine überdimensionale

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