Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
werden wir die Kommunion ausgeben. Vielleicht könnten Sie, Huw   …»
    «Gut. Beginnen wir mit einem Gebet.» Er hatte die Lichter am Ende des Kirchenschiffs ausgeschaltet, sodass nur noch die kleine Versammlung in einen Lichtkreis getaucht war, während die restliche Kirche im Dunkeln lag. «Herr», begann er mit leiser Stimme, «wir kommen heute in aller Bescheidenheit zu Dir, im vollen Bewusstsein unserer Unwissenheit. Wir kommen, um einem ruhelosenGeist durch unsere Gebete Frieden zu verschaffen. Wir kommen, um   … Heilung zu suchen.» Er hielt inne, dann fuhr er lauter fort: «Doch wir wissen, dass die Voraussetzung für eine Heilung die Kenntnis über die jeweilige Erkrankung ist. Verborgenes muss aufgedeckt werden, die Wahrheit muss ans Licht kommen. Hilf uns, diese Wahrheit zu finden. Erleuchte uns mit Deinem Licht. Wirf Dein Licht in die finstersten, unheilvollsten Winkel der menschlichen Erfahrung, wo nur noch die Leuchte der Gottlosen ihre böse Flamme flackern lässt. Hilf uns. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.»
    Alle sahen Huw schweigend und erwartungsvoll an.
    Huw aber sagte zu Merrily: «Bitte, machen Sie weiter. Sie wollten vorhin gerade auf Roddy zu sprechen kommen.»
     
    Moira Cairns war natürlich irrsinnig gut. Eirion hatte recht gehabt. Eirion hatte bei solchen Sachen immer recht, und eines Tages würde sie ihm das auch sagen. Doch jetzt trieb die Unruhe Jane vor dem Ende des Konzerts von ihrem Platz. Sie stellte sich hinten in den Zuschauerraum und ließ den Blick über die Reihen gleiten.
    Mom war nicht da.
    Sie überprüfte es noch einmal. Aber Mom war
definitiv
nicht da.
    Es war fast halb zehn. Zuerst war Jane einfach wütend geworden. Kein Mensch auf der ganzen Welt hätte Lols total elektrisierendes, fesselndes Comeback verpassen dürfen, und schon gar nicht die Frau, die angeblich in ihn verliebt war. Das war eine riesengroße
Beleidigung
, verdammt.
    Doch als sie in dem hellerleuchteten Foyer stand, fiel Jane wieder ein, dass Mom nicht so war, noch nie so gewesen war. Mom fühlte sich immer für alles verantwortlich.
    Jane wusste nicht, was sie denken sollte. Sie wurde zappelig.Sie ging zum Eingang und schaltete ihr Handy an. Manchmal hinterließ Mom ihr eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.
    «Merrily, hier ist Ted   …»
Das hörte sich Jane erst gar nicht an.
«Spatz, ich bin’s   … Hör mal, es tut mir wirklich unheimlich leid, dass ich dich heute morgen verpasst habe. Ich war einfach total erledigt, und wenn das hier alles so schlecht weiterläuft, wie ich befürchte, dann   … und noch dazu schaffe ich es heute Abend nicht. Ich habe es Lol schon gesagt, er sorgt nach dem Konzert dafür, dass du nach Hause kommst. Also warte auf ihn, okay? Es tut mir wirklich, wirklich leid.»
    Ja, klar.
Sie hörte das Band weiter ab, es konnte ja sein, dass Mom ihr noch eine weitere Nachricht aufgesprochen hatte.
    «Merrily, hier ist Jennifer Box. Es ist   … Ich weiß nicht, wie viel Uhr es ist, aber es ist schon dunkel. Bitte helfen Sie mir. Er hat meine Kapelle entweiht, er besudelt einfach alles. Er ist das Böse, gegen das Sie kämpfen. Und, oh Gott, er kommt zurück.»
     
    Merrily stand hinter dem Lesepult, auf dem ihre Bibel lag. Das Pult hatte einen Ständer aus dunklem Mahagoniholz und eine Ablagefläche in Form eines Messingadlers, auf dessen ausgebreiteten Schwingen riesige alte Bibeln Platz fanden. Solche Lesepulte waren immer zu hoch für sie.
    Die Atmosphäre lud sich auf. Bald würden Scheinwerfer den Friedhof erhellen, Absperrungen würden gezogen, und die Polizei würde Wachposten aufstellen. Dann würden Aussagen aufgenommen werden, um eine Wahrheit zu finden, die mit der eigentlichen Wahrheit möglicherweise nicht das Geringste zu tun hatte. Und all das würde bestimmt nicht zu Roddy Lodges Beliebtheit beitragen.
    Merrily wurde bewusst, dass sie ihre rechte Hand fest um Melanies Engel geschlossen hatte.
    Wahrhaftigkeit. Offenheit. Einfachheit.
    «Ich   …» Sie sprach beinahe in ihre Bibel, weil das Pult so hoch war. «Ich bin Roddy Lodge nur einmal begegnet. Ich war mit Gomer Parry zusammen, der davon überzeugt war, dass Roddy das Feuer zu verantworten hatte, in dem Gomers Neffe umgekommen ist. Roddy war wie von Sinnen, tanzte herum wie eine wildgewordene Marionette, redete über all die Berühmtheiten, für die er Entwässerungsgräben angelegt hatte. Alles Lügen. Und während der ganzen Zeit lag nur ein paar Meter entfernt der verwesende

Weitere Kostenlose Bücher