Der Himmel ueber Dem Boesen
schon gekümmert», sagte Moira. «Eine Zugabe, dann kannst du gehen.»
Da fiel ihm noch etwas ein. «Ich muss Jane einsammeln.» Oh nein. «Sie kommt sonst nicht nach Hause.»
« Ich
werde mich um Jane kümmern, so wahr mir Gott helfe.»
Moira drehte Lol um und schubste ihn vorwärts.
«Los!»
Als Lol zurück auf die Bühne kam, war es, als hätte er den Krieg gewonnen. Er nahm die Boswell, die zu spielen er nicht wert war. «Also», sagte er zum Publikum. «Zeit für ein bisschen Heimatkunde.» Die Boswell schmiegte sich mit ihrem runden Rücken anseinen Bauch. Er spielte die langweilige a-Moll -Fingerstyle-Intro. Exorzierte Alison Kinnersley.
Unter winterlichen Bergen,
wo ein goldener Fluss das Tal durchzieht,
wurde etwas Zartes verletzt …
Er warf einen Blick in die Richtung von Alison und James Bull-Davies, konnte sie aber im Gegenlicht nicht erkennen. Dieser Song stammte aus der Zeit mit Alison, als ihre Beziehung zu Ende ging. Lol und Alison waren in die Black Mountains an der walisischen Grenze gefahren, dort hatte es einen Riesenstreit und Tränen gegeben und auf dem Rückweg eine Art Aussöhnung, zu deren Symbol für Lol der Name eines nichtssagenden Ortes geworden war, durch den sie auf dieser Rückfahrt gekommen waren.
Als er zum Refrain kam, hörte er hinter sich ein Rascheln, und dann stand Moira bei ihm, ein schlanker Geist in Mitternachtsblau.
Bei Kerry’s Gate warn wir nicht mehr entzweit,
bei Cockyard zeigte sich ein erstes Lächeln,
das hielt von Abbey Dore bis Allensmore,
und bei Kiverno …
Und an dieser Stelle nahm Moira den Ton auf, hauchte
«oooh … oll»
und ließ Lol den Text weitersingen.
« .
. .
hatte unsre Liebe wieder das Monopol …»
Ihm war klar, dass sie versuchte, seinem mittelmäßigen kleinen Song ein bisschen mehr Atmosphäre zu verleihen, und auch, dass sich sein Song noch nie besser angehört hatte. Und als er mit dem Lied fertig war, rief er einfach ins Mikrophon: «Moira Cairns!»
Dieses Mal war es wirklich vorbei, und Moira lächelte ihm kurz zu. Lol ließ seine Gitarren auf der Bühne stehen und ging die Stufen in das riesige verglaste Vestibül hinunter. Er musste in den Zuschauerraum, um nach Cola French zu suchen.
«Ich kann es kaum erwarten, bis das Album rauskommt», sagte Cola French hinter ihm. «Fährst du mich heim?»
Sie hatte offensichtlich auf ihn gewartet. Moira hatte sie darum gebeten. Cola folgte Lol in die windige Dunkelheit hinaus. Der Astra stand wie üblich halb in einer Einfahrt.
« Das
ist dein Auto?»
«Es fährt noch ziemlich gut.»
«Mannomann.»
Lol schloss gerade die Fahrertür auf, als ein Mann sagte: «Lol Robinson?» Dann blitzte es drei Mal. Lol war geblendet. Er taumelte gegen die Autotür. «Sorry, Kumpel», sagte der Mann. «Danke jedenfalls. Alles Gute.»
Cola sagte: «Sind wir jetzt ein Paar?»
Lol starrte dem Fotografen nach, der schnell wegging. Von der
Hereford Times
war er wohl nicht gekommen. Aber es war auch keine Verwechslung gewesen, schließlich hatte der Mann Lols Namen genannt.
Sie stiegen ins Auto, und Lol fuhr durch den Kreisverkehr und dann über die Greyfriars Bridge Richtung Ross.
Cola sagte: «Ich heiße in Wahrheit nicht mal Cola French, das ist nur mein Künstlername. Was soll man auch machen, wenn man Tracey Gilbert heißt?»
«Du hast gesagt, es war gelogen, dass du nichts damit zu tun hattest.» Lol fuhr in südlicher Richtung aus der Stadt heraus. Hier gab es kaum Vorortsiedlungen. «Was hast du damit gemeint?»
«Sie sieht sehr gut aus», sagte Cola. «Sie ist überhaupt nicht so, wie ich sie mir vorgestellt habe.»
«Nein. Was hast du gemeint? In was warst du angeblich nicht verwickelt?»
«Na gut. Dieser Polizist hat Piers gefragt, welche Sorte Leute zu seinen Partys gekommen sind. Nach dem Motto: Was für Leute interessieren sich denn so für sexuelle Magie? Als ob er gedacht hätte, jeder kommt im schwarzen Kapuzenumhang hin, und es werden Leute gefesselt oder Blutopfer gebracht. Na ja, ein paar solche Sachen gab’s natürlich. Aber das bekommt man am Anfang nicht mit. Man denkt einfach, alles wäre nur ein Spiel. Nicht ganz harmlos, aber immer noch ein Spiel.»
«Und du hast mitgespielt.»
«Ich dachte einfach … na ja, wie soll man Schriftstellerin werden, wenn man nichts erlebt hat? Das war aber nur am Anfang. Später habe ich gedacht: Will ich eigentlich wirklich
so eine
Schriftstellerin sein? Und da ist mir klargeworden, wie schlecht das alles war.
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