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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Körper von Lynsey Davies in seinem Transporter.»
    Merrily sah auf und nahm die Überraschung auf den Gesichtern der Leute wahr, die bisher nur Beerdigungen erlebt hatten, bei denen alles Unangenehme unter den Teppich gekehrt worden war.
    «Gomer hatte sich geirrt. Roddy Lodge hatte mit dem Feuer nichts zu tun. Aber Roddy hatte einen Ruf als Lügner und Betrüger. Gomer – und es gibt keinen netteren und wohlmeinenderen Menschen in meiner Gemeinde – hatte Roddy dämonisiert. Vielleicht auf die gleiche Art, auf die er später in
diesem
Dorf und in der gesamten Region zum Dämon erklärt wurde. Er wurde zum Monster gemacht.» Sie trat an den Sarg und legte ihre Hand auf den Deckel. «Dadrin liegt ein Monster. Was sollen wir damit machen?»
    Sie starrte die kleine Versammlung an.
    «Ich dachte, ich würde nie mehr etwas mit Roddy Lodge zu tun haben. Doch dann sagte ein anderer Bekannter von mir, ein Polizist aus Hereford, dass sich Roddy nach dieser Begegnung an mich erinnerte und mit mir sprechen wollte. Nun, dazu ist es nie gekommen – er hatte einen Anwalt angeheuert, der ihm davon abgeraten hat, mit mir oder sonst jemandem zu reden, der aber trotzdem zuließ, dass Roddy ein umfassendes Geständnis ablegte. Ich vermute, einige von Ihnen hier werden ihn kennen. Es war Mr.   Nye. Ryan Nye.»
    Sie sah Chris Cody an. Auf seinem geschorenen Kopf zeigte sich kurzes hellbraunes Stoppelhaar.
    «Ja, wir fanden   … dass Lodge einen Anwalt haben sollte.» Cody sah auf einmal viel jünger aus. Ein Straßenkind, ein Ausreißer, der eine höchst gewinnbringende Begabung in sich entdeckt hatte. «Wir haben Ryan zurate gezogen, als wir Roddy die Kapelle abgekauft haben. Wir haben ihm immer Aufträge verschafft, wenn wir konnten.»
    « Sie
haben dafür gesorgt, dass er Roddys Vertretung übernahm?»
    «Wir   … ja. Wir dachten, er braucht einen Anwalt.»
    Merrily nickte. «Mr.   Nye hat verhindert, dass ich mit Roddy sprechen konnte, und ich war froh darüber. Wir wollen hier ehrlich zueinander sein, also muss ich zugeben, dass ich – leider – froh war, nicht mit einem Monster reden zu müssen. Ich
wusste
nämlich, dass er eines ist, denn ich hatte sein Schlafzimmer gesehen, das mit Bildern von berühmten Frauen tapeziert war – alle tot. Und die Bilder waren mit Ausschnitten von Nacktaufnahmen ergänzt. Es war obszön, entwürdigend, krank. Ein Monster. Mein Bekannter, der Polizist, wollte jeden Efflapure in der Gegend ausgraben, weil er damit rechnete, unter manch einem von ihnen eine Leiche zu finden. Und ich glaube, ja, das könnte sein.»
    Sie fragte sich, wo Frannie Bliss jetzt war. Wie er reagieren würde, wenn Gomer ihm von Melanie erzählte. Am vernünftigsten wäre es von ihm, augenblicklich seine Dienststelle zu informieren, und das bedeutete, dass Huw und ihr nicht mehr viel Zeit blieb.
    «Und dann wollte Roddy nach Hause, und sie haben ihn zurückgebracht. Er hat drei Morde gestanden – sämtliche Morde, die mein Bekannter bei der Polizei ihm unterstellt hatte. Aber warum war Roddy so versessen auf dieses Geständnis? Warum wollte er der Polizei so schnell zeigen, wo er die Leichen vergraben hatte?Hatte Mr.   Nye ihm dazu geraten? Warum sollte Mr.   Nye seinem Mandanten solch einen Rat geben?»
    Sie sah Chris Cody an, der ihren Blick beunruhigt erwiderte.
    «Nun, Mr.   Nye ist nicht hier, also können wir auf diese Frage keine Antwort erwarten. Allerdings gab es noch einen anderen guten Grund, aus dem Roddy Lodge die Polizeidienststelle in Hereford – mit ihrer Ausrüstung, ihren elektrischen Sende- und Empfangsgeräten und dem beinahe unterirdisch gelegenen Verhörraum – unerträglich fand. Roddy hatte nämlich eine sogenannte Elektro-Hypersensibilität entwickelt. Er musste unbedingt dort raus, und es war ihm vollkommen gleichgültig, um welchen Preis.»
    Mit etwas mehr Selbstvertrauen fuhr sie fort: «Aber da war mehr als Elektrosmog, es musste einfach mehr dahinterstecken.»
    Dann sprach sie von Roddys Kindheit, seiner Einsamkeit in einem Männerhaushalt, seinen «Ersatzmüttern» und von dem eigenartigen Trost, den er im Reich der Toten fand.
    «Heißt das, dass er übersinnliche Fähigkeiten hatte? Konnte er die Toten wirklich sehen? Hatte er das entwickelt, was manche Leute mediale Begabung nennen? Andere würden natürlich sagen, er hat einfach bloß an Halluzinationen gelitten. Ich weiß nur, dass er schon damit aufgewachsen ist und dass er sich nie darüber aussprechen konnte.»
    Sie

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