Der Himmel ueber Dem Boesen
Könnte leicht sein, wenn sie den Engel unter den Kleidern getragen hat. Außerdem war es dunkel, un sie hatten’s eilig. Aber jetzt sin die Kleider verrottet, und so isser leicht zu sehen gewesen.»
Danke, Gomer.
Er wusste genauso gut wie Merrily, dass es nicht so gewesen sein konnte, denn der Stoff war nicht verrottet.
«Was sagen Sie dazu, Piers?»
«Was soll ich dazu sagen? Ich weiß ja nicht mal sicher, ob Sie wirklich etwas gefunden haben.»
Bliss sagte mit fester Stimme: «Sie haben sie dort vergraben, Kumpel. Fangen wir mal damit an und sehen wir, wohin uns das führt.»
«Sie
wagen
es, mich zu beschuldigen … vor all diesen Zeugen?»
«Ich bin sogar froh, endlich so weit zu sein.» Bliss öffnete die Tür zur Vorhalle. «Gehen Sie ruhig, wenn Sie möchten. Gehen Sie nach Hause, trinken Sie ein paar Gläser von Ihrem Lieblingswhiskey und legen Sie sich dann in aller Seelenruhe schlafen. Aber vielleicht liegen Sie ja auch die ganze Nacht wach und grübeln darüber nach, wie Sie sich noch aus dieser Sache herausreden können.»
Bliss improvisierte, dachte Merrily. Er hatte wahrscheinlich nicht einmal gesehen, was genau sich in dem Grab befand.
«Aber Sie können auch einfach morgen aufs Polizeipräsidium kommen und eine Aussage machen, wenn Ihnen das Publikum hier zu groß ist.» Bliss hielt die Tür immer noch offen, erstarrte kurz und trat dann einen Schritt zurück. «Ah, Mr. Laurence Robinson, so wahr ich hier stehe.»
Merrily rannte beinahe den Mittelgang hinunter zu ihm. Lol stand an der Tür und lächelte sie verlegen an, wie immer, wenn er sie in ihrer Soutane sah. Die schrägstehenden Alien-Augen aufseiner T-Shirt -Brust allerdings schienen sie sarkastisch anzustarren. Merrily blieb stehen.
«Falls Sie diese Dame abholen wollen, werden Sie noch eine ganze Weile warten müssen.» Bliss ließ Lol herein und zog die Tür zu.
«Wer zum Teufel ist das?» Connor-Crewe wirkte inzwischen stark verunsichert.
Lol sagte nichts. Er stellte sich zu Gomer in eine dunkle Ecke, in der eine Grabplatte eingelassen war. Ald. Joseph Albert Persham: 1894 – 1966.
«Und wenn Sie bei uns auf der Dienststelle vorbeikommen, dann können wir auch gleich Ihre Fingerabdrücke abnehmen und eine kleine DN A-Probe machen», sagte Bliss zu Connor-Crewe. «Damit müssten Sie ja Ihre Unschuld beweisen können, oder?»
«Sie können mir keine Angst einjagen», sagte Connor-Crewe. «Sie sind eine kleine Nummer, die Karriere machen will, aber dazu reicht Ihre Intelligenz nicht aus.»
«Aber mir jagt er Angst ein.» Chris Cody lehnte erschöpft am Ende einer Bank, rieb sich übers Gesicht und richtete seinen Blick dann auf Connor-Crewe. «Du hast keine Ahnung, oder, Piers? Du weißt nämlich nicht, wie solche Ermittlungen laufen können.»
Merrily schloss die Hand um den Engel. Sie starrte zusammen mit allen anderen diesen zierlichen Mann in seinem viel zu weiten Mantel an, der die gesamte Kirche und das Umland kaufen und wieder verkaufen könnte, falls ihm der Sinn danach stand.
«Das ist jetzt eine Morduntersuchung. Da werden sämtliche Rücksichten fallengelassen, besonders, wenn es um eine Frau oder ein Kind geht. Sie lügen, sie fälschen Beweise, sie machen dich fertig, Kumpel. Außerdem kommst du aus der besseren Gesellschaft und hast in diesem Scheiß-Oxford studiert. Und Snobs kriegen sie besonders gerne dran.»
«Chris, was soll das?» Connor-Crewe schwitzte.
«Wenn du da rausgehst», sagte Cody, «erwartet dich schon eine ganze Hundertschaft Polizisten. Sobald ich wusste, dass sie die Leiche gefunden haben, war mir klar, dass es das war – wir sitzen in der Falle.»
Merrily wechselte einen Blick mit Frannie Bliss. Die Spitze eines Engelsflügels bohrte sich in ihre Handfläche, und ihr war flau. Bliss aber wirkte völlig entspannt, als habe er diese Entwicklung schon erwartet und wundere sich nur, warum das alles so lange gedauert hatte. Sie sah sich nach Huw um, der auf der Kanzeltreppe saß, die Hände zwischen den Knien gefaltet, und mit gesenktem Kopf zuhörte.
Bliss fragte: «Wer hat Melanie getötet, Mr. Cody?»
Cody sah Piers Connor-Crewe an und sagte achselzuckend: «Lynsey natürlich … und zwar zusammen mit Fred West.»
Moira Cairns fuhr ziemlich langsam. Sie wirkte vollkommen locker. Anscheinend bekam sie überhaupt nichts von Janes Anspannung mit.
«Er war unheimlich gut.»
«Ja.»
«Als er am Anfang auf die Bühne kam, war ich echt nervös, aber dann hat er
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