Der Himmel ueber Dem Boesen
Todesopfer könnte noch viel länger sein als die, die beim Prozess gegen Rosemary West verlesen wurde.»
«Entschuldigen Sie …» Fergus Young wirkte wie ein Mann, der nun wirklich am Ende seiner Geduld angelangt war. «Ich verstehe nicht, was das alles soll. Es gibt keinen einzigen Beweis für eine Verbindung zwischen Underhowle und irgendetwas, das mit West zu tun hat, und ich finde nicht, dass wir eine konstruieren sollten. Lodge und Davies sind beide tot …
es ist vorbei
.»
«Nein. Nichts ist vorbei. Wenn Sie nicht erkennen, dass hinter alldem das leibhaftige Böse steckt …»
«Das leibhaftige Böse!»
Fergus sprang auf. «Das ist ein derartiger Unsinn! Und
verleumderischer
Unsinn noch dazu.»
Huw hielt die Flügel des Messingadlers umklammert. «WissenSie, normalerweise führe ich keine solchen Gespräche mit Nichtklerikern. Es bringt nämlich normalerweise nichts. Aber jetzt habe ich es mit einer Frau zu tun, die Energie aus einem schwarzen Loch gezogen hat, einem Ort, dem alle Menschlichkeit, alle Zärtlichkeit, alles Mitleid und jeder moralische Wert fehlten. Daraus hat sie ihre
Energie
gezogen! Verstehen Sie denn nicht, was das bedeutet?»
Merrily sagte mit sanfter Stimme: «Ich glaube, wir sollten einmal darüber nachdenken, was sie vorhatte. Nachdem Melanie aus dem Weg war, begann sie Roddys Leben umzuorganisieren. Vielleicht hat sie mit etwas angefangen, das eher unschuldig wirkte. Zum Beispiel damit, das Wohnzimmer in eine Bar umzuwandeln – nach dem Vorbild der Bar in der Cromwell Street. Und dann sein Schlafzimmer umzuräumen.»
Cherry Lodge flüsterte: «Ja.»
«Es gab zwei Schlafzimmer in dem Bungalow. Eins, das Roddy selbst eingerichtet hatte, und ein zweites, das Lynsey für ihn dekorierte. Mit schwarzen Bettlaken und erotischen Bildern von wunderschönen Frauen, die zufälligerweise tot waren. Damit hat sie die Verbindung zwischen Sex und Tod aufgegriffen und sie … verschärft. Als ob sie versucht hätte, ihn in jemand anderen zu verwandeln.»
Fergus sagte: «Jemand
anderen
?»
«Denken Sie selbst nach», forderte Huw Owen ihn auf.
«Das ist grotesk!»
«Außerdem hat sie seine sozialen Kontakte aufpoliert», sagte Merrily. «Der arme Jerome Banks glaubt, dass er derjenige war, der Roddy ermutigt hat, ein paar Mädchen anzusprechen. Aber in Wahrheit hat Lynsey ihm dieses Selbstvertrauen gegeben … und ihn außerdem zu einem Sexualstraftäter gemacht. So wie andere Leute Falken für die Jagd schulen.»
Piers Connor-Crewe schob sich aus seiner Bank und wandte sich dem Ausgang zu. «Ich habe genug gehört.»
Bliss stellte sich ihm in den Weg. «Das glaube ich nicht, Mr. Crewe.»
«Wollen Sie mich etwa am Gehen hindern?»
«Ich habe noch ein paar Fragen.»
«Die können Sie sich sonst wohin stecken, Inspector. Ich habe für heute endgültig genug von Ihnen.»
«Ich habe mich bloß gerade gefragt: Wenn Lynsey – oder jemand anders, aber eben nicht Lodge – Melanie Pullman umgebracht hat, wer hat sie dann begraben? Mir ist nämlich wieder eingefallen, dass Sie heute morgen sagten, Roddy hätte Ihnen seinen Bagger geliehen, um bei der Kapelle ein paar Gräben anzulegen. Und heute habe ich mich dort mit Mr. Parry ein bisschen umgesehen. Wissen Sie, man könnte mit einem Bagger – wie es Roddy vermutlich auch oft genug getan hat – von seiner Garage aus über den Feldweg zum Friedhof fahren. Das würde … so ungefähr zehn Minuten dauern. Bei Dunkelheit vielleicht ein bisschen länger?»
«Sie sind ja verrückt!»
«War nur so ein Gedanke. Weder Sie noch Lynsey hätten Melanie schließlich in nächster Nähe zur Kapelle begraben, denn es hätten irgendwann ja noch ernsthafte archäologische Grabungen stattfinden können. Und wo kann man eine Leiche einfacher loswerden als auf einem Friedhof? Und wer würde als Nächstes in diesem speziellen Grab bestattet – Tony Lodge? Aber höchstwahrscheinlich nicht in absehbarer Zukunft. Und wenn schon … falls jemand auf ein paar Knochen stieße, dann würde es gleich heißen: Huch, die Erdbewegungen haben wohl wieder mal einen Toten verschoben, da legen wir das Grab lieber einen Meter weiter weg an.»
«Aber dann wurde das hier gefunden.» Merrily hielt den Engel hoch. «Eine verräterische Grabbeigabe. Jedenfalls für uns.»
«Ja, das ist merkwürdig», sagte Bliss. «Ich verstehe nicht, warum sie die Kette nicht haben verschwinden lassen.»
Gomer hüstelte. «Ham sie vermutlich nich gesehn.
Weitere Kostenlose Bücher