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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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beherrscht und nicht in einer Schweißpfütze auf der Bühne steht.»
    «Laurence   …» Sie fasste ihn bei den Schultern. «Du kannst das. Du
musst
das machen. Womit verdienst du eigentlich dein Geld?»
    «Ein bisschen hiermit, ein bisschen damit, Tantiemen.»
    «Von Liedern? Von den alten
Hazey Jane
-Alben? Ich überlege gar nicht erst, wie viel das wohl sein kann. Was sagt denn deine Freundin dazu?»
    Lol versteifte sich. «Freundin?»
    «Die kleine Pfarrerin», sagte Moira geduldig. «Ich wette, selbst die kleine Pfarrerin verdient im Jahr mehr als du.»
    «Wer   … äh   … wer hat dir erzählt   …?»
    «Prof hat’s mir erzählt. Simon hat’s mir erzählt. Wenn das nicht was zu sagen hat – ich meine, jemandem, der mal verrückt war und sich als Seelenklempner ausbilden lässt, brauche ich das ja nicht zu erklären, aber du musst darüber wegkommen. Von den wiedergeborenen Eltern zurückgewiesen, und jetzt hast du eine Beziehung mit einer anglikanischen Pfarrerin. Soll das der große psychologische Durchbruch sein, oder was?»
    Lol starrte auf den Bettvorleger. «Darüber hätten sie nicht sprechen sollen.» Es klang jämmerlich.
    «Wer?»
    «Prof   … Simon.»
    Moira blinzelte. «Aber ihr habt doch was miteinander, oder? Du und die Pfarrerin. Ihr geht doch zusammen aus?»
    «Na ja, wir   …» Lol lächelte kläglich. «Wir bleiben zusammen zu Hause. Manchmal.»
    Moira starrte ihn an.
    «Oder jedenfalls gehen wir nicht groß zusammen in die Öffentlichkeit. Sie ist   … zwangsläufig, wie viele Pfarrerinnen, vor allem, wenn sie eine Gemeinde auf dem Land haben, ein bisschen unsicher, was das eine oder andere betrifft   … Einstellungen. Ich will es nicht noch schwieriger für sie machen.»
    Es fing an zu regnen, der Schauer trommelte gegen das nach Osten liegende Fenster.
    «Lol, welches Jahr haben wir jetzt?»
    «Ja, ich weiß, das klingt lächerlich. Aber wenn man bedenkt, dass sie auch noch diese andere   … diese andere Sache macht in der Diözese   …»
    «Exorzistin. Ja, ich weiß   …»
    «Sie zieht immer noch die Aufmerksamkeit auf sich», sagte Lol. «Ich meine, es gibt immer noch ziemlich wenige weibliche Pfarrer in Großbritannien und schon gar keine Frauen, die gleichzeitig   … Beraterinnen für spirituelle Grenzfragen sind. Wenn also die Presse mitkriegt, vor allem die lokale Presse   …»
    «Ah.» Moira dachte darüber nach, das Kinn in die Hand gestützt. «O.   k., verstehe. Frau, die ihren Lebensunterhalt damit verdient, böse Geister zu jagen, lässt sich mit einem Ex-Verrückten ein, der wegen Sexualverbrechen verurteilt wurde.»
    «Nicht gut, oder?»
    Moira schüttelte langsam den Kopf. «Echt, Laurence, du machst es dir aber auch nicht gerade leicht, oder?»
    Lol lächelte sein verzweifeltes Lächeln.

10   Koffein
    Am frühen Nachmittag – der Wind brachte starken Regen aus Wales, und der letzte Apfel war auf die Wiese des Pfarrhauses gefallen – kam die Polizei.
    Jedenfalls einer von ihnen: Detective Inspector Francis Bliss von der Kriminalpolizei in Hereford, was eine Erleichterung war, denn das hieß, er kam informell. DI Bliss saß an Merrilys Küchentisch und trank gierig seinen Kaffee. Er war unrasiert, war die ganze Nacht auf gewesen, konnte seine Aufregung nicht verbergen.
    «Merrily, wir haben einen Namen.»
    «Von   …?»
    «Der toten Person.»
    «Oh.»
    Sie waren beide früher in Merseyside gewesen, er und Merrily, wenn auch nicht gleichzeitig. Sie war dort Hilfspfarrerin, ihr erster Job als Geistliche, ihre Feuertaufe, aber alles in allem war es eine gute Zeit gewesen. Als sie in Liverpool angekommen war, war Frannie Bliss – ein untersetzter, rothaariger Katholik aus Kirby – schon weg. Es war Merrily nicht ganz klar, was ihn schließlich nach Hereford verschlagen hatte.
    Er legte seine Hände um den Kaffeebecher.
    «Lynsey Davies. Ist von hier. Und von ihrem Partner schon Mitte August als vermisst gemeldet worden – wenn ich ‹Partner› sage, meine ich damit,
einen
ihrer Partner. Jedenfalls ist er der Vater von zweien ihrer Kinder und hat vermutlich einen Erstanspruch.»
    «Einen Erstanspruch worauf?»
    «Auf die Entschädigungssumme, die den Hinterbliebenen eines Mordopfers zusteht. Heutzutage reden doch alle von Entschädigung. Es geht nicht um den Verlust, es geht darum, Profit daraus zu schlagen.»
    «Es war also keine liebevolle Beziehung.»
    «Mit Lodge?» Frannie Bliss schniefte. Merrily, die sogar in ihrem dicksten Wollpullover

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