Der Himmel ueber Dem Boesen
doch eine Tatsache, dass die Leute vom Land töten, ohne groß nachzudenken, oder? Bauern, Jäger – die stellen das doch gar nicht weiter in Frage.»
«Na ja, Jäger. Aber von der Jagd ist es immer noch ein weiter Weg bis dahin,
Menschen
zu jagen.» Sie schob ihre kalten Hände in die Jackenärmel. Die Autoheizung brachte ihr überhaupt nichts. Sie wollte einfach nicht ins Polizeirevier, um sich von einem Mörder Vertraulichkeiten zuflüstern zu lassen; sie wollte nach Hause.
«Ich weiß nicht», sagte Bliss. «Wenn Lodge jetzt bei Ihnen nicht auspackt, dann haben wir bei den Ermittlungen ein echtes Problem mit den Beweismitteln. Und deshalb würde ich gern noch ein paar von diesen Tanks heben. Und zwar morgen früh, sobald es hell wird.»
«Allein?»
«Na ja …» Bliss stellte die Scheibenwischer schneller. «Es gibt in der Tat eine kleine logistische Schwierigkeit, Merrily. Ich möchte ein paar Efflapures ausgraben, okay? Jetzt könnte ich denlangen Dienstweg nehmen und die notwendigen Formulare ausfüllen, dann hätte ich sicher auch ein paar professionelle Baggerfahrer dabei. Allerdings auch einen Trupp netter Dorfpolizisten samt vorgesetztem Kommissar in grünen Gummistiefeln. Und dann heißt es: Tschüs, Frannie, danke für deine Hilfe.»
«So ist es eben», sagte Merrily, «da kann man nichts machen.»
«Aber überlegen Sie mal, was das kosten würde … Und außerdem würden die bestimmt eine Menge hübscher Gärten ruinieren. Also, was ich sagen will … es wäre doch viel besser und viel diskreter, wenn wir das Ganze unauffällig mit jemandem bewerkstelligen, der sich mit Efflapures auskennt.»
«Das ist ein Argument, ja.»
«Ist ’n guter Typ, Ihr Mr. Parry», sagte Bliss. «Ein sehr fähiger Unternehmer, das sagen alle.»
Merrily fuhr auf.
«Ver gessen
Sie’s!»
«Aber das ist die beste Lösung! Er kann sie ausgraben und wieder einsetzen, wahrscheinlich ist das Ergebnis hinterher sogar besser als vorher.»
«Aber Gomer hat mit Roddy Lodge noch ein persönliches Hühnchen zu rupfen!»
«Deshalb ist er wahrscheinlich froh über diese Gelegenheit.»
«Frannie, Sie sind
verantwortungslos
.»
«Merrily, was kann er denn machen? Selbst Beweise suchen? Selber ein paar Leichen beibringen? – Es wurde doch bei dem Brand bestimmt nicht sein gesamter Maschinenpark zerstört. Ich meine, er wird doch in der Lage sein, an einen Bagger zu kommen?»
«Darauf antworte ich nicht mal.»
«Das haben Sie gerade», sagte Bliss. «Danke, Hochwürden.»
Sie starrte aus dem Fenster. «Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir hier voll beschlagnahmt werden sollen. Gomer und ich.»
«Jetzt werden Sie mal nicht melodramatisch, Merrily.»
«Aber vielleicht liegt das nur an Ihnen», sagte Sie, «und Ihrem unersättlichen Ehrgeiz.»
Bliss lachte. Sie erreichten die Spitze eines Hügels, und vor ihnen lag wie ein beleuchteter Flippertisch das Städtchen Hereford.
Nachdem die Aufnahmen beendet waren, drängten sich alle – bis auf Lol – in der kleinen Küche hinter dem Studio, wo Prof Levin seine Cappuccino-Maschine angeworfen hatte. An der Wand über dem Spülbecken hing der Cover-Entwurf für Lols Album. Man sah ihn in Schwarzweiß auf einem leeren Feld stehen. Er trug sein Roswell-Alien-Sweatshirt, und jemand hatte ihn dazu gebracht, seine Brille abzunehmen, sodass er total orientierungslos wirkte – was in Janes Augen ein ziemlich schlauer Schachzug war. Der Titel des Albums war quer über das Foto gedruckt:
Das sah cool aus. Es war überhaupt ein cooles Cover. Als wäre Lol weggeholt und wiedergebracht worden, aber nicht dahin, wo er vorher gewesen war. Sein Name würde nicht vorne auf dem Cover stehen, sodass die Leute es sich genau ansehen mussten, um herauszufinden, von wem das Album war.
Jane fragte Prof Levin: «Ob es diesmal mit dem Erfolg klappen wird?»
«Jane, was soll ich dazu sagen? Es ist ein wunderbares und eigenwilliges Album. Ein bisschen Mundpropaganda wird schon nötig sein.»
«Manche Leute sagen ja, dass ich ein sehr loses Mundwerk habe.»
«Na, dann mal los.»
«Und Eirion ist supergut darin, im Internet rumzumanipulieren.»
«Das wird alles helfen.» Prof Levin trug ein übergroßes
King of the Hill
-Shirt. Sein weißgrauer Bart war frisch getrimmt. Laut Eirion war er
Der Mann
.
Im Moment machte Eirion gerade
Die Frau
an. Er versuchte es auf seine unschuldige, nervöse Art, ganz liebenswürdig und mit roten Wangen, und er versicherte ihr, er hätte all
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