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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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auf.
«Ich?»
    «Offenbar eine Nebenwirkung, wenn man Beraterin für spirituelle Grenzfragen ist.» Jane legte ihre Hand auf den Tisch, und ihr Blick traf den von Merrily. «Ich meine, wenn du ein Haus oder so exorzierst, muss es ja so sein, dass nicht
du
es tust, sondern Gott. Du bist nur das Vehikel. Wenn man Zweifel hat, hält man sich raus. Gott wird schon einen Weg finden.»
    «Nein.»
    «Denk mal drüber nach», sagte Jane. «Sie hat dich ausgesucht. Dieser ganze Quatsch von einem Engel über
deiner
Kirche. Und dann schmeißt sie dir achtzig Riesen hin. Die will was. Sie stehen im Fadenkreuz, Frau Pfarrer.»
    Merrily nahm Janes ernstes Gesicht in sich auf, ihr Haar, das sie hinter die Ohren geschoben hatte – es war dunkler geworden. Ein Gesicht, das sie noch nie gesehen hatte? Merrily spürte einen panischen Stich und war mit einem Mal sehr glücklich darüber, dass sie Jane nicht
alles
erzählt hatte, was in diesen nervenaufreibenden Stunden unter Chapel House vorgefallen war.
    Jetzt erlaubte sie sich aber doch noch eine kleine Provokation. «Ich kann mir nicht helfen, aber ich bin doch ein bisschen überrascht über diese rationale, um nicht zu sagen zynische Argumentation von jemandem, der in Vollmondnächten auf der Wiese stand und feierlich rituelle Beschwörungsformeln gemurmelt hat.»
    «Da war ich noch ein
Kind

    «Das war letztes Jahr!»
    «Sieh mal   …» Jane pflanzte beide Hände flach auf den Tisch und lehnte sich vor. «Beunruhigt dich das nicht wenigstens ein
bisschen
? Sie mag ja aussehen wie ein welkes Schneeglöckchen, aber du hast es hier mit einem ehemaligen Fernseh-Menschen zu tun, einer Top-Geschäftsfrau, der überall Läden gehören und die wahrscheinlich noch
nie
was gemacht hat, was nicht öffentlichkeitswirksam gewesen wäre   …»
    «Das Geld ist für die Kirche, nicht für mich.»
    «Für
deine
Kirche.»
    «Was – findest du denn, ich sollte es mir von Ted wiederholen?»
    Jane schüttelte hilflos den Kopf. «Ich weiß nicht. Aber ich wäre an deiner Stelle wirklich, wirklich vorsichtig.»
    Merrily sagte nichts. Sie dachte an das, was Jenny Box neulich abends auf dem Marktplatz gesagt hatte.
«Es ist nicht vorbei, wissen Sie   … diese Dinge sind nicht vorbei   … diese Dinge haben noch nicht mal richtig begonnen.»
Nein, das wusste sie nicht, und sie wusste auch nicht, was das alles bedeuten sollte.
    «Wenn du nämlich denkst, dass Gott schon für dich sorgt und dich vor jedem Scheiß beschützt   –»
    «Jane   –»
    «So wie er Gomer beschützt hat. Und
Nev

    Merrily schloss die Augen. Nicht heute Abend,
bitte
. «Gut.» Sie atmete langsam ein und aus. «Gut, ich hab es wohl nicht besonders gut gemacht. Ich hätte sie nach bestimmten Dingen fragen sollen und habe es nicht getan. Vielleicht ist mir einfach zu viel im Kopf rumgegangen wegen dieser   … Polizeisache. Die jetzt aber wahrscheinlich sowieso vorbei ist.»
    «Vorbei? Für Gomer aber nicht! Und für Lol auch nicht, der mit alldem wahrscheinlich überhaupt nichts zu tun hätte, wenn du nicht   –»
    «Was?»
    Jane zuckte schlechtgelaunt die Achseln. «Das ist bloß noch so eine Sache, die du dir aus den Händen gleiten lässt, oder?»
    «Oh, wirklich.»
Das wird jetzt kein Streit
. «Ich habe immer wieder versucht, ihn anzurufen.»
    «Du hast vielleicht mehr Probleme, als du denkst, Hochwürden. Vielleicht hat Onkel Ted ja recht   –»
    «Ich weiß nicht   –»
    «–   wenn er sagt, das Beratungsamt übernimmt dein Leben. Und dabei weiß er noch nicht mal, was es mit deinem gesunden Menschenverstand angerichtet hat.»
    Merrily presste die Lippen zusammen. Verdammte Pubertät. Warum hatte bloß noch niemand eine Hormonreduzierungs-Therapie erfunden?
    «Wie ist es denn nun ausgegangen mit der Driscoll?», sagte Jane. «Danke für die Kekse, wir sehen uns dann in der Kirche?»
    «Sie   …» Merrily starrte in den erkaltenden Tee. «Sie hat mich gebeten, etwas für sie zu tun. Sie wollte, dass ich ihre private Kapelle neu weihe. Im Keller.»
    Jane lächelte höhnisch. «Und?»
    «Keine Konsekration. Aber eine Segnung. Wahrscheinlich.»
    Das Ausatmen ihrer Tochter war wie ein langsamer Einstich. Die Küche schien größer und kälter zu sein als sonst.
    «Was hätte ich denn sagen sollen, Jane? Das ist nun mal das, was ich mache!»
    «Und was du machst, ist natürlich von großer spiritueller, um nicht zu sagen
kosmischer
Bedeutung. Selbst, wenn alles nur
Phantasie
ist. Während wir einfachen

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